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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Küste von Jamaica zurück verschlagen.
    Inzwischen gelang es dem, mit den Kranken und seinen Freunden zurückgebliebenen Admiral, die Ordnung in seiner kleinen Welt wieder herzustellen. Doch das Elend nahm noch weiter zu. Der Hunger drohte immer ernstlicher. Die Eingebornen wurden es überdrüssig, diese Fremden, deren Aufenthalt auf ihrer Insel sich mehr, als ihnen lieb war, verlängerte, noch ferner mit Nahrung zu versorgen. Dazu hatten sie wohl gesehen, daß die Spanier selbst untereinander uneinig waren und sich bekämpften, wodurch ihr Ansehen eine merkbare Einbuße erlitt. Die Urbewohner überzeugten sich endlich, daß die Europäer auch nur gewöhnliche Menschen seien und verloren damit ebenso den Respect wie die frühere Furcht vor jenen. Columbus’ Autorität und Einfluß verminderten sich gegenüber der indianischen Bevölkerung von Tag zu Tag, und es bedurfte eines glücklichen Zufalles, den der Admiral geschickt benützte, um ihm das zur Rettung der Seinigen so nothwendige Ansehen wiederzugeben.
    In nächster Zeit sollte eine von Columbus vorhergesehene und berechnete Mondfinsterniß stattfinden. Am Morgen desselben Tages ließ Columbus die Caziken der Insel zu einer Besprechung zu sich bitten Diese folgten der Einladung, und als sie in Columbus’ Zelte versammelt waren, kündigte der Admiral ihnen an, daß Gott, um sie für ihr ungastliches Benehmen und die lieblosen Maßregeln gegen die Spanier zu bestrafen, ihnen am nächsten Abend das Licht des Mondes entziehen werde. Die Vorhersage traf denn auch in allen Stücken ein. Der Erdschatten zog über den Mond, dessen Scheibe durch irgend ein furchtbares Ungeheuer geröthet erschien. Erschreckt warfen sich die Wilden Columbus zu Füßen mit der Bitte, sich beim Himmel für sie zu verwenden, wofür sie ihm Alles versprachen, was sie nur immer besäßen. Nach einigem schlau berechneten Zögern stellte sich Columbus, als gäbe er dem Flehen der Eingebornen nach. Unter dem Vorwande, zur Gottheit zu beten, verschloß er sich während der ganzen Dauer der Finsterniß in sein Zelt und erschien erst wieder, als das Phänomen sich zu Ende neigte. Dann verkündigte er den Caziken, daß der Himmel ihn erhört habe, und befahl mit weitausgestreckten Armen dem Monde, nun auch wieder zu leuchten. Bald trat die glänzende Scheibe aus dem Schattenkegel hervor und leuchtete das Gestirn der Nacht wieder in gewohnter Pracht. Von diesem Tag erkannten die Eingebornen die Uebermacht des Admirals an, welche ihnen die himmlischen Mächte so zweifellos vor Augen geführt hatten.

    Während dieser Vorkommnisse auf Jamaica hatten Mendez und Fieschi längst ihr Ziel erreicht. Die kühnen Officiere waren, nach einer wunderbaren, vier Tage langen Fahrt in einem zerbrechlichen Canot auf der Insel Espagnola angekommen. Dem Gouverneur machten sie sofort Meldung von der verzweifelten Lage Columbus’ und seiner Genossen. Der gehässige und ungerechte Ovando hielt die beiden Officiere zunächst in Gewahrsam und sandte unter dem Vorwande, sich erst über den wahren Sachverhalt zu unterrichten, nach achtmonatlichem Zögern einen ihm ergebenen, gegen den Admiral aber besonders eingenommenen Mann, einen gewissen Diego Escobar, nach Jamaica ab. Daselbst angelangt, wollte Letzterer mit Columbus selbst gar nicht sprechen und ging nicht einmal an’s Land; er begnügte sich, für die nothleidenden Mannschaften »ein Schwein und ein Fäßchen Wein« an das Ufer bringen zu lassen, und reiste, ohne irgend Jemand an Bord zu empfangen, sofort wieder ab. Wohl mag sich der bessere Mensch dagegen sträuben, solche Gemeinheit für möglich zu halten, und doch stehen ähnliche Fälle nicht vereinzelt da!
    Der Admiral war empört über diese grausame Verhöhnung, doch er ereiferte sich weder, noch dachte er deshalb an Rache. Escobar’s Erscheinen diente den Schiffbrüchigen doch zu einiger Beruhigung, da es ihnen bewies, daß ihre Lage wenigstens bekannt sein müsse. Ihre Erlösung konnte also nur eine Frage der Zeit sein, eine Ueberzeugung, welche den Muth und das Vertrauen der Spanier nicht wenig auffrischte.
    Der Admiral wollte nun versuchen, Porras und die übrigen Europäer, welche seit ihrem Entweichen nur verwüstend durch die Insel streiften und die abscheulichsten Greuelthaten gegen deren unglückliche Bewohner begingen, wieder zu sich heranzuziehen. Er ließ ihnen also verkündigen, daß sie straflos zurückkehren könnten. Die Verführten beantworteten dieses edelmüthige Anerbieten aber nur

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