Die Entdeckung der Erde
verschiedene Früchte, sehr erfreut. Dieser Häuptling, Namens Latu, näherte sich dem Schiffe auch selbst in einer großen, den holländischen Schlitten ähnlichen Segel-Pirogue und begleitet von fünfundzwanzig anderen Booten Er wagte es nicht, an Bord der »Concorde« zu gehen; sein Sohn besaß jedoch mehr Muth und nahm mit großer Neugier Alles, was er sah, genau in Augenschein. Am nächsten Tage kamen die Piroguen in noch größerer Anzahl wieder, und die Holländer erkannten aus gewissen Anzeichen, daß es auf einen Angriff abgesehen sei. Wirklich prasselt ganz unvermuthet ein dichter Steinhagel auf das Schiff nieder; die Piroguen drängen sich näher heran und die Holländer sind, um sie abzuwehren, genöthigt, eine Gewehrsalve auf dieselben abzugeben. Diese Insel erhielt, gewiß mit vollem Rechte, den Namen die Verräther-Insel.
Drei wurden ohne jede Veranlassung von den Eingebornen getödtet. (S. 508.)
Man schrieb jetzt den 18. Mai. Lemaire ließ nun nach Norden wenden, um im Norden von Neu-Guinea nach den Molukken zu gelangen. Wahrscheinlich kam er auf diesem Wege bei den Gruppen der Salomons-, der Admiralitäts-und der Tausend-Inseln vorüber; dann folgte er der Küste von Guinea vom 143. Grade ab bis zur Geelwink-Bai. Er ging häufig an’s Land und benannte sehr viele Punkte, z.B. die Fünfundzwanzig-Inseln, die wohl einen Theil der Admiralitäts-Inselgruppe bilden, die Hohe Ecke, den Hohen Berg (Hoog-Berg), der einem Theile der benachbarten Küste der Kornelis-Kinerz-Bai zu entsprechen scheint, Moa und Arimoa, zwei später von Tasman wieder aufgefundene Eilande, die Insel, welche damals den Namen Schouten’s erhielt und heute Mysore heißt, nicht zu verwechseln mit den anderen, westlicher an der Küste Guineas gelegenen Schouten-Inseln, endlich das Cap Goede-Hop, unter welchem allem Anscheine nach das Cap Saavedra am äußersten westlichen Ausläufer von Mysore zu verstehen ist. Nachdem sic dann noch in Sicht des Papua-Landes gekommen, landeten Lemaire und Schouten bei Gilolo, einer der Molukken, und erfreuten sich hier seitens ihrer Landsleute des herzlichsten Empfanges.
Hier rasteten die Holländer, um sich von ihren langen Strapazen zu erholen und die Scorbutkranken genesen zu lassen, brachen dann aber nach Batavia auf, wo sie, nur dreizehn Monate nach ihrer Abfahrt von Texel und mit dem für diese weite Reise geringfügigen Verluste von dreizehn Mann am 23. October 1616 eintrafen. Die Indische Compagnie ließ es sich aber nicht gefallen, daß ihre Privilegien verletzt würden und Jemand auf einem anderen als dem in ihren Patenten bezeichneten Wege nach Indien segelte. Der Statthalter verfügte also die Beschlagnahme der »Concorde« und die Verhaftung der Officiere und Matrosen, welche er nach Holland einschiffen ließ, wo ihnen der Proceß gemacht werden sollte. Der arme Lemaire, welcher gewiß auf eine andere Anerkennung seiner Anstrengungen und vielfachen Entdeckungen gerechnet haben mochte, konnte diesen unerwarteten Schlag nicht aushalten; er erkrankte bald darauf und verschied etwa auf der Höhe der Insel Mauritius. Schouten selbst scheint nach seiner Heimkehr in das Vaterland nicht besonders belästigt worden zu sein, denn er unternahm noch mehrere Reisen nach Indien, die sich jedoch durch keine weitere Entdeckung auszeichneten. Er war eben, im Jahre 1625, auf der Rückkehr nach Europa begriffen, als ihn ungünstiges Wetter zum Einlaufen in die Bai von Antongil, an der Ostküste von Madagascar, nöthigte, wo er nach kurzem Krankenlager verschied.
Das war die bemerkenswerthe Seereise, welche durch den Lemaire-Sund einen kürzeren und gefahrloseren Weg als durch die Magellan-Straße eröffnete, eine Expedition, welche sich ebenso durch vielfache Entdeckungen in Oceanien, wie durch eine aufmerksamere Erforschung der schon von spanischen oder portugiesischen Seefahrern gesehenen Punkte auszeichnete. Freilich ist es zuweilen schwierig, dem einen oder dem anderen Volke mit Sicherheit den ihm bei der Entdeckung der Inseln, Länder und Archipele in der Nachbarschaft Australiens gebührenden Antheil zuzusprechen.
Da wir einmal von den Holländern reden, so weichen wir hier ein wenig von der chronologischen Ordnung der Entdeckungen ab, um die Expeditionen Johann Abel Tasman’s vor denen Mendana’s und Quiros’ zu erzählen.
Man weiß so gut wie gar nichts von dem ersten Auftreten Tasman’s, nichts, wie er dazu kam, sich der Laufbahn eines Seemanns zu widmen, noch wie er die
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