Die Entdeckung der Erde
genauer Beobachtungen, welche entweder Special-Gelehrte oder mit den astronomischen Berechnungen vertraute Seefahrer vornehmen sollten. Das Land, welches die Missionäre am meisten anzog, war China, jenes ungeheure, volkreiche Land, das seit der Ankunft der Europäer in Indien die absurde Politik der Abschließung vor den Fremden mit äußerster Strenge durchgeführt hatte. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts erhielten einige Missionäre die oft nachgesuchte Erlaubniß, sich in’s Innere des Reiches der Mitte begeben zu dürfen. Ihre mathematischen und astronomischen Kenntnisse erleichterten ihnen den Aufenthalt daselbst und gestatteten ihnen, entweder in den uralten Annalen des Landes oder während ihrer vielfachen Reisen eine erstaunliche Menge werthvoller Kenntnisse von der Geschichte, Ethnographie und Geographie des Himmlischen Reiches zu sammeln. Den Missionären Mendoza, Ricci, Trigault, Visdelou, Lecomte Verbiest, Navarette, Schall und Martini gebührt das Verdienst, den Wissenschaften und Künsten Europas in China Eingang verschafft und im Abendlande die ersten verläßlichen und der Wahrheit entsprechenden Nachrichten von der auf derselben Stufe verharrenden Civilisation des »Landes der Blumen« verbreitet zu haben.
II.
Die Holländer auf den Gewürz-Inseln. – Lemaire und Schouten. – Tasman. – Mendana. – Quiros und Torres. – Pyvard de Laval. – Pietro della Valle. – Tavernier. – Thévenot. – Bernier. – Robert Knox. – Chardin. – De Bruyn. – Kämpfer.
Die Holländer erkannten sehr bald die Schwäche und Haltlosigkeit der portugiesischen Herrschaft in Asien. Sie fühlten heraus, wie leicht eine thatkräftige, kluge Nation sich in kurzer Zeit den ganzen Orienthandel müsse aneignen können. Nach zahlreichen privaten Expeditionen und Entdeckungsfahrten hatten sie im Jahre 1602 die berühmte indische Handelscompagnie gegründet, welche die Blüthe und den Reichthum der Metropole so außerordentlich fördern sollte. Bei ihren Streitigkeiten mit den Portugiesen sowohl, wie in allen ihren Beziehungen zu den Eingebornen befleißigte sich die Compagnie einer Politik der weisen Mäßigung. Statt eigene Niederlassungen zu gründen oder die den Portugiesen abgenommenen Befestigungen zu besetzen und wieder herzustellen, traten die Holländer überall als einfache, ausschließlich mit ihrem Handel beschäftigte Kaufleute auf. Sie vermieden es augenscheinlich, befestigte Comptoirs zu errichten, außer an Stellen, wo solche zur Beherrschung wichtiger Handelsstraßen dienten. Dabei gelang es ihnen, sich bald des ganzen Küstenhandels zwischen Indien, China, Japan und Oceanien zu bemächtigen. Der einzige Fehler der fast allmächtigen Compagnie bestand darin, das sie das Monopol des Gewürzhandels für sich in Anspruch nahm. Sie vertrieb von den Molukken und den Sunda-Inseln alle Fremden, welche daselbst ansässig waren, oder um Fracht einzunehmen dahin kamen, und ging bald so weit, daß sie, um den Preis dieser kostbaren Waaren noch mehr zu steigern, den Anbau gewisser Erzeugnisse auf vielen Inseln ganz untersagte und die Ausfuhr oder den Verkauf von Samen oder Stöcklingen der Gewürzpflanzen bei Todesstrafe verbot. Binnen wenig Fahren hatten sich die Holländer auf Java, Sumatra, Borneo, den Molukken, dem Cap der Guten Hoffnung, kurz, auf allen den Punkten festgesetzt, welche als Ankerplätze für die nach Europa zurückkehrenden Schiffe die geeignetste Lage besaßen.
Zu dieser Zeit nun entwarf ein reicher Amsterdamer Kaufmann, Jakob Lemaire, im Vereine mit einem erfahrenen Seemann, Wilhelm Cornelis Schouten, den Plan, auf einem neuen Wege nach Indien zu gelangen. Die Staaten von Holland hatten nämlich jedem, nicht im Dienste der Indischen Handelscompagnie stehenden Unterthan der Vereinigten Niederlande verboten, nach den Gewürz-Inseln um das Cap der Guten Hoffnung oder durch die Magellan-Straße zu segeln. Schouten, sagen die Einen, Lemaire, behaupten Andere, kamen nun auf den Gedanken, dieses Verbot durch Aufsuchung eines neuen Weges noch unterhalb der Magellan-Straße zu umgehen. Gewiß ist, daß Lemaire für die Hälfte der Expeditions-Unkosten aufkam, während Schouten mit Hilfe verschiedener Kaufleute, deren Namen erhalten geblieben sind und die in der Stadt Hoorn eine hervorragende Rolle spielten, die andere Hälfte beisteuerte. Sie rüsteten ein Schiff von 360 Tonnen, die »Concorde«, und eine Jacht aus mit einer Besatzung von 65 Mann und 29 Kanonen. Offenbar entsprach diese
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