Die Entdeckung der Erde
Neffe Maciot, den er aus Frankreich mitgebracht hatte, ihm in der Regierung der Insel folgen würde, damit der Name Bethencourt in diesem Lande nicht aussterbe. Eben dieses Project theilte er dem Lieutenant Jean le Courtois mit der es nach allen Seiten billigte und hinzufügte. »Herr, wenn es Gott gefällt, daß Sie nach Frankreich zurückkehren, so werde auch ich Ihnen folgen. Ich bin ein schlechter Ehemann; seit fünf Jahren schon hab’ ich meine Frau nicht gesehen, doch – ehrlich gesprochen – sie wird sich auch nicht besonders d’rum gekränkt haben«.
Die Abfahrt nach Gran-Canaria wurde für den 6. October 1405 festgesetzt. Drei Fahrzeuge trugen die kleine Kriegsmacht des Barons. Der Wind verschlug diese aber zunächst nach der afrikanischen Küste, wo sie an Cap Bojador vorübersegelten und Johann von Bethencourt an’s Land ging. Er führte einen Streifzug bis auf acht Meilen in das Innere aus und bemächtigte sich auch dreier Eingeborner und einiger Tausend Kameele, welche er nach seinem Ankerplatze hintrieb. Von den Thieren, deren Acclimatisation auf den Canarischen Inseln zu gelingen versprach, nahm man so viel als möglich an Bord, und der Baron ging unter Segel, indem er Cap Bojador wieder verließ, welches er die Ehre hatte, dreißig Jahre vor den portugiesischen Seefahrern zu entdecken.
Auf der Fahrt von der Küste Afrikas nach Gran-Canaria wurden die drei Schiffe durch einen Sturm getrennt. Das eine kam nach Fortaventura, ein anderes nach der Insel Palma. Zuletzt fanden sich jedoch alle am Orte des verabredeten Rendezvous ein. Gran-Canaria maß übrigens gegen zwanzig Meilen in der Länge und zwölf Meilen in der Breite. Es hatte die Gestalt einer Egge. Im Norden war es eben und bergig im Süden. Weiden, Drachen-, Oliven-, Feigen-und Dattelbäume bildeten hier wirkliche Wälder. Schafe, Ziegen und wilde Hunde fanden sich in großen Mengen auf der Insel. Der leicht zu bearbeitende Boden lieferte jährlich zwei Korn-Ernten ohne Düngung zu brauchen. Die Bewohner bildeten ein ziemlich großes Volk und nannten sich selbst alle Edelleute.
Als Johann von Bethencourt seine Ausschiffung vollendet, dachte er an die Eroberung des Landes. Leider waren seine normannischen Krieger durch den kleinen Streifzug auf afrikanischem Boden sehr hochmüthig geworden, und wenn man sie so reden hörte, glaubten sie allein in der Zahl von zwanzig Mann ganz Gran-Canaria mit seinen 10.000 Einwohnern unterwerfen zu können. Als der Baron von Bethencourt diese Ueberhebung wahrnahm, ermahnte er die Leute ernstlich zu kluger Vorsicht, worauf sie jedoch nicht im mindesten achteten. Das sollte ihnen theuer zu stehen kommen. Nach einem Scharmützel, in dem sie gegen die Canarier zuerst im Vortheil gewesen waren, lösten sie sich in einzelne kleine Abtheilungen auf; später von den Eingebornen überfallen, wurden zweiundzwanzig Mann darunter Lieutenant Jean le Courtois und Annibal, Gadifer’s Sohn, durch dieselben niedergemacht.
Nach diesem so verhängnißvollen Zusammenstoße verließ Baron von Bethencourt Gran-Canaria, um sich zunächst die Insel Palma zu unterwerfen. Die Palmeros waren sehr gewandt im Steineschleudern und verfehlten nur selten ihr Ziel. In den zahlreichen Gefechten mit den Eingebornen gab es denn auch stets eine ziemliche Anzahl Todte auf beiden Seiten, mehr jedoch auf der Seite der Canarier als auf der der Normannen, von denen etwa Hundert umkamen.
Sechs Wochen lang dauerten die Scharmützel fort, bis der Baron die Insel Palma verließ und sich zu einem dreimonatlichen Aufenthalte nach der Insel Ferro begab, eine große, sieben Meilen lange und fünf Meilen breite Insel von der Form eines Halbmondes. Sie bildet eine Hochebene mit einzelnen Berggipfeln.
Der König Maxorata stellte sich mit seinem Gefolge ein, (S. 132.)
Da und dort beschatten sie kleine Wäldchen von Pinien und Lobeerbäumen. Die an den hohen Bergen sich ansammelnden Dunstmassen liefern dem Boden hinreichende Feuchtigkeit und machen ihn zum Getreide-und Weinbau geeignet. Wild giebt es hier im Ueberfluß. Schweine, Ziegen und Schafe tummeln sich auf dem Lande neben großen Eidechsen, welche fast die Größe der amerikanischen Iguane (Kropfeidechsen) erreichen. Die Urbewohner des Landes selbst, sowohl Männer als Frauen, sind sehr hübsch, lebhaft, lustig, gesund, körperlich gewandt und, wie es scheint, sehr heirathslustig. Alles in Allem war die Insel Ferro die »gemüthlichste« von allen im Archipel.
Nach Eroberung der Inseln
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