Die Entdeckung der Erde
Nanghin – nicht zu verwechseln mit dem heutigen Nan-king, denn jene heißt jetzt Nyan-khing – erreichte, die in sehr fruchtbarer Gegend liegt. Derselben Richtung weiter folgend, kam Marco Polo nach Saian-fu, d. i. das jetzige Siang-yang, im nördlichen Theile der Provinz Hu-kuang, gleichzeitig die letzte Stadt von Mangi, welche der Herrschaft Kublaï-Khans noch Widerstand leistete. Monatelang belagerte der Kaiser den Ort vergeblich, dessen tapfer vertheidigte Befestigungen er nur mit Hilfe der drei Polo’s erobern konnte, welche mächtige Wurfmaschinen herstellten und die Belagerten mit einem Hagel von Steinen überschütteten, deren einige bis dreihundert Pfund wogen.
Von Saian-fu kehrte Marco Polo auf demselben Wege zurück, um die Städte an der Küste zu bereisen; jedenfalls kam er dabei nochmals nach Yang-tcheu. Dabei besuchte er Singui (Kiu-kiang), an dem hier eine Meile breiten Kiang-Strome, der daselbst für 5000 Schiffe auf einmal Platz hat; Kain-gut, welches den größten Theil des Getreides für die kaiserliche Hofhaltung liefert, Cinghian-fu (Chingiam) mit zwei Kirchen für nestorianische Christen, Cinguigui, heute Tchang-tcheu-fu, eine belebte Handels-und Industriestadt, und Sungui, jetzt Su-tcheu oder Su-cheu, eine große Stadt von sechs Meilen im Umfang, die nach dem übertreibenden Berichte des venetianischen Reisenden damals nicht weniger als 6000 Brücken gehabt Nach einem kurzen Aufenthalte in Vugui, wahrscheinlich Hu-tcheu-fu, und in Ciangan, dem jetzigen Kia-hing, erreichte Marco Polo nach dreitägiger Fahrt die angesehene Stadt Quisay Dieser Name bedeutet die »Stadt des Himmels«, während der Ort heutzutage Hang-tcheu-fu genannt wird. Er mißt sechs Meilen im Umkreise und wird von dem in unzählige Arme vertheilten Tsien-tang-kiang durchströmt, der eben dadurch Quisay zu einem zweiten Venedig macht. Diese alte Hauptstadt der Song ist fast ebenso stark bevölkert wie Pe-king, ihre Straßen sind mit glatten Steinen oder gebrannten Ziegeln gepflastert, »man zählt hier, nach Marco Polo, 600.000 Gebäude, 4000 Badeanstalten und 12.000 steinerne Brücken«. In dieser Stadt leben die reichsten Kaufleute der Erde mit ihren Frauen, welche »so schön sind wie die Engel«. Sie ist auch die Residenz des Vicekönigs, der im Namen des Kaisers mehr als hundertvierzig Städte regiert. Hier stand noch ein von schönen Gärten mit Seen und Wasserkünsten umgebener Palast der Beherrscher von Mangi, der mehr als tausend Zimmer umfaßte. Aus der Stadt und der zugehörigen Provinz bezieht der Groß-Khan unermeßliche Einkünfte, da sich allein die Abgaben von Salz, Zucker, Gewürzen und Seide – die Hauptproducte des Landes – auf viele Millionen Francs beziffern.
Eine Tagereise weiter nach Süden von Quisay besuchte Marco Polo, nachdem er eine reizende Gegend durchwandert, Tanpigui (Choa-ching-fu), ferner Vugui (Hu-tcheu), Ghengui (Kui-tcheu), Cianscian (Yen-tchen-fu nach Charton, Sui-tchang-fu nach Pauthier) und Cugni (Kiu-tcheu), die letzte Stadt des Vicekönigreiches von Quisay, dann trat er ein in das Königreich von Fugui, dessen damals gleichnamiger hervorragendster Ort das heutige Fu-chen-fu, die Hauptstadt der Provinz Fo-kien ist. Seinem Berichte nach wären die Bewohner dieses Landes grausame Kriegsleute, welche ihren Feinden niemals Pardon geben, sondern deren Blut trinken und ihr Fleisch verzehren. Nach Fortsetzung seiner Reise über Quenlifu (Kienning-fu) und Unguen gelangte Marco Polo nach der Hauptstadt Fugui, wahrscheinlich das heutige Kuang-tcheu, unser Canton, das bedeutenden Handel mit Perlen und Edelsteinen betreibt, und nach weiteren fünf Tagen nach dem Hafen von Zaitem, jedenfalls identisch mit der chinesischen Stadt Tsuen-tcheu, und damit nach dem äußersten Punkte des von ihm besuchten südöstlichen Chinas.
IV.
Japan. – Abreise der drei Polo’s mit der Tochter des Kaisers und den persischen Gesandten. – Saïgon. – Java. – Condor. – Bintang. – Sumatra. – Die Nikobaren. – Ceylon. – Die Coromandelküste. – Die Malabarküste. – Das Meer von Oman. – Die Insel Socotora. – Madagascar. – Zansibar und die afrikanische Küste. – Abyssinien. – Yemen, Hadramaut und Oman. – Ormuz. Rückkehr nach Venedig. – Ein Fest im Hause der Polo’s. – Marco Polo in Gefangenschaft der Genuesen. – Marco Polo’s Tod, etwa 1323.
Nach glücklicher Durchführung seiner Sendung kehrte Marco Polo unzweifelhaft an den Hof Kublaï-Khans zurück und wurde auch
Weitere Kostenlose Bücher