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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dichten Mantel, was übrigens nicht wenig zur Erhöhung der Luftwärme im Innern beitrug.
    Wenn sie einmal in’s Freie gehen wollten, mußten sich die Holländer stets einen Gang im Schnee aushöhlen. Nacht für Nacht hörten sie zuerst die Bären und dann die Füchse auf dem Dache des Hauses herumlaufen, welche immer versuchten, die Planken desselben abzuheben, um in das Innere zu gelangen. Später gewöhnten diese sich sogar, in den Schornstein, wie in ein Schilderhäuschen, hineinzukriechen, wo die Insassen des Hauses sie leicht schießen und fangen konnten. Man hatte auch eine große Menge Schlingen gelegt, in denen sich viele Blaufüchse singen, deren kostbare Felle sie wirksam gegen die Kälte schützten und deren Fleisch ihnen gestattete, an ihren Vorräthen zu sparen. Immer lustig und guter Dinge ertrugen sie wohl oder übel die lange Weile der Polarnacht und die Strenge des Frostes. Letzterer steigerte sich dermaßen, daß, als sie einmal zwei bis drei Tage wegen des durch den Wind zurückgetriebenen Rauches nicht so viel Feuer wie gewöhnlich hatten unterhalten können, es im Innern des Hauses so heftig fror, daß Wände und Fußboden zwei Finger dick mit Eis belegt waren, selbst in den Schlafräumen der armen Leute. Der Xeres mußte erst aufgethaut werden, bevor er, wie das jeden zweiten Tag geschah, in der Menge einer halben Pinte für den Mann vertheilt werden konnte.
    Am 7. December dauerte die rauhe Witterung unter einem schrecklichen Sturm aus Nordosten gleichmäßig fort, nur daß dieser eine wahrhaft entsetzliche Kälte mitbrachte. »Da wir kein Mittel kannten, uns dagegen zu schützen, und Alle überlegten, was wohl am Besten zu thun sei, schlug Einer von uns vor, jene Steinkohle zu benutzen, die wir von dem Schiffe nach dem Hause geschafft hatten, weil diese ein sehr lebhaftes und andauerndes Feuer gebe. Gegen Abend machten wir ein tüchtiges Feuer mit Steinkohle, das eine angenehme Wärme verbreitete; wir beachteten freilich nicht, was die Folge davon sein könne; da die Wärme nämlich uns so gar angenehm war, suchten wir sie so lange als möglich zu erhalten. Wir verstopften also alle Oeffnungen nebst dem Kamine möglichst sorgfältig, um die erzielte Wärme abzuschließen. Jeder begab sich nun zum Schlafen in seine Kabane, wo wir Alle, da uns die milde Temperatur wirklich neu belebte, noch lange plauderten. Endlich aber befiel uns, Einen mehr als den Anderen, eine Art Schwindel, was wir zuerst an einem unserer Kameraden bemerkten, der schon längere Zeit krank lag und jene Schädlichkeit also weniger lange ertragen konnte. Wir selbst aber empfanden bald auch eine eigenthümliche Beängstigung, so daß Einige, welche noch ganz wach waren, die Kabane verließen und wenigstens den Eingang zum Kamin und dann den Hauseingang wieder öffneten. Der aber, der letzteres unternahm, fiel fast augenblicklich besinnungslos zu Boden, worauf ich eiligst hinzulief und jenen schon halb todt fand. Ich beschaffte mir nun schnellstens etwas Essig und rieb ihm das Gesicht so lange, bis er wieder zu sich kam. Endlich, als wir Alle jenen merkwürdigen Anfall gänzlich überwunden hatten, theilte der Kapitän als Herzstärkung etwas Wein unter uns aus….
    »Auch am 11. dauerte die helle Witterung mit einer so furchtbaren Kälte fort, daß es Niemand glauben würde, der sie nicht selbst erlebt hat; die Schuhe froren uns dabei buchstäblich an die Füße, wurden so hart wie Horn und waren sogar inwendig mit Eis überzogen, so daß wir sie gar nicht mehr gebrauchen konnten. Die Kleider an unserem Körper bedeckten sich mit einer Schicht von Reif und Eis.«
    Am 25. December, also zu Weihnachten, blieb die Witterung ebenso rauh wie die vorhergehenden Tage. Die Füchse stürmten ordentlich das Haus, was einer der Matrosen für eine schlechte Vorbedeutung ansah und, als man ihn fragte warum, die Antwort gab: »Weil wir sie nicht in einem Topfe kochen oder am Spieße braten können, was ein gutes Vorzeichen gewesen wäre«.
    Endete das Jahr 1596 mit einer wirklich außerordentlichen Kälte, so gestaltete sich der Anfang von 1597 auch nicht angenehmer. Schneestürme und wahrhafte Hagelschauer machten es den Holländern unmöglich, das Haus zu verlassen. Sie feierten aber trotzdem das Fest der heiligen drei Könige in der Wohnung sehr heiter, wie der ebenso ergreifende wie naive Bericht Gerrit de Veer’s mittheilt. »Wir baten also den Kapitän, um uns inmitten der elendesten Lage doch einmal ein wenig zu zerstreuen, um

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