Die Entdeckung der Erde
Pinasse »North-Star« hinzu. Als er die Südspitze Grönlands am 25. Juni erreichte, beorderte Davis, die »Sunshine« und »North-Star« nach Norden zu gehen, um an der Ostküste eine Durchfahrt zu suchen, während er denselben Weg wie im verwichenen Jahre einschlug und in die Meerenge eindrang, die bis zum 69. Grade der Breite seinen Namen führt. Dieses Mal zeigte sich aber viel mehr Eis, und am 17. Juli begegnete die Expedition einem Eisfelde von solcher Größe, daß sie dreizehn Tage längs des Randes desselben hinsegelte. Der Wind wurde, wenn er über diese Eiswüste strich, so kalt, daß Tauwerk und Segel gefroren und die Matrosen sich weigerten, noch weiter zu gehen. Davis mußte nach Südosten umkehren. Hier untersuchte er ganz Cumberland, ohne die gesuchte Durchfahrt zu finden, und schlug nach einem Scharmützel mit den Eskimos, das ihm drei Todte und zwei Verwundete kostete, wieder den Weg nach England ein.
Obwohl seine Bemühungen auch diesmal nicht von Erfolg gekrönt wurden, verlor Davis dennoch die Hoffnung nicht, wie ein von ihm an die »Compagnie« gerichteter Brief beweist, in welchem er sich äußert, daß er die Möglichkeit einer Durchfahrt fast bis zur Gewißheit erprobt habe. In der Voraussicht, daß es dennoch schwer halten würde, die Absendung einer neuen Expedition durchzusetzen, fügte er hinzu, daß die Kosten des Unternehmens reichlich durch die Ausbeute an Walrossen, Robben und Walfischen gedeckt werden würden, welche Thiere hier in so großer Zahl vorkämen, als hätten sie in diesen Gewässern ihre Quartiere aufgeschlagen Wirklich ging er am 15. Mai 1587 noch einmal mit der »Sunshine« und der »Elisabeth« von Darmouth und der »Helene« von London unter Segel. Dieses Mal gelangte er noch höher hinauf als je vorher, denn er erreichte 72°12’ nördlicher Breite, d. h. etwa die Breite von Uppernavik, und bekam auch Handerson’s Hope in Sicht. Vom Eise aufgehalten, mußte er nun rückwärts steuern, wobei er durch den Frobisher-Sund segelte und nach Durchmessung eines weiten Golfes unter 61°10’ in Sicht eines Caps kam, dem er den Namen Chudleigh gab. Dieses Vorgebirge gehört übrigens zur Küste von Labrador und bildet den südlichen Eingang der Hudsons-Bai. Nachdem er längs des Gestades Amerikas bis herab zum 52. Grade gekommen, schlug Davis den Weg nach England ein, wo er am 15. September glücklich wieder eintraf.
War das eigentliche Problem aller dieser Fahrten auch nicht gelöst worden, so hatte man doch sehr wichtige Resultate erzielt, denen man damals freilich keinen so hohen Werth beilegte.
Innere Ansicht des Hauses. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 461.)
Fast die Hälfte der Baffins-Bai ward erforscht und man erlangte verläßliche Kenntnisse über deren Ufer und die Völkerschaften, welche daselbst wohnten. Vom geographischen Gesichtspunkte aus darf man diese Ergebnisse gewiß nicht gering anschlagen, wenn sie die Kaufleute der City auch erklärlicher Weise nicht besonders befriedigten. Die Engländer stellten deshalb alle weiteren Versuche, durch den Nordosten vorzudringen, ziemlich lange Zeit gänzlich ein.
Nova Zembla. (Facsimile. Alter Kupferstich.)
Jetzt trat ein neues Volk auf den Schauplatz. Kaum von dem Joche Spaniens befreit, inaugurirten die Holländer ihre geschickte Handelspolitik, die ihrem Vaterlande ungeahnte Macht und Wohlstand verleihen sollte, durch wiederholt abgesendete Expeditionen, welche nach Nordosten segelnd einen Weg nach China aufsuchen sollten; dasselbe Project also, das auch Cabot schon früher aufgestellt und das England den russischen Handel eröffnet hatte. Mit ihrem praktischen Instinct wußten sich die Holländer bezüglich des englischen Seewesens stets auf dem Laufenden zu erhalten; sie hatten in Kola und Archangel sogar Comptoirs errichtet, doch sie wollten noch weiter gehen und neue Absatzwege suchen. Da das Karische Meer ihnen zu viele Schwierigkeiten zu bieten schien, beschlossen sie auf den Rath des Kosmographen Plancius, nördlich von Nowaja-Semlja einen Weg aufzusuchen. Die Kaufleute Amsterdams wendeten sich also an einen erfahrenen Seemann, den auf der Insel Terschelling in der Nähe von Texel gebornen Wilhelm Barentz. Dieser segelte im Jahre logs von Texel mit der »Mercure« ab, umschiffte das Nordcap, kam an der Insel Weigatz vorüber und befand sich am 4. Juli in Sicht der Küste von Nowaja-Semlja unter 73°25’ der Breite. Er fuhr längs der Küste weiter, ging am 10. Juli um das Cap
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