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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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setzte, als er von Björn’s Entdeckung hörte, seine Schiffe wieder in Stand und zog zur Aufsuchung der von diesem gesehenen Länder aus. Er landet nacheinander an einer steinigen, trostlosen Ebene, der er den Namen Helluland gab und worin man ohne Schwierigkeit New-Foundland wiedererkennt, ferner an einer niedrigen, sandigen Küste, hinter der sich ein Saum dunkler, aber durch den Gesang unzähliger Vögel belebter Wälder hinstreckte. Zum dritten Male geht er in See und erreicht, nach Süden steuernd, die Bai von Rhode-Island, mit mildem Klima, deren Wasser so sehr von Lachsen wimmelte, daß er sich hier längere Zeit niederließ und aus Brettern und Planken große Gebäude errichtete, die er Leifsbudir (Leif’s Haus) nannte. Hierauf beorderte er einige seiner Leute, die Umgegend in Augenschein zu nehmen, und diese kamen mit der frohen Botschaft zurück, daß im Innern des Landes der wilde Weinstock gedeihe, weshalb jenes den Namen »Vinland« erhielt. Im Frühlinge des Jahres 1001 fuhr Leif dann, nachdem er seine Schiffe mit Fellen, Trauben, Holz und anderen Erzeugnissen des Landes reich beladen, nach Grönland zurück und hatte inzwischen auch beobachtet, daß der kürzeste Tag in Vinland noch neun Stunden währte, wodurch es möglich geworden ist, die Lage von Leifsbudir unter 41°24‘10” zu bestimmen. Dieser gelungene Entdeckungszug, sowie die Rettung einer norwegischen Barke mit fünfzehn Mann, erwarb dem Sohne Erik’s den Beinamen des Glücklichen.
    Seine Expedition erregte allgemeines Aufsehen und die Erzählungen von den Wundern des Landes, in dem Leif verweilt hatte, veranlaßten seinen Bruder Thorwald, mit dreißig Mann dahin abzusegeln. Nachdem er den Winter in Leifsbudir zugebracht, untersuchte Thorwald die Küsten weiter nach Süden, kehrte im Herbst nach Vinland zurück und segelte im folgenden Jahre, 1004, längs des Ufers von Leifsbudir nach Norden. Während der Rückkehr trafen die Normannen zum ersten Male mit Eskimos zusammen, welche sie ohne Veranlassung unbarmherzig ermordeten. In der darauf folgenden Nacht sahen sie sich aber plötzlich von einer zahlreichen Flottille von Kayacs umringt, aus der eine Wolke von Pfeilen auf sie zuflog. Thorwald, der Führer der Expedition, wurde allein tödtlich verwundet, und seine Gefährten begruben ihn auf einem Vorgebirge, dem sie den Namen »das Vorgebirge des Kreuzes« gaben.
    Am Golf von Boston fand man im 18. Jahrhundert ein ausgemauertes Grab mit Gebeinen und einem eisernen Säbelgefäß; da die Indianer dieses Metall nicht kannten, konnte dieses Skelet ihrem Stamme nicht angehören; ebenso konnte es sich hier nicht um die Ueberreste eines im 16. Jahrhundert gelandeten Europäers handeln, deren Säbel nicht diese so charakteristische Form hatten. Man hat darin vielmehr das Grab eines Skandinaven wiedererkennen wollen, wenn auch nicht gerade das Thorwald’s, des Sohnes Erik’s des Rothen.
    Im Frühjahre 1007 verließen drei Schiffe mit hundertsechzig Mann und vielen Thieren den Eriksfjord, um eine dauernde Niederlassung zu begründen. Die Auswanderer bekamen Helluland, Markland und Vinland zu Gesicht und landeten an einer Insel, wo sie Baracken errichteten und schon die Bearbeitung des Bodens begannen. Man muß jedoch annehmen, daß sie hierbei nicht mit der nöthigen Umsicht und Vorsicht zu Werke gegangen seien, denn der Winter überraschte sie ohne Lebensmittelvorräthe, so daß sie arg vom Hunger litten. Zum Glück kamen sie auf den Gedanken, einstweilen nach dem Festlande zurückzukehren, wo sie das Ende des Winters in leidlichen Verhältnissen abwarten konnten.
    Zu Anfang des Jahres 1008 zogen sie wieder zur Aufsuchung von Leifsbudir aus und ließen sich an der Mount-Hope-Bai, und zwar an dem, Leif’s früherer Ansiedlung gegenüberliegenden Ufer nieder. Hier wurden zuerst einige Verbindungen mit den in den Sagas »Skrellings« genannten Eingebornen angeknüpft, unter welch’ Letzteren man die Eskimos ohne Schwierigkeit wiedererkennt. Die erste Begegnung mit denselben verlief ganz friedlich und es entwickelte sich ein, beide Theile zufriedenstellender Tauschhandel bis zu dem Tage, da das Verlangen der Eskimos nach eisernen Aexten, deren Auslieferung die Norweger stets verweigert hatten, jene zu feindlichen Angriffen und Gewalthätigkeiten trieb, welche die neuen Ansiedler nach dreijährigem Aufenthalt zur Rückkehr in ihr Vaterland veranlaßten, ohne von ihrer Niederlassung auf amerikanischem Boden auch nur eine Spur zu

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