Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
marginalisiert, einige sogar ganz verlassen.
Kompartimente der Landschaft werden strikter voneinander getrennt: Die einen sind für intensive Nutzung vorgesehen, die anderen dem Naturschutz vorbehalten. Versteht man unter Naturschutzeine Konservierung von Landschaft eines überkommenen Systems durch rechtliche Anordnung, wird damit ein Nebeneinander von Gebieten gefördert, die unterschiedlichen Landnutzungs- und Landschaftssystemen angehören. In Landschaften bestehende traditionelle Zusammenhänge zwischen einzelnen Nutzungsbereichen werden dabei aufgelöst.
Insgesamt ist das hier skizzierte neue System von Landnutzung und Landschaft davon abhängig, dass ihm große Mengen an fossilen Rohstoffen zugeführt werden, vor allem in Form von Erdölprodukten. Billiger Treibstoff ermöglicht derzeit eine immer noch weiter zunehmende Mobilität, Mechanisierung, Metropolenvernetzung und Marginalisierung von abgelegenen Gebieten. Daraus resultiert ein zentrales Problem des neuen Landnutzungssystems. Denn die Menge verfügbarer fossiler Energierohstoffe ist endlich; wenn es nicht gelingt, andere Formen der Energienutzung zu etablieren, kann der Umfang von Mobilität und Zentralisierung nicht auf dem heutigen Niveau bleiben bzw. sogar immer noch weiter ansteigen. Mit dem Verbrauch von endlichen fossilen Energierohstoffen hängt als bedrohliches Problem zwar auch der Ausstoß an Kohlenstoffdioxid zusammen, der zu einem Klimawandel führen kann. Mindestens ebenso groß ist aber das Problem, dass das derzeit im Aufbau begriffene System von Landnutzung und Landschaft nicht dauerhaft bestehen kann, weil die dazu notwendigen Mengen an fossilen Energierohstoffen nicht auf Dauer verfügbar sind.
Der weltweite Bedarf an Nahrung steigt auch in der Zukunft weiter. Daher kann nicht davon ausgegangen werden, dass weiterhin oder gar in noch größerer Menge als heute Energierohstoffe auf solchen Flächen angebaut werden, die auch für die Produktion von Nahrungspflanzen nutzbar sind. Die Notwendigkeit, auf Agrarflächen Nahrungspflanzen anzubauen, spricht auch gegen das Aufstellen von Solarpaneelen auf Feldern.
Wenn nicht besondere Vorsicht angewandt wird, kann die Vergrößerung von Agrarflächen eine Zunahme von Erosion zur Folge haben. Immer öfter verlagert der Wind Bodenbestandteile auf großen Feldern, und häufig wird im Verlauf von heftigen Gewitterschauernder Oberboden von Maisäckern abgetragen. Diese Gefahr besteht besonders bei Starkregen im Frühsommer, weil Mais sich später als andere Feldfrüchte entwickelt und seine Blätter zu dieser Jahreszeit den Boden noch nicht abdecken. Häufig werden dahinter vor allem Auswirkungen des Klimawandels vermutet, die die Erosion begünstigen, also lange Trockenheit, heftiger Wind, zunehmende Unwetterereignisse. Wenn das stimmt, müsste man gerade deswegen noch mehr Sorgfalt walten lassen, um Bodenerosion auf Agrarflächen zu verhindern, etwa durch das Pflegen und Pflanzen von Hecken, hangparallele Bodenbearbeitung oder das Mulchen, bei dem abgestorbene Pflanzenteile aus dem Vorjahr untergepflügt werden, um den Anteil organischer Substanz im Boden und dessen Zusammenhalt zu fördern. Auch der Verzicht auf den Anbau einer sich derart spät entwickelnden Kulturpflanze wie Mais wäre eine gute Maßnahme zum Schutz des Bodens; doch dieses Ziel lässt sich zur Zeit kaum durchsetzen, weil große Mengen an Mais als Rohstoff für Biogasanlagen benötigt werden. Wie man Äcker vor Erosion schützt, ist vielen Experten bekannt, doch gibt es immer wieder Agrarflächen, auf denen es wegen unsachgemäßer Bewirtschaftung zu Bodenerosion kommt. Dabei geht nicht nur wertvoller Oberboden verloren: Sandstürme können verheerende Folgen haben. Als der Wind im Frühjahr 2011 trockenes Bodenmaterial von einem großen Feld aus über eine Autobahn bei Rostock trug, so dass dort die Sicht eingeschränkt wurde, kam es dort zu einer Massenkarambolage, bei der mehrere Autofahrer ihr Leben verloren.
Was geschieht im Schutzgebiet?
Wenn ein Gebiet, das sich bisher unter den Bedingungen einer mehr oder weniger intensiven Landnutzung entwickelte, unter Naturschutz gestellt wird oder auch als Nationalpark, als Naturpark, als Welterbe der UNESCO, nach der Europäischen Vogelschutzverordnung oder der Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Richtlinie geschützt werden soll, muss in jedem Einzelfall entschiedenwerden, ob man das Gebiet so pflegen will, dass sein als schützenswert erkannter Zustand erhalten bleibt, oder ob man es
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