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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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widersetzten sie sich entschlossen jeder Landung der Fremdlinge, und als drei Spanier versucht hatten, Früchte von einer Palme herabzuholen, kam es zu einem ernsthaften Kampfe, in dem dreihundert Eingeborne das Leben einbüßten, während auch fünfundzwanzig Spanier kampfunfähig gemacht wurden. Das war Cabot zu viel; schnell brachte er seine Verwundeten im Fort San Spirito unter und zog sich, unter Abwehrung immer wiederholter Angriffe, vorsichtig zurück.
    Cabot hatte schon zwei seiner Untergebenen an den Kaiser geschickt, um diesem von der Widersetzlichkeit seiner Kapitäne und von den Gründen Meldung zu machen, die ihn gezwungen hatten, seine Reiseroute zu ändern, während er ihn gleichzeitig um Unterstützung durch Nachschub von Mannschaften und Lebensmitteln ersuchte. Endlich traf die Antwort ein. Der Kaiser billigte Cabot’s Maßnahmen, befahl ihm, das Land, in dem er sich aufhielt, zu kolonisiren, sandte aber weder einen Mann, noch einen Maravedi zu Hilfe. Cabot versuchte nun, sich im Lande selbst die nöthigsten Hilfsquellen zu erschließen, und machte einige schüchterne Anfänge zur Cultur des Bodens. Um seine Truppen in Athem zu erhalten, unterwarf er sich die benachbarten Volksstämme, legte verschiedene Befestigungen an und zog in’s Land hinein bis Potosie und zu den Wasserläufen der Anden, welche das Atlantische Becken speisen. Endlich traf er Vorbereitungen, bis Peru vorzudringen, von woher das Gold und Silber stammte, das er im Besitz der Eingebornen sah; zur Eroberung so ausgedehnter Gebiete bedurfte er jedoch einer stärkeren Truppenmacht, als er zusammenbringen konnte. Auch der Kaiser war freilich außer Stande, mehr Soldaten zu senden. Die Kriege in Europa erschöpften seine Hilfsquellen, die Cortes verweigerten weitere Geldmittel und die Molukken hatte sich gar Portugal schon angeeignet. Nachdem er unter so mißlichen Umständen fünf Jahre hindurch im Lande ausgehalten, immer in Erwartung der Hilfe, welche niemals eintreffen sollte, ließ Cabot seine Niederlassungen zum Theile räumen, und kehrte mit der größeren Anzahl seiner Leute nach Spanien zurück. Der Rest, nämlich hundertfünfundzwanzig Mann, der zur Bewachung des Forts San-Spirito zurückgeblieben war, kam nach vielen Wechselfällen, deren Erzählung uns hier zu weit führen würde, entweder von der Hand der Indianer um oder mußte sich nach der Küste Brasiliens in die portugiesischen Niederlassungen flüchten. Von den Pferden, welche Cabot mitgebracht hatte, stammt die ausgezeichnete wilde Pferde-Race her, die heute in zahlreichen Heerden die Pampas von La Plata durchschwärmt, das ist aber auch das einzige dauernde Resultat dieser Expedition.
    Bald nach seinem Wiedereintreffen in Spanien verzichtete Cabot auf seine Stellung und ließ sich wieder in Bristol nieder, gegen 1548, d. h. zu Anfang der Regierung Eduard’s VI. Was die Veranlassung zu diesem Wechsel gewesen, ob Cabot unwillig darüber geworden, daß man ihn während obiger Expedition ganz auf seine eigenen Kräfte beschränkt gelassen hatte, oder er sich durch die Art und Weise, seine Dienste zu belohnen, beleidigt gefühlt, davon wissen wir nichts Zuverlässiges. Karl V. benutzte jedoch eiligst die Abreise Cabot’s, um dessen Pension zu streichen, die Eduard VI. jenem allerdings ersetzte, indem er ihm jährlich 250 Mark, gleich etwas über 116 Pfund Sterling, eine für jene Zeit recht ansehnliche Summe aussetzte.
    Der Stellung nach, welche Cabot in England einnahm, kann man ihn nur etwa als Marine-Intendanten bezeichnen, denn er hatte unter Autorität des Königs und des Stadtrathes die Aufsicht über Alles, was das Seewesen betraf. Er ertheilt Urlaub, examinirt die Piloten, setzt Instructionen für die Schiffer auf und entwirft die Seekarten, gewiß eine vielseitige Beschäftigung, für welche er, was ja selten vorkommen dürfte, die erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnisse wirklich besaß. Gleichzeitig unterrichtete er den jungen König in der Kosmographie, erläuterte ihm die Abweichung des Kompasses und wußte ihn für das Seewesen und den Ruhm zu gewinnen, der durch maritime Entdeckungen zu erwerben sei. Er nahm also eine hervorragende, in ihrer Art einzig dastehende Stellung ein. Cabot benutzte dieselbe zur Ausführung eines Projectes, das ihm schon lange am Herzen lag.
    Jener Zeit gab es in England so gut wie gar keinen Welthandel. Die Hansestädte Antwerpen, Hamburg, Bremen u.s.w. beherrschten gänzlich den Verkehr. Diese

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