Die Entdeckung der Erde
dadurch, daß sie Columbus selbst in seinem Lager überfielen. Die der Sache der Ordnung treu gebliebenen Spanier mußten zu den Waffen greifen und vertheidigten ihren Führer mannhaft. Sie verloren nur einen einzigen der Ihrigen bei diesem traurigen Zusammentreffen, blieben aber die Herren des Kampfplatzes und hatten sogar die beiden Gebrüder Porras gefangen genommen. Nun warfen sich die Empörer Columbus zu Füßen, der in Anbetracht dessen, was sie zu erleiden gehabt hatten, großherzig genug war, ihnen auch jetzt noch zu verzeihen.
Endlich ein volles Jahr nach der Abfahrt Mendez’ und Fieschi’s, kam das von diesen auf Columbus’ Kosten ausgerüstete Schiff an, das die Schiffbrüchigen heimführen sollte.
Am 24. Juni 1504 gingen Alle an Bord, verließen Jamaica, den Schauplatz so vielen moralischen und physischen Unglücks, und segelten nach Espagnola.
Nach glücklicher Ueberfahrt im Hafen daselbst angelangt, wurde Christoph Columbus zur größten eigenen Verwunderung mit allen Ehrenbezeugungen empfangen. Der Gouverneur Ovando, ein viel zu schlauer Mann, als daß er sich dem Ausdrucke der öffentlichen Meinung nicht gefügt hätte, begrüßte den Admiral selbst. Diese guten Beziehungen sollten indessen nicht lange anhalten. Bald begannen wieder die alten Nergeleien. Columbus, der sich erniedrigt, ja fast mißhandelt sah, konnte und wollte das nicht mehr ertragen, miethete deshalb zwei Fahrzeuge, deren Führung er mit seinem Bruder Barthelemy theilte, und schlug am 12. September 1504 zum letzten Male den Weg nach Europa ein.
Diese vierte Reise hatte die geographische Wissenschaft mit den Inseln der Caïmanen, Martinique, den Limonaren und Gunaja, der Küste von Honduras, Mosquito, Nicaragua, Veragua, Costa-Rica, Porto-Bello, Panama, den Mulatas-Inseln und dem Golfe von Darien bereichert.
Noch einmal sollte ein Sturm Columbus bei seiner letzten Reise über den Ocean heimsuchen. Sein Schiff wurde arg zugerichtet und die Besatzung mußte sich auf das Fahrzeug seines Bruders retten. Am 19. October zerbrach ein Orkan auch noch den Großmast des letzteren, das nun noch 700 Meilen mit seinem mangelhaften Segelwerk zurücklegen sollte. Am 7. November endlich lief der Admiral in den Hafen von San-Lucar ein.
Hier wartete seiner bei der Rückkehr eine höchst betrübende Nachricht. Seine Beschützerin, die Königin Isabella, war unlängst gestorben. Wer interessirte sich nun ferner für den alten Genuesen?
Der undankbare und neidische König Ferdinand empfing den Admiral sehr frostig. Er machte ihm allerlei Mißgriffe und Nachlässigkeiten zum Vorwurf, indem er hoffte, dadurch von den mit eigener Hand feierlichst unterzeichneten Verträgen freizukommen, und schlug Columbus schließlich eine kleine Stadt in Castilien, Camon de los Condes, als Austausch für seine Titel und Würden vor.
Solcher Undank und solch’ illoyales Verfahren lasteten schwer auf dem Greise. Sein tief erschütterter Gesundheitszustand besserte sich niemals wieder und der Kummer führte ihn in’s Grab. Am 20. Mai 1506 athmete er in Valladolid seinen Geist aus mit den letzten Worten: »Herr, in Deine Hände befehle ich meinen Leib und meine Seele!«
Christoph Columbus’ sterbliche Ueberreste wurden zuerst in dem Kloster der Franziskaner beigesetzt und im Jahre 1513 nach dem Karthäuserkloster in Sevilla übergeführt. Es scheint aber, als sei dem großen Seefahrer auch im Tode noch keine Ruhe gegönnt gewesen, denn im Jahre 1536 ward sein Leichnam nach der Kathedrale von St. Domingo geschafft. Eine locale Ueberlieferung behauptet, daß nach Unterzeichnung des Vertrages von Basel im Jahre 1795, wonach die spanische Regierung den östlichen Theil von St. Domingo abtrat, jene die Ueberführung der Asche des großen Reisenden nach Havanna zwar angeordnet, ein Domherr bei dieser Gelegenheit aber die Ueberreste eines Anderen für die Christoph Columbus’ untergeschoben habe und letztere noch im Chor der genannten Kathedrale, zur Linken des Altars, ruhen sollen.
In Folge der Maßnahmen des genannten Domherrn, den hierzu entweder ein Gefühl von Local-Patriotismus oder auch die Hochachtung vor Columbus’ letztem Willen, wonach er sich St Domingo als Begräbnisplatz erwählt hatte, bewegen mochte, besäße Spanien also nicht die Asche des größten Länder-Entdeckers selbst, sondern wahrscheinlich nur die seines Bruders Diego.
Ein am 10. September 1877 in der Kathedrale von St. Domingo aufgefundener bleierner Behälter mit menschlichen Gebeinen
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