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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ferner mit verschiedenen Missionen betraut, wobei ihm seine Kenntniß der mongolischen, türkischen, chinesischen und der Mantschu-Sprache sehr zu statten kam. Wahrscheinlich begleitete er auch eine nach den indischen Inseln unternommene Expedition und verfaßte nach der Rückkehr von derselben einen eingehenden Bericht über die Schifffahrt auf jenen noch wenig bekannten Meeren. Von eben dieser Zeit ab sind seine eigenen Lebensschicksale nicht sicher aufgezeichnet. Dagegen hat er uns sehr umständliche Einzelheiten geliefert über die Insel Cipangu, der Name, unter dem man die ganze japanische Inselgruppe zu verstehen pflegte, doch scheint er nicht selbst nach diesem Reiche gekommen zu sein. Japan war damals berühmt wegen seiner Reichthümer und natürlichen Schätze, und Kublaï-Khan hatte dasselbe auch im Jahre 1264, nicht lange vor der Ankunft Marco Polos am tatarischen Hofe, zu erobern versucht. Seine Flotte langte glücklich vor Cipangu an und bemächtigte sich eines Festungswerkes, dessen Vertheidiger über die Klinge springen mußten, da zerstreute aber ein plötzlicher Sturm die tatarischen Fahrzeuge, so daß die Expedition zu keinem Resultate führte. Marco Polo beschreibt diesen Kriegszug sehr eingehend und flicht dabei viele Bemerkungen ein über die merkwürdigen Sitten der Japaner.
    Siebzehn Jahre hindurch, die auf ihre Reise von Europa nach China verwendeten Jahre ungerechnet, standen nun Marco Polo, sein Oheim Matteo und sein Vater Nicolo im Dienste des Kaisers. Sie sehnten sich letzt darnach, ihr Vaterland wiederzusehen; Kublaï-Khan aber, der ihnen sehr gewogen war und ihre Verdienste wohl zu schätzen wußte, konnte es nicht über sich gewinnen, sie ziehen zu lassen. Er that alles mögliche, ihren Entschluß rückgängig zu machen, und bot ihnen, für die Zusicherung, immer bei ihm zu verbleiben, ungeheure Reichthümer an. Die Venetianer beharrten jedoch bei ihrer Absicht, nach Europa zurückzukehren, doch der Kaiser versagte ihnen bestimmt die Erlaubniß zur Abreise. Marco Polo sah sich bei der strengen Beobachtung, deren Gegenstand er war, außer Stande, selbst heimlich zu entkommen, als ein unerwarteter Zwischenfall Kublaï-Khan zur Aenderung seines Entschlusses veranlaßte.
    Ein mongolischer Fürst, Arghun, der in Persien regierte, hatte an den Kaiser eine Gesandtschaft geschickt, um für ihn um die Hand einer Prinzessin aus königlichem Blute anzuhalten. Kublaï-Khan bestimmte dem Fürsten Arghun seine Tochter Cogatra zur Gemalin und traf Anstalt, sie mit zahlreichem Gefolge abreisen zu lassen. Die Gegenden aber, durch welche der Weg nach Persien führte, waren damals höchst unsicher; Unruhen und Empörungen hielten die Karawane zuletzt gänzlich auf, so daß sie mit der Prinzessin nach einigen Monaten in die Residenz Kublaï-Khans zurückkehrte. Bei dieser Gelegenheit hörten die persischen Gesandten von Marco Polo, den man als erprobten Seefahrer und gründlichen Kenner des Indischen Oceans rühmte, und baten deshalb den Kaiser, jenem die Prinzessin Cogatra anzuvertrauen, um sie von ihm über das, weniger Gefahren als das Land bietende Meer ihrem Verlobten zuführen zu lassen.
    Kublaï-Khan gab diesem Ersuchen, wenn auch ungern, endlich nach. Er ließ eine Flotte von vierzehn viermastigen Schiffen ausrüsten und verproviantirte dieselbe für einen Zeitraum von zwei Jahren. Einzelne dieser Schiffe hatten eine Besatzung von 250 Mann. Gewiß eine großartige Expedition und würdig des allgewaltigen Herrschers im chinesischen Reiche.
    Matteo, Nicolo und Marco Polo reisten also mit der Prinzessin und den persischen Gesandten ab. Es scheint, daß Marco Polo bei dieser Ueberfahrt, welche nicht weniger als achtzehn Monate in Anspruch nahm, den Inseln Indiens und des Sunda-Archipels, von denen er eine vollständige Beschreibung lieferte, einen Besuch abstattete; jedenfalls war das bezüglich Ceylons und des indischen Küstengebietes der Fall. Wir begleiten ihn also auf der ganzen Seereise und geben seine Beschreibung der bis dahin nur unvollkommen bekannten Länder wieder.
    Gegen 1291 oder 1292 verließ die von Marco Polo befehligte Flotte den Hafen von Zaitem, nachdem der Reisende schon früher, bei Gelegenheit seiner Fahrten durch die Südprovinzen Chinas, einmal gekommen war. Von hier begab er sich geraden Weges nach dem Districte von Cianba, im südlichen Theile Cochinchinas, der die heute zu Frankreich gehörige Kolonie Saïgon umfaßt. Auch diese Provinz besuchte der Reisende schon früher,

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