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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Handelsgesellschaften hatten wiederholt für sich beträchtlich niedrigere Eingangszölle zu erlangen gewußt, bis sie den Handel Englands endlich ganz monopolisirten. Cabot meinte nun, die Engländer besäßen so gut wie jene das Zeug dazu, Fabrikanten zu werden, und die schon mächtige Marine des Landes werde ausgezeichnete Dienste leisten können, die Erzeugnisse des Bodens und der Gewerbthätigkeit auszuführen. Weshalb zu Fremden seine Zuflucht nehmen, wenn man sich selbst genug war? War es auch noch nicht gelungen, China und Indien auf nordwestlichem Wege zu erreichen, warum sollte man diesen Versuch nicht auf nordöstlichem Wege wagen? Und selbst, wenn dieser nicht zum gewünschten Ziele führte, konnte man dabei nicht vielleicht auf weit handelsthätigere, civilisirtere Völkerschaften treffen, als jene elenden Eskimos der Gestade von Labrador und Neufundland? Cabot rief in London eine Versammlung der hervorragendsten Kaufleute zusammen, welche sich nach Anhörung seiner Pläne zu einer Gesellschaft vereinigten und ihn am 14. December 1551 zum lebenslänglichen Vorsitzenden derselben ernannten. Gleichzeitig suchte er eifrig auf den König einzuwirken und setzte auch, als er ihm die Nachtheile des Handelsmonopols der Ausländer für seine eigenen Unterthanen klar dargelegt, am 23. Februar 1552 die Aufhebung desselben durch, womit er die Praxis des Freihandels eigentlich in’s Leben rief.
    Die Gesellschaft der englischen Händler, welche den Namen der »Abenteuer-Fahrer« annahm, beeilte sich nun, Schiffe bauen zu lassen, die für die schwierigere Fahrt in den arktischen Meeren geeignet wären. Die erste von Cabot eingeführte Verbesserung der englischen Marine bestand in der Verdoppelung des Kieles, ein Verfahren, das er in Spanien gesehen, das sich in England aber noch nicht verbreitet hatte.
    In Deptford vereinigte man eine Flotte von drei Fahrzeugen. Es waren das die »Buona-Speranza«, deren Führung Sir Hugh Willoughby, einem unerschrockenen kriegsgeübten Edelmanne, anvertraut wurde; die »Buona-Confidencia«, Kapitän Corvil Durforth, und die »Buonaventure«, Kapitän Richard Chancellor, ein gewandter Seemann und specieller Freund Cabot’s, der den Titel des Ober-Steuermannes erhielt. Segelmeister der Buonaventure« war Stefan Burrough, ein durchgebildeter Seefahrer, der noch viele Male die nordischen Meere besuchen und später General-Pilot Englands werden sollte.
    Wenn das vorgerückte Lebensalter und seine wichtigen Aemter Cabot verhinderten, sich selbst an die Spitze der Expedition zu stellen, so ließ er es sich doch angelegen sein, alle Details der Ausrüstung zu überwachen.
     

    Schiffbruch des »Buonaventure«. (S. 435.)
     
    Er entwarf sogar Instructionen, die sich bis auf unsere Zeit erhalten haben und die Klugheit und Geschicklichkeit dieses hervorragenden Seefahrers erkennen lassen. Er empfiehlt den Gebrauch des Logs, eines Instrumentes zur Messung der Fahrgeschwindigkeit eines Schiffes, verlangt vor Allem die regelmäßige Führung eines Tagebuches über alle Vorkommnisse auf dem Meere, und dringt darauf, alle Nachrichten über den Charakter, die Sitten, Gewohnheiten und Hülfsquellen der etwa besuchten Völker und die Erzeugnisse der fremden Länder schriftlich niederzulegen. Den Eingebornen sollte man nicht gewaltthätig, sondern stets zuvorkommend begegnen.
     

    Gestalt der neuen Erde. (Facsimile. Alter Kupferstich.)
     
    Alles Fluchen und Schwören ebenso wie Trunkenheit ist streng zu bestrafen. Die Religionsübungen sind genau vorgeschrieben; Morgens und Abends soll ein Gebet abgehalten, einmal des Tages die heilige Schrift gelesen werden. Schließlich legt er Allen Frieden und Eintracht besonders an’s Herz, erinnert die Kapitäne an die große Bedeutung ihres Unternehmens und die Ehre, welche es ihnen zu bringen verspricht, unter der Versicherung, daß er sein Gebet für den glücklichen Ausgang des gemeinschaftlichen Werkes mit dem ihrigen vereinigen werde.
    Am 20. Mai 1553 ging das Geschwader unter Segel, im Beisein des Hofes, der in Greenwich, wohin große Volksmassen zusammengelaufen waren, zusammenkam, während der König selbst an den vorhergehenden Festen und Lustbarkeiten kränklichkeitshalber nicht theilnehmen konnte. Nahe den Lofoten, an der Küste Norwegens und etwa in der Höhe von Wardhöus, wurde das Geschwader von der »Buonaventure« getrennt. Vom Sturme fortgetrieben, gelangten Willoughby’s beide Schiffe jedenfalls bis Novaja-Semlja, wurden hier aber durch

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