Die Entdeckung der Erde
Nassau und traf drei Tage später auf das erste Eis. Bis zum 3. August versuchte er sich Bahn zu brechen, indem er von den verschiedensten Seiten gegen das Eis anfuhr, und bis zu den Orange-Inseln am Ende von Nowaja-Semlja zurückwich, wobei er unter einundneunzigmaliger Veränderung seines Kurses 1700 Meilen zurücklegte.
Kaum jemals dürfte wohl ein Seefahrer eine solche Ausdauer bewiesen haben. Hierzu kommt noch, daß er bei diesen langen Kreuz-und Querzügen die Breiten vieler einzelner Punkte astronomisch mit merkwürdiger Genauigkeit bestimmte. Endlich verlangte die, dieses unfruchtbaren Kampfes müde Mannschaft ihre Entlassung und er mußte nach Texel zurückkehren.
Die erreichten Resultate wurden für so wichtig gehalten, daß die Staaten von Holland im nächstfolgenden Jahre Jakob von Heemskerke mit dem Commando über sieben Schiffe betrauten, zu deren ersten Piloten Barentz ernannt wurde. Nachdem dieses Geschwader verschiedene Punkte Nowaja-Semljas und Asiens angelaufen, mußte es vor dem Eise zurückweichen, ohne daß irgend eine bedeutende Entdeckung gemacht worden war, und am 18. September nach Holland umkehren.
Gewöhnlich ist Regierungen nicht die Ausdauer eigen wie Privatpersonen. Die immerhin beträchtliche Flotte des Jahres 1595 hatte eigentlich nichts ausgerichtet und doch enorme Summen gekostet. Das reichte hin, die Generalstaaten zu entmuthigen. Jetzt traten aber die Kaufleute Amsterdams an die Stelle der Regierung, welche sich begnügte, dem Entdecker einer nordöstlichen Durchfahrt einen Preis zuzusichern, und rüsteten zwei Fahrzeuge aus deren Oberbefehl sie Heemskerke und Johann Cornelißon Ripp übergaben. Barentz führte zwar nur den Titel eines Piloten, war aber in der That der eigentliche Führer des Ganzen. Der Berichterstatter über diese Reise, Gerrit de Veer, war ebenfalls als Hochbootsmann mit eingeschifft.
Am 10. Mai 1596 verließen die Holländer Amsterdam, kamen an den Shetlandsinseln und den Faröern vorüber und sahen am 5. Juni das erste Eis, »worüber wir sehr erstaunt waren, da wir es für weiße Schwäne gehalten hatten«. Im Süden von Spitzbergen, in der Gegend der Bäreninseln gingen sie am 11. Juni an’s Land. Hier sammelten sie eine große Menge Möveneier und erlegten, etwas entfernt von dem Strande, mit großer Mühe einen weißen Bären, der dem von Barentz entdeckten Lande den Namen verleihen sollte. Am 19. Juni ankerten sie wieder bei einem ausgedehnten Lande, das sie für einen Theil Grönlands ansahen, und dem sie, seiner spitzen Berge wegen, den Namen Spitzbergen beilegten; sie nahmen auch einen beträchtlichen Theil von dessen Ostküste näher in Augenschein. Vom Eise zur Rückkehr bis zur Bäreninsel genöthigt, trennten sie sich hier von Johann Ripp, der noch einen Versuch machen sollte, gegen Norden vorzudringen. Am 11. Juli befanden sie sich in den benachbarten Gewässern des Caps Kanin und erreichten fünf Tage später die Westküste von Nowaja-Semlja, das damals übrigens Willougby-Land hieß. Nun wechselten sie wieder den Kurs, segelten nach Norden und langten am 19. bei der Insel Croix an, wo das am Ufer noch festhaftende Eis ihnen den Weg versperrte. Hier verweilten sie bis zum 4. August und umschifften zwei Tage später das Cap Nassau. Nach mehreren Wechselfällen, deren Aufzählung zu weit führen würde, erreichten sie die Orange-Inseln am nördlichen Ende Nowaja-Semljas. Von hier aus gingen sie längs der Ostküste hinab, sahen sich aber bald gezwungen, einen Hafen anzulaufen, wo sie vom Eise vollständig eingeschlossen wurden und »wo sie bei strengster Kälte und unter bitterem Mangel und Entbehrungen aller Art den ganzen Winter hinbringen mußten«. Man schrieb damals den 26. August. »Am 30. begannen unter starkem Schneegestöber die Eisschollen um unser Schiff sich aufzuthürmen. Letzteres wurde dabei emporgehoben und ringsum eingeschlossen, so daß Alles, was rund umher in der Nähe war, furchtbar zu krachen und zu knacken anfing. Es schien, als müsse das Schiff in tausend Stücke gehen; mit einem Wort, eine so entsetzliche Lage, daß sich uns die Haare sträubten. In ähnlicher Gefahr schwebte das Schiff, als sich später Eis auch darunter ansammelte, und es stieß oder hin und her warf, als würde es durch ein Instrument gehoben.« Bald krachte das Fahrzeug in allen Fugen so bedenklich, daß die Klugheit empfahl, einen Vorrath an Lebensmitteln, Segel, Pulver, Blei, Arquebusen und andere Waffen aus demselben zu entfernen und ein Zelt
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