Die Entdeckung der Erde
Jahre 1441 umschiffte Cada Mosto das Grüne Vorgebirge und entdeckte einen Theil der unterhalb desselben gelegenen Küste. Im Jahre 1446 wagten sich die Portugiesen noch weiter als ihre Vorgänger auf das Meer hinaus und fanden dabei die Inselgruppe der Azoren. Jetzt war jede Furcht verbannt. Man hatte nun einmal die Linie überschritten, wo man vorher die Luft für brennend wie Feuer hielt; eine Expedition treibt nun die andere und keine kehrt zurück, ohne die Zahl der entdeckten Gebiete vermehrt zu haben. Es schien, als habe dieses Gestade Afrikas gar kein Ende. Je weiter man nach Süden vordrang, desto mehr schien das so ersehnte Cap, die untere Spitze des Welttheiles, welche man umsegeln mußte, um nach dem Indischen Meere zu gelangen, zurück zu weichen.
Seit einiger Zeit hatte König Johann II. seinen früheren Titeln auch noch den eines »Herren von Guinea« hinzugefügt. Schon mit dem Congo entdeckte man ferner gleichsam einen neuen Himmel mit bisher unbekannten Sternbildern; Diogo Cano aber erweiterte durch drei bald aufeinander folgende Reisen die Kenntniß Afrikas noch mehr als alle seine Vorgänger, und war nahe daran, Diaz die Ehre der Auffindung der Südspitze des Continents zu rauben.
Heinrich der Seefahrer. (S. 141.)
Der äußerste von ihm erreichte Punkt lag unter 21°50’ südl. Br. Es war dies das Cap Croß, wo er, wie man das allgemein zu thun pflegte, einen »Padrao« oder »Padron«, d. h. eine Erinnerungssäule errichtete, die sich auch später wieder aufgefunden hat. Bei der Rückfahrt besuchte er den König von Congo in dessen Hauptstadt und brachte nach Lissabon einen Gesandten, Namens Caçuta, nebst zahlreichem afrikanischen Gefolge mit, welche Leute alle sich dort taufen und in den Lehrsätzen des Christenglaubens unterrichten lassen wollten, um diesen nach ihrer Rückkehr in der Heimat zu verbreiten.
Christoph Columbus. (S. 141.)
Nur kurze Zeit nach der Wiederkehr Diogo Canos liefen drei Caravellen unter dem Oberbefehl eines Cavaliers vom Hofe des Königs, Namens Bartholomäus Diaz, einem Veteranen der Meere von Guinea, aus dem Tago aus Unter ihm commandirte ein anderer erfahrener Seemann, Joao Infante, während sein leiblicher Bruder, Pedro Diaz, das mit Lebensmitteln befrachtete kleinste der drei Schiffe führte.
Ueber den ersten Theil dieser merkwürdigen Expedition ist uns keinerlei Nachricht erhalten geblieben. Wir wissen nur, durch Joao de Barros, dessen Niederschriften überhaupt als beste Quelle anzusehen sind für Alles, was auf die Entdeckungsfahrten der Portugiesen Bezug hat, daß Diaz jenseit des Congo der Küste bis zum 29. Breitengrade folgte und in einem Hafen vor Anker ging, dem er den Namen »das Voltas« gab, weil er nur lavirend in denselben gelangen konnte, und wo er die kleinste Caravelle unter der Obhut von neun Matrosen zurückließ. Schlechtes Wetter hielt ihn auch selbst fünf Tage lang an derselben Stelle zurück, dann aber stach er in See und steuerte, gen Süden, wurde jedoch noch dreizehn Tage lang vom Sturme hin und hergeworfen.
Je weiter er nach Süden vordrang, desto mehr erniedrigte sich die Temperatur und wurde zuletzt verhältnißmäßig rauh. Endlich legte sich die Wuth der Elemente und Diaz schlug einen Kurs nach Osten ein, wo er Land zu finden hoffte. Nach einigen Tagen aber – er segelte damals unter 42°54’ südl. Br. – steuerte er wiederum nach Norden und ankerte in der Bai dos Vaqueiros, so genannt nach den Heerden von Hornvieh und den Schäfern, welche beim Anblick der Caravellen vom Strande nach dem Innern zu entflohen. Diaz befand sich jetzt vierzig Meilen östlich vom Cap der Guten Hoffnung, das er umsegelt hatte, ohne es zu Gesicht zu bekommen. Die Flottille nahm Wasser ein, erreichte die Bai San-Braz (St. Blaise, heute Mossul-Bai) und fuhr längs der Küste hinauf bis zur Bai de l’Algua und bis zur Insel da Cruz, wo ein Padrao errichtet wurde. Die durch die vielfachen Gefahren, denen die Seefahrer getrotzt hatten, entmuthigten, sowie durch schlechte und unzureichende Nahrung erschöpften Mannschaften erklärten aber nun, nicht mehr weiter gehen zu wollen. »Uebrigens, sagten sie, da die Küste jetzt nach Osten verläuft, dürfte es gerathen sein, das Cap in Augenschein zu nehmen, das man unbewußt umschifft hatte.«
Diaz stimmte diesem Rathschlage bei und erlangte dadurch das Versprechen, noch zwei oder drei Tage nach Nordosten zu segeln. Dank seiner Fähigkeit, entdeckte er auch, fünfundzwanzig Meilen von
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