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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Evangelium St. Johannes,
In principis
u.s.w., zum Theil vor, machte über die armen Kranken das Zeichen des Kreuzes und flehte zu Gott, daß er ihnen die Erkenntniß unseres heiligen Glaubens verleihen und sie der Gnade der christlichen Gemeinschaft und der Taufe theilhaftig werden lassen möge. Dann ergriff der Kapitän ein Horenbuch und las daraus die Passionsgeschichte Unseres Herrn und Heilands laut und so ergreifend vor, daß ihn Alle verstehen konnten, denn das arme Volk verhielt sich dabei ganz still, blickte gen Himmel und ahmte dieselben Ceremonien nach, die es uns vornehmen sah«. Nach Besichtigung des Landes, das man bis dreißig Meilen im Umkreis in der Höhe des Mont-Royal überschauen konnte, und nach Einholung einiger Kenntniß über die Fälle und Stromschnellen des St. Lorenzo, begab sich Jacques Cartier nach Canada zurück, wo er bald wieder bei seinen Schiffen eintraf. Wir verdanken ihm die ersten Nachrichten über den Rauchtabak, der nicht im ganzen Gebiete der Neuen Welt in Gebrauch gewesen zu sein scheint. »Sie haben ein Kraut, sagt er, von dem sie den Sommer über für den Winter eine große Menge ansammeln; sie schätzen dasselbe hoch und die Männer machen davon in folgender Weise Gebrauch: sie lassen es an der Sonne trocknen und tragen es in einem kleinen Lederbeutel am Halse mit einer Art Horn aus Stein oder Holz; dann zerkleinern sie das betreffende dürre Kraut zu Pulver und bringen dasselbe in das eine Ende jenes Hörnchens; nachher legen sie eine glühende Kohle darauf und saugen durch das andere Ende, wobei sie den ganzen Körper mit Rauch erfüllen, so daß er ihnen aus Mund und Nase, wie aus Schornsteinöffnungen, wieder herausdringt. Wir haben genannten Rauch auch versucht, uns schien er jedoch, wenn wir davon etwas davon im Munde hatten, als wäre Pfeffer darin, so brennend kam er uns vor.« Im December wurden die Eingebornen von Stadacone von einer ansteckenden Krankheit befallen, nämlich vom Scorbut. »Genannte Krankheit gewann gegen Mitte Februar auf unserem Schiffe eine solche Verbreitung, daß unter dem Bestand von hundertzehn Mann kaum zehn noch gesund waren.« Weder Bitten und Gebete, noch Gelübde zu Notre-Dame de Roquamadour brachten die ersehnte Erleichterung. Bis zum 18. April starben fünfundzwanzig Franzosen, und nicht Bier gab es, welche von der Krankheit überhaupt niemals ergriffen worden waren. Da belehrte ein Häuptling der Wilden aber Jacques Cartier, daß die Abkochung und der Saft eines gewissen Baumes, unter dem man die canadische Weide oder Berberitze zu erkennen geglaubt hat, sich hierin sehr heilsam erwiesen habe. Sobald Zwei oder Drei die wohlthätigen Wirkungen dieses Mittels an sich erprobt hatten, »entstand ein so heftiges Verlangen nach dieser Arznei, daß man sich fast umbrachte, nur um zuerst davon zu erhalten; so daß ein Baum, der an Größe und Dicke alle übertraf, die mir jemals vor Augen gekommen sind, binnen acht Tagen aufgebraucht war, und eine so unbestreitbare Wirkung äußerte, daß, wenn alle Aerzte von Louvain und Montpellier mit allen Droguen Alexandriens bei der Hand gewesen wären, sie nicht so viel in einem Jahre ausgerichtet hätten, wie genannter Baum in acht Tagen.«
    Als Cartier einige Zeit darauf zu bemerken glaubte, daß Donnaconna einen Aufstand gegen die Franzosen anzuzetteln suchte, ließ er diesen nebst neun anderen Wilden ergreifen, um sie nach Frankreich zu bringen, wo sie jedoch bald starben. Am 6. Mai ging er im Hafen von St. Croix unter Segel, fuhr den San-Lorenzo hinab und langte nach einer durch keinerlei Zwischenfälle gestörten Seefahrt am 16 Juli 1536 in St. Malo an.
    Franz I. beschloß in Folge des Berichtes, den ihm der Kapitän von seiner Reise erstattete, das Land thatsächlich in Besitz zu nehmen. Nach Ernennung François de la Roque’s, Freiherrn von Roberval, zum Vicekönig von Canada, rüstete er fünf Schiffe mit Proviant und Schießbedarf für zwei Jahre aus, welche Roberval und eine gewisse Zahl Soldaten, Handwerker und Edelleute nach der neuen Kolonie überführen sollten.
     

    Zwei canadische Könige. (S. 444.)
     
    Am 23. Mai 1541 lichtete das Geschwader die Anker, brauchte aber in Folge widriger Winde drei volle Monate, um nach Neufundland zu gelangen. Cartier erreichte den Hafen von St. Croix am 23. August. Sobald er seine Ladung gelöscht, schickte er zwei seiner Schiffe nach Frankreich mit einem Briefe an den König zurück, der diesem meldete, was bis jetzt geschehen, daß der Freiherr von

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