Die Entdeckung der Erde
am 27. April 1521 die Führung der »Conception« übernahm und Juan Lopez de Carvalho folgte, als diesem seiner Unfähigkeit wegen das Commando abgenommen worden war. Seine Mannschaft bestand aus dreiundfünfzig Europäern und dreizehn Indianern; vierundfünfzig Europäer blieben damals in Tidor auf der »Trinidad« zurück.
Nachdem sie zwischen den Inseln Caivan, Laigoma, Sigo, Giofi, Cafi, Laboan, Toliman, Bachian, Mata und Batutiga hingesegelt war, ließ die »Victoria« die letztere im Westen liegen, steuerte nach Westsüdwest und verweilte während der Nacht bei der Insel Sula oder Xula. Zehn Meilen von hier ankerten die Spanier vor Buru, Bougainville’s Boëro, wo sie frischen Proviant faßten. Fünfunddreißig Meilen weiter hielten sie dann in Banda an, wo man Macis-und Muscatnüsse findet; ferner in Solor, einem Hafenplatze für den Handel mit weißem Sandelholz. Hier rasteten sie vierzehn Tage behufs Ausbesserung ihres Schiffes, das mehrfache Beschädigungen erlitten hatte, und versorgten sich mit reichlichen Mengen von Wachs und Pfeffer; später ankerten sie bei Timor, wo sie sich nur dadurch neue Lebensmittel verschaffen konnten, daß sie einen mit seinem Sohne an Bord gekommenen Häuptling eines Dorfes daselbst zurückbehielten. Nach dieser Insel kamen viele Tjonken von Luzon und »Praos« aus Malakka und Java, welche hier mit Sandelholz und Pfeffer ziemlich umfänglichen Handel trieben. Auf der weiteren Fahrt berührten die Spanier Java, wo zu jener Zeit, wie es scheint, die »Sutties« schon gebräuchlich waren, welche man auch heutzutage in Indien noch wiederfindet.
Unter den Erzählungen, welche Pigafetta, ohne selbst recht daran zu glauben, einflicht, ist eine besonders wunderbar. Sie handelt von einem riesigen Vogel, dem Epyornis, von dem man noch im Jahre 1850 auf Madagaskar Knochen und ungeheuer große Eier gefunden hat. Es beweist das, wie vorsichtig man damit sein muß, eine Menge jener uns fabelhaft erscheinenden Legenden ohne Weiteres in das Bereich erfundener Wunder zu verweisen, da ihr Kern nicht selten etwas Wahres enthält.
»Im Norden von Groß-Java, berichtet Pigafetta, giebt es am chinesischen Golfe einen gewaltigen Baum, Campanganghi nannte man ihn, wo sich gewisse Vögel, die Garulas, aufhalten, welche so groß und so stark sind, daß sie einen Büffel und selbst einen Elephanten aufheben und ihn fliegend nach einem Theile des Baumes bringen, der als Puzathaer bezeichnet wird.« Diese Legende erhält sich bei den Persern und Arabern seit dem 9. Jahrhundert und jener Vogel spielt in den Erzählungen der Letzteren unter dem Namen »Rock« eine sehr hervorragende Rolle. Es darf also gar nicht allzu sehr auffallen, wenn Pigafetta bei den Malayen einer ähnlichen Tradition begegnete.
Von Groß-Java aus umschiffte die, »Victoria« die Halbinsel Malakka, welche von dem großen Albuquerque schon seit zehn Jahren unterworfen war. In deren Nähe befand sich Siam und Cambodje, sowie Chiempa, wo der Rhabarber heimisch ist. Diese Substanz findet man auf folgende Art und Weise: »Eine Gesellschaft von zwanzig bis fünfundzwanzig Mann begiebt sich in den Wald und verbringt die Nacht auf Bäumen, um sich gegen die Löwen – man erinnere sich, daß es hier gar keine Löwen giebt – und andere wilde Thiere zu sichern und gleichzeitig den Duft vom Rhabarber besser wahrzunehmen, den der Wind mit sich führt. Gegen Morgen gehen die Leute nach der Richtung hin, von der der Geruch herkam, und suchen da nach Rhabarber, bis sie denselben auffinden. Der Rhabarber ist das vermoderte Holz eines großen Baumes, dessen Geruch von der Fäulniß selbst herrührt; der werthvollste Theil des Baumes ist die Wurzel, doch hat der Stamm, den man »Calama« nennt, die nämlichen medicinischen Eigenschaften.«
Dieses Pröbchen beweist, daß wir für unsere botanischen Kenntnisse bei Pigafetta eine Erweiterung nicht suchen dürfen; wir liefen zu ernstlich Gefahr, die Märchen für Wahrheit zu nehmen, die ihm ein Maure, bei dem jener seine Erkundigungen einzog, erzählte. So schildert der lombardische Reisende mit größtem Ernste die phantastischsten Einzelheiten von China und verfällt in die schwersten Irrthümer, welche dagegen sein Zeitgenosse Duarte Barbosa glücklich vermieden hat. Durch diesen Letzteren wissen wir auch, daß der Handel mit »Anfian«, d. i. Opium, schon zu jener Zeit blühte.
Als die »Victoria« die Gegend von Malakka verlassen, trug Sebastian del Cano dafür Sorge, die Küste von
Weitere Kostenlose Bücher