Die Entdeckung der Erde
und auch ihm nicht ausliefern wollten. Annibal mußte sich zuletzt doch fügen; als Jean le Courtois dann zu dem Baron zurückkehrte, erzählte er ihm die Unverschämtheit des Bastarden und suchte seinen Herrn gegen diesen aufzureizen. »Nein, mein Herr, antwortete der gerechte Bethencourt, ich will nicht, daß man ihm Unrecht thue, weder ihm, noch seinen Leuten. Man muß nicht Alles thun, wozu man vielleicht berechtigt wäre, und immer damit zufrieden sein, seine Ehre, wenn auch nicht seinen Vortheil zu wahren.« Gewiß schöne Worte, welche sich Jedermann merken sollte.
Trotz dieser inneren Mißhelligkeiten nahm der Krieg zwischen den Eingebornen und den Eroberern seinen Fortgang, wobei Letztere, Dank ihrer besseren Bewaffnung auch mit schwerem Geschütz, stets im Vortheil blieben. Die Könige von Fortaventura waren denn auch bald zu Unterhandlungen geneigt und sandten einen Canarier zum Baron von Bethencourt, um von diesem einen Waffenstillstand zu erlangen. Sie fügten auch hinzu, daß es ihr Wunsch sei, sich zum Christenthum zu bekehren. Sehr erfreut über diese Eröffnungen, antwortete der Baron, daß die Könige mit Freuden empfangen werden sollten, wenn sie zu ihm kämen.
Sofort stellte sich zunächst der im Nordwesten der Insel regierende König Maxorata mit einem Gefolge von zweiundzwanzig Personen ein, welche Alle am 18. Januar 1405 getauft wurden. Drei Tage später erhielten zweiundzwanzig andere Landesbewohner die heilige Taufe. Am 25. Januar stellte sich der König, der die Halbinsel Handia, im Südosten Fortaventuras, beherrschte, mit sechsundzwanzig Unterthanen ein, welche ebenfalls getauft wurden. In kurzer Zeit bekannten sich überhaupt alle Bewohner von Fortaventura zur katholischen Religion.
Baron von Bethencourt gedachte nun, erfreut über diese Erfolge, einmal sein Vaterland wieder zu sehen. Er überließ den Oberbefehl und die Verwaltung der Inseln seinem neuen Lieutenant Jean le Courtois und reiste am letzten Tage des Januars unter den Thränen und Segenswünschen seiner Gefährten ab, indem er drei Männer und eine Frau von den Inseln mitnahm, denen er das Königreich Frankreich zeigen wollte. So ging er unter Segel. »Gott geleite ihn und führe ihn glücklich zurück!« lautet der Bericht.
Nach einundzwanzig Tagen langte Baron von Bethencourt im Hafen von Harfleur an und kam zwei Tage später in sein Hôtel von Grainville zurück. Die gesammte angesehenere Bevölkerung des Landes veranstaltete Festlichkeiten zu seiner Begrüßung. Es lag in Johann von Bethencourt’s Absicht, sobald als möglich nach den Canarischen Inseln zurückzukehren. Er hoffte dabei eine Anzahl freiwilliger Begleiter zu finden und engagirte auch Leute von allen Berufsarten, denen er den Besitz von Ländereien in Aussicht stellte. So brachte er etwa hundert Auswanderer zusammen, unter denen achtundzwanzig Kriegsleute waren, von welchen dreiundzwanzig ihre Frauen mitnahmen. Zum Zwecke der Ueberführung der Gesellschaft wurden zwei Schiffe hergerichtet, als Sammeltag aber der 6. Mai verabredet. Am 9. desselben Monats ging der Baron unter Segel und landete glücklich in Lancerote, vierundeinhalb Monate nachdem er den Archipel verlassen.
Der edle Normanne wurde mit dem Klange von Trompeten, Clarinetten, Tambourins, Harfen, Hörnern und anderen Instrumenten empfangen. »Man hätte Gott nicht donnern hören, so geräuschvoll war die Musik.« Die Canarier selbst feierten die Rückkehr des Gouverneurs mit Tänzen und Gesängen und riefen: »Da kommt unser König!« Auch Jean le Courtois stellte sich eiligst bei seinem Vorgesetzten ein, der ihn mit der Frage empfing, wie Alles ginge. »Herr, Alles geht von Tag zu Tag besser!« antwortete der Lieutenant.
Die Gefährten des Barons von Bethencourt erhielten mit ihm vorläufiges Unterkommen im Fort Lancerote. Das Land schien ihnen sehr zu gefallen. Sie aßen Datteln und andere Früchte des Landes, die ihnen ausnehmend mundeten, »und Keinem etwas schadeten«.
Nach einigem Aufenthalte in Lancerote brach Johann von Bethencourt mit seinen neuen Leuten auf, die Insel Fortaventura zu besuchen. Hier war der ihm bereitete Empfang nicht minder herzlich, vorzüglich von Seiten der Canarier und ihrer Könige. Letztere nahmen mit dem Baron in der Festung Richeroque ein glänzendes Mahl ein, das Jean le Courtois hatte herrichten lassen.
Johann von Bethencourt trat nun mit der Absicht hervor, Gran-Canaria zu erobern, wie früher Lancerote und Fortaventura. Er hoffte auch, daß sein
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