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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Linke, und durch sein romantisches Ende unter die berühmten Abenteurer des 16. Jahrhunderts gezählt zu werden verdient.
    Wir verdanken es einem in der öffentlichen Bibliothek zu Porto aufgefundenen Documente – ein Document, das Castañeda kennen mußte und von dem Ferdinand Denis die Uebersetzung in den
Voyageurs anciens et modernes
von E. Charton mittheilte – daß über die Zeit der ersten Reise Gama’s ein Zweifel nicht mehr aufkommen kann.
    Man darf deren Anfang mit aller Sicherheit auf Sonnabend den 8. Juli im Jahre 1497 ansetzen. Alle Einzelheiten der seit langer Zeit geplanten Expedition waren bis in’s Kleinste vorgesehen und geregelt.
    Sie sollte aus vier Fahrzeugen mittlerer Größe bestehen, »um, sagt Pacheco, möglichst überall ein-und auslaufen zu können«. Solid gebaut, führten sie alles Segelwerk und Takelage zu dreimaligem Ersatz bei sich, die Wasser-, Wein-und Oeltonnen erhielten starke eiserne Reisen; Provisionen jeder Art, Mehl, Wein, Gemüse, Arzneimittel, Schießbedarf, Alles wurde im Ueberfluß mitgenommen; dazu bildeten die besten Matrosen, die geschicktesten Lootsen und die erfahrensten Kapitäne das Personal des Geschwaders.
    Gama, der den Titel »
Capitam mōr
« erhalten hatte, hißte seine Flagge auf dem »Sam-Gabriel« von 190 Tonnen. Sein Bruder, Paula da Gama, befehligte den »Sam-Raphael« von 100 Tonnen. Eine Caravelle von 50 Tonnen, der »Berrio«, sogenannt zur Erinnerung an den Piloten Berrio, der jenen an Emanuel I. verkauft hatte, wurde vom Kapitän Nicolas Coelho, einem weit erfahrenen Seemann, geführt. Eine große Barke endlich mit Provisionen und verschiedenen Waaren, die zum Tauschen mit den Eingebornen der zu besuchenden Länder bestimmt waren, hatte Pedro Nuñez zum Befehlshaber.
    Pero de Alemquer, der schon Bartholomäus Diaz als Pilot diente, sollte den Kurs der Expedition bestimmen.
    Die Mannschaft der Flotte, darunter zwei Verbrecher, welche man eingeschifft hatte, um sie bei besonders gefahrvollen Gelegenheiten zu verwenden, zählte 160 Mann.
    Welch’ kleine Mittel, welche fast lächerlichen Hilfsquellen im Vergleich zu der Mission, welche diese erfüllen sollten!
    Mit den ersten Sonnenstrahlen des 8. Juli begiebt sich Vasco da Gama, gefolgt von seinen Officieren, mitten durch eine ungeheure Volksmenge nach den Schiffen. Ihn umringt eine große Zahl von Mönchen und Weltgeistlichen, welche Hymnen singen und den Segen des Himmels für die kühnen Reisenden herabflehen.
    Diese Abfahrt von Rastello muß sich zu einer ergreifenden Scene gestaltet haben, da bei ihr Alle, die Betheiligten wie die Zuschauer, ihre Gesänge, Ausrufe, ihre Abschiedsworte und Thränen vermischten, während die von günstigem Winde geschwellten Segel Gama und das Glück von Portugal nach dem hohen Meere entführten.
    Eine große Caravelle und eine kleinere Barke, welche nach Mina bestimmt waren, segelten unter dem Befehl Bartholomäus Diaz in Gesellschaft der Flotte Gama’s.
    Am folgenden Sonnabend befanden sich die Schiffe in Sicht der Canarischen Inseln und verbrachten die Nacht bei Lancerote. Als sie auf die Höhe des Rio de Ouro kamen, trennte ein Nebel Paulo da Gama, Coelho und Diaz von der übrigen Flotte. Bei dem bald darauf erreichten Grünen Vorgebirge vereinigte man sich von Neuem. In Santiago wurden die Provisionen an Fleisch, Wasser und Holz erneuert und die Schiffe nach allen Seiten wieder in besten Zustand gesetzt.
    Am 3. August verließ die Flotte den Strand von Santa Maria. Die Reise verlief ohne besondere Zwischenfälle, und am 4. November warf man an der Küste Afrikas in einer Bucht Anker, welche den Namen Santa Ellena erhielt. Dort verweilte man acht Tage, um Holz einzunehmen und an den Fahrzeugen Alles wieder in Ordnung zu bringen. Ebenda sah man auch zum ersten Male Boschis, eine sehr herabgekommene Race, die sich von dem Fleische der Seewölfe und Walfische, sowie von Wurzeln nährte. Die Portugiesen bemächtigten sich einiger Eingebornen und behandelten sie sehr freundlich. Diese Wilden kannten von keiner Waare, die man ihnen vorlegte, den Werth und Preis, sie sahen sie offenbar zum ersten Male, ohne von deren Anwendung etwas zu wissen. Das Einzige, was sie zu schätzen schienen war das Kupfer, und sie trugen auch kleine Ringe aus diesem Metalle in den Ohren. Dagegen bedienten sie sich der Zagaien, d. i. eine Art kleiner Wurfspieße mit im Feuer gehärteter Spitze, ziemlich geschickt, wie drei oder vier Matrosen und sogar Gama selbst erfahren mußten, als sie

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