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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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denselben herabhängen ließ, um die fürchterlichen Stöße des andrängenden Eises wenigstens zu schwächen.
    »Frobisher selbst wurde aus seinem Kurse geworfen. Da es ihm unmöglich war, sein Geschwader wieder zu treffen, fuhr er an der Küste Grönlands weiter durch die Straße, welche später den Namen Davis-Straße erhielt, und drang bis nach der Bai Comtesse-Warwik vor. Nachdem er seine Schiffe mit dem eigentlich zur Erbauung von Wohnhäusern bestimmten Holze ausgebessert, lud er fünfhundert Tonnen solcher Steine, wie er schon früher mit heimgebracht hatte. Da er nun aber die Jahreszeit für schon zu vorgeschritten hielt und auch die Wahrnehmung machte, daß der Mundvorrath theils aufgezehrt, theils mit der »Dennis« verloren, das Holz zu etwaigen Wohnungen bei der Reparatur der Fahrzeuge aber verbraucht worden war und er überdies vierzig Mann verloren hatte, schlug er am 31. August den Weg nach England wieder ein. Unwetter und Stürme begleiteten ihn bis zum Gestade der Heimat.« An neuen Entdeckungen lieferte die Expedition allerdings nicht das geringste Ergebniß, und auch die mit so großer Gefahr erlangten Gesteine erwiesen sich als werthlos.
    Das war die letzte arktische Reise Frobisher’s. Im Jahre 1585 finden wir ihn als Viceadmiral Drake’s wieder; 1588 zeichnete er sich gegen die unbezwingliche Armada aus; 1590 begleitete er die Flotte Walter Raleigh’s nach den Küsten von Spanien; endlich wird er bei einer Landung in Frankreich verwundet und stirbt, noch bevor er im Stande ist, sein Geschwader nach Portsmouth zurückzuführen.
    Leitete die Reisen Frobisher’s nur die Sucht nach Gewinn, so darf man nicht den Seefahrer, sondern muß dafür den Geist der Zeit verantwortlich machen. Jedenfalls hat er unter schwierigen Umständen und mit Hilfsmitteln, deren Unzulänglichkeit uns nur ein Lächeln abnöthigt, achtungswerthe Proben von Muth, Gewandtheit und Ausdauer abgelegt. Ohne Zweifel gebührt Frobisher der Ruhm, seinen Landsleuten den Weg gezeigt und die ersten Entdeckungen in jenen Theilen der Erde gemacht zu haben, in denen England sich später noch so ehrenvoll auszeichnen sollte.
    Mußte man auch auf die Hoffnung verzichten, in den Polargebieten ebenso goldreiche Gegenden wie etwa Peru aufzufinden, so war das doch noch kein Grund, die Aufsuchung einer Nordwestpassage nach China aufzugeben. Die erfahrendsten Seeleute theilten diese Anschauung, welche unter den Kaufleuten Londons stets viele Anhänger zählte. Mit Unterstützung mehrerer hoher Persönlichkeiten wurden also wiederum zwei Schiffe, die »Sunshine« von 50 Tonnen mit dreiundzwanzig Mann Besatzung, und die »Moonshine« von 35 Tonnen ausgerüstet, welche Portsmouth am 7. Juni 1585 unter der Führung John Davis’ verließen.
    Dieser entdeckte den Eingang zu der Meerenge, die seinen Namen erhielt, und segelte mitten durch ungeheuere Eisfelder, doch erst nachdem sich seine durch die Stöße der Schollen und das Krachen der Eisblöcke erschreckte Mannschaft daran ein wenig gewöhnt hatte. Am 20. Juli bekam Davis Desolationsland zu Gesicht, ohne hier anlaufen zu können. Neun Tage später begab er sich nach der Gilbert-Bai, wo er mit der sehr friedlichen Bevölkerung gegen einige Kleinigkeiten Seekalbhäute und Pelzfelle eintauschte. Diese Eingebornen strömten wenige Tage später in so großer Anzahl herbei, daß nicht weniger als siebenunddreißig Canots die Schiffe Davis’ umschwärmten. Hier beobachtete der Seemann auch ansehnliche Mengen schwimmenden Holzes, darunter einen ganzen Baum von sechzig Fuß Länge. Am 6. August ging er in der Nähe eines goldfarbigen Berges in der Tottneß-Bai, dem er den Namen Raleigh gab, vor Anker; gleichzeitig taufte er zwei Caps des Festlandes von Cumberland, welchen er die Namen Dyer-und Walsingham-Cap beilegte.
    Noch elf Tage lang segelte Davis in einem eisfreien, ausgedehnten Meere, dessen Wasser die Farbe der Oceanwellen hatte, nach Norden weiter. Schon glaubte er in dem Meere zu sein, das mit dem Pacifischen Ocean communicirte, als die Witterung plötzlich umschlug und so trüb und dunstig wurde, daß er sich zur Rückkehr nach Yarmouth gezwungen sah, wo er am 30. September landete.
    Davis besaß das Geschick, seine Rheder mit derselben Hoffnung zu erfüllen, die ihn selbst beseelte. Am 7. Mai des folgenden Jahres (1586) reiste er auch wiederum mit den beiden Schiffen ab, welche zur vorigen Expedition gedient hatten; zu diesen traten jedoch noch die »Mermaid« von 120 Tonnen und die

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