Die Entdeckung der Erde
die Spuren ihrer Raubzüge und ihres Aufenthaltes kennbar zurück.
Diese Seeräuber wurden damals, statt wie heute, vom Gesetze unerbittlich bestraft zu werden, unter jener barbarischen oder halbcivilisirten Gesellschaft nicht allein ermuthigt, sondern sogar von den »Skalden« besungen, welche jene ritterlichen Kämpfe, Abenteurerzüge und die Aeußerungen urwüchsiger Kraft mit enthusiastischen Lobpreisungen feierten. Vom 8. Jahrhundert ab besuchten diese furchtbaren Seehelden die Orkaden, die Hebriden, die Shetlands-Inseln und die Färöer, wo sie irische Mönche antrafen, die sich daselbst schon seit einem Jahrhundert niedergelassen hatten, um die heidnischen Urbewohner zu bekehren.
Gegen 861 wurde ein norwegischer Pirat, Namens Naddod, vom Sturm nach einer schneebedeckten Insel verschlagen, die er Snöland (Schneeland) taufte, ein Name, der in späterer Zeit in Island (Eisland) umgeändert wurde. Auch hier begegneten die Normannen in den Bezirken von Papeya und Popili den irischen Mönchen, welche man Papis nannte.
Wenige Jahre später kam Ingolf in das Land und gründete Reijkiawik. Im Jahre 885 unterwarf Harold Haarfager ganz Norwegen seinen Waffen und sandte eine zahlreiche Flotte mit vielen Unzufriedenen nach Island. Hier bildete sich allmählich eine republikanische Regierung aus, welche im Mutterlande eben gestürzt worden war, und bestand auch bis 1261, zu welcher Zeit Island unter die Herrschaft der norwegischen Könige kam.
Kaum hatten sich jene abenteuerlustigen und durch Jagd auf Robben und Walrosse an weite Fahrten gewöhnten Leute in Island eingebürgert, als sie auch schon wieder ihre Irrfahrten anfingen und weit hinaus nach Westen segelten, wobei Guumbjörn, nur drei Jahre nach der Ankunft Ingolf’s, die weißglänzenden Gebirgsspitzen Grönlands entdeckte. Fünf Jahre später fand Erik der Rothe, der von Island eines Mordes wegen verbannt worden war, unter 64. Grad nördlicher Breite die Küsten des von Guumbjörn gesehenen Landes wieder. Die Unfruchtbarkeit des Landes und die hier aufgethürmten Eismassen bestimmten ihn jedoch, weiter im Süden ein milderes Klima und offeneres, wildreicheres Land aufzusuchen. Er umschiffte also das Cap Farewell an der unteren Spitze Grönlands, ließ sich auf der Ostküste desselben nieder und errichtete hier für sich und seine Gefährten sehr geräumige Wohnstätten, deren Ueberreste von Jörgensen in unseren Tagen wieder aufgefunden wurden. Die Landschaft hier mochte wohl mit Recht den Namen, »Grünes Land« (Grönland) verdienen, den ihm die Normannen beilegten; seitdem freilich hat die jährlich beträchtliche Zunahme der Gletscher aus der ganzen Landschaft eine traurige Einöde gemacht.
Erik ging einmal nach Island, um seine Freunde aufzusuchen; im Jahre seiner Rückkehr nach Brattahalida (so hieß seine Niederlassung) schlossen sich ihm vierzehn Schiffe mit Auswanderern an. Das war ein wahrer Auszug, der etwa in das Jahr 1000 zu setzen sein wird. In gleichem Schritt mit der Erweiterung der Hilfsquellen nahm auch die Bevölkerung Grönlands zu, und im Jahre 1121 wurde Gardar, die Hauptstadt des Landes, der Sitz eines Bischofs, der bis nach Columbus’ Entdeckung der Antillen hier residirte.
Im Jahre 986 kam Björn Herjulfsson von Norwegen nach Island, um hier den Winter in Gesellschaft seines Vaters zu verbringen, stach aber, als er hörte, daß dieser mit Erik dem Rothen nach Grönland fortgezogen sei, sofort wieder in’s Meer. Auf gut Glück hin suchte der junge Mann nun ein Land, dessen Lage er nicht einmal genau kannte, und die Strömungen trugen ihn nach Gestaden hin, welche man für Neu-Schottland oder Maine hält. Endlich gelangte er doch nach Grönland, wo ihm Erik, der mächtige, normannische »Jarl«, ernstliche Vorwürfe darüber machte, daß er die Länder, nach welchen ihn ein glücklicher Zufall geführt, nicht näher erforscht habe,
Erik hatte eben seinen Sohn Leif an den norwegischen Hof gesendet, ein Beweis, daß zwischen der Hauptstadt und den Kolonien ziemlich lebhafte Verbindungen bestanden haben mögen. Der König, der sich inzwischen zum Christenthum bekannt, hatte eben eine Gesandtschaft nach Island abgeschickt, um den Odhin-Cultus aufzuheben. Auch Leif gab er mehrere Priester mit, welche die Grönländer belehren und in den Grundwahrheiten des Christenthums unterrichten sollten; kaum in sein Vaterland zurückgekehrt, ließ der junge Abenteurer die frommen Männer unbekümmert an der Erfüllung ihres Auftrages arbeiten,
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