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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den er indeß auch nur ganz kurze Zeit führte, weil ihn schon sechs Tage später der Tod ereilte.
    Die berühmt gewordene »Victoria« ward sehr lange Zeit im Hafen von Sevilla aufbewahrt, ging aber trotz aller darauf verwendeten Sorgfalt doch endlich in Stücke.

Drittes Capitel.
Die Polar-Expeditionen und die Aufsuchung der Nordwestpassage.
I.
    Die Normannen. – Erik der Rothe. – Die Zeni. – Jean Cabot. – Cortereal. – Sebastian Cabot. – Willoughby. – Chancellor.
     
    Durch die Entdeckung Islands, dem Thule der Sage und jenes »cronischen« Oceans, dessen Untiefen und Eis die Schifffahrt so gefährlich machen, wo die Nächte so hell sind wie bei uns die Dämmerung, hatte Pytheas den Skandinaven den Weg nach Norden eröffnet. Die Ueberlieferung der von den Alten ausgeführten Reisen bis zu den Arcaden, den Färöer und Island lebte bei den irländischen Mönchen fort, diesen gelehrten und muthigen Männern, von deren Unternehmungsgeiste die von ihnen auf allen Inseln gegründeten Niederlassungen Zeugniß geben. Sie waren gleichsam die Piloten der »Normannen«, ein Name, mit dem man im Allgemeinen die skandinavischen, d. h. die norwegischen und dänischen Seeräuber bezeichnet, welche sich im Mittelalter dem gesammten Europa so furchtbar machten. Sind auch alle Nachrichten der Alten, der Griechen und Römer, über diese hyperboräischen Länder nur sehr unbestimmt und sozusagen fabelhaft, so ist das nicht der Fall bezüglich der abenteuerlichen Fahrten jener »Männer des Nordens«. Die »Sagas« – so hießen die isländischen und dänischen Volkslieder mit historischem Inhalt – sind verläßlicher, als man zuerst annehmen mochte, und die zahlreichen Ueberlieferungen, welche wir ihnen verdanken, werden noch tagtäglich durch archäologische Entdeckungen in Grönland, Island, Norwegen und Dänemark bestätigt. Hier bietet sich eine lange Zeit unbekannte und jedenfalls nicht ausgenutzte Quelle der werthvollsten Aufschlüsse, deren Eröffnung man dem gelehrten Dänen C. C. Rafn verdankt und die uns über die vorcolumbische Entdeckung des amerikanischen Continents authentische Thatsachen von höchstem Interesse mittheilt.
    Norwegen war ein armes, aber stark bevölkertes Land; dieser Umstand veranlaßte eine fortwährende Auswanderung, welche es einem nicht geringen Theile der Bewohner erlaubte, in gesegneteren Landstrichen die nothwendige Nahrung zu suchen, die der eisige Boden des Vaterlandes nicht gedeihen ließ. Hatten die Auswanderer dann ein reicheres Land gefunden, das ihnen eine hinlängliche Beute lieferte, so zogen sie nach der Heimat zurück und mit dem nächsten Frühlinge wieder hinaus in Begleitung vieler, Solcher, welche das Verlangen nach Gewinn und die Liebe zu einem leichten, kämpfereichen Leben mit hinauslockte.
    Unerschrockene Jäger und Fischer, gewöhnt an die Gefahren der Schifffahrt zwischen dem Festlande und jener Anhäufung von Inseln und Felsen, welche jenes umgürten, als wollten sie es gegen den Andrang des Meeres vertheidigen, durch jene engen und tiefen Fjorde, die von einem Riesenschwerte in das Land geschnitten erscheinen, fuhren sie auf Eichen-Schiffen hinaus und setzten die Anwohner der Nordsee und des Canals schon durch ihre Erscheinung in Furcht und Schrecken. Ihre Fahrzeuge besaßen oft nicht einmal ein Verdeck, waren groß oder klein, lang oder kurz gebaut, liefen am Vordertheile aber meist in einen ungeheuren Sporn aus, über den sich der Steven hoch aufbaute, so daß daraus etwa die Form eines
S
entstand. Die »
Hällristningar
« – so nannte man gewisse graphische Darstellungen, die sich an den Strandfelsen Norwegens und Schwedens vielfach vorfinden – geben uns eine genaue Vorstellung von jenen schnellen Fahrzeugen, welche oft eine starke Besatzung trugen, wie z.B. von der »langen Schlange« Olaf Trygyvason’s, welche zweiunddreißig Ruderbänke und neunzig Mann Besatzung hatte, dem Schiffe Kanut’s mit sechzig und den beiden Schiffen Olaf des Heiligen mit einer Mannschaft von zweihundert Köpfen. Die Könige des Meeres, wie man diese Abenteurer häufig nannte, lebten fast ausschließlich auf dem Ocean, siedelten sich niemals auf dem Lande an, zogen von der Plünderung eines Schlosses nur zur Einäscherung eines Klosters weiter, verwüsteten die Gestade Frankreichs, segelten die Flüsse hinauf, vorzüglich die Seine bis nach Paris, durchstreiften das Mittelmeer bis Konstantinopel, verweilten später bei Sicilien und ließen überall in der bekannten Welt

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