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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Samen auch andere Kräuter auf, die zum Teil rascher wuchsen als die Kulturpflanzen. Dieses Unkraut bekämpfte man, beispielsweise durch Jäten oder weiteres Hacken. Wenn Reinbestände von großen Massen an Kulturpflanzen heranwuchsen, die es natürlicherweise in dieser Fülle nicht gab, entwickelten sich auch bestimmte Tierarten optimal, die sich ebenso wie der Mensch von diesen Pflanzen ernährten. Zu ihnen gehörten Heuschrecken, Mäuse und Körner fressende Vögel. In Agrarökosystemen wurden sie häufiger, so dass es notwendig wurde, sie zu verscheuchen oder zu bekämpfen.
    Später folgte dann als weiterer Eingriff des Menschen die Ernte, bei der nicht nur die Kulturpflanzen ausgerissen, gepflückt oder geschnitten, sondern alle auf dem Acker stehenden Gewächse entfernt wurden. Vom Ackerstandort wurde mit dem Entzug an Pflanzenmasse auch stets ein gewisses Quantum an Mineralstoffen entfernt. Man musste möglichst die gleiche Menge dieserStoffe dem Boden zurückgeben, um dessen Fruchtbarkeit zu erhalten. Daher war es notwendig, Ackerflächen zu düngen.
    Die aus Ackerbau und Viehhaltung bestehende Landwirtschaft wurde in Gebieten entwickelt, die nur locker von Gehölz bestanden waren. Wollte man sie in anderen Gegenden einführen, waren weitere Eingriffe des Menschen notwendig: Wo es zu wenig regnete, mussten Felder künstlich bewässert werden; wo Wälder die Standorte beschatteten, mussten sie gerodet werden. Die Rodung von Wäldern ließ sich mit der Gewinnung des Rohstoffes Holz kombinieren. Danach entstanden in zuvor nahezu völlig bewaldeten Regionen ganz neue Typen waldoffener Landschaften. In ihnen kamen nach der Beseitigung des Waldes nicht nur Schlagpflanzen in die Höhe, deren Samen überall im Waldboden lagen, sondern neben den Kulturpflanzen auch spontan aufkommende Gewächse aus anderen Klimazonen.
    Tiere wurden in die Wälder getrieben; sie fanden dort genügend Futter und veränderten dabei die Wälder erheblich: Jede Tierart bevorzugt bestimmte Pflanzen und lässt andere stehen. Man spricht von einer je nach Tierart unterschiedlichen Weideselektion von Pflanzen. Rinder, Pferde und Schafe sind bei der Auswahl ihrer Nahrungspflanzen anspruchsvoller als Ziegen und Esel, die auch dornige oder stachelige Gewächse abreißen. Im Lauf der Zeit wurden beweidete Wälder immer lichter, denn auch nachwachsende Bäume wurden abgebissen.
    Durch alle diese Eingriffe wurde Landschaft ebenso verändert wie durch die Tatsache, dass Siedlungen aufgegeben und verlagert wurden. Denn nach der Aufgabe einer Siedlung und ihrer Wirtschaftsflächen kam es zu großflächigen Sekundärsukzessionen: Wald entwickelte sich neu auf bereits zuvor entwickelten Waldböden. Je öfter eine derartige großflächige Sekundärsukzession ablief, desto erheblicher wandelten sich die Wälder. Weil unter dem Einfluss des Menschen die Zahl der Sekundärsukzessionen also zunahm, wurde der Umbau von Vegetation generell beschleunigt.
    Wenn Siedlungen und Felder nicht aufgegeben wurden, sondern längerfristig bestanden, wurden die Böden stärker ausgebeutet, so dass es mit der Zeit immer notwendiger wurde, sie zu düngen.Wenn es nicht genug Dünger gab, nahmen die Erträge ab; schließlich lohnte sich der Aufwand nicht mehr, Felder auf verarmten Böden zu bestellen, und die Landwirtschaft musste aufgegeben werden.
    In der Umgebung langfristig besiedelter Orte legte man Wiesen an. Typische Maßnahmen des menschlichen Eingriffs dort waren die regelmäßige Mahd, deren Anzahl pro Jahr variieren konnte, und die Düngung, mit der die Verarmung an Mineralstoffen verhindert werden sollte. Wiesen wurden bewässert, wobei man ausnutzte, dass Wasser Mineralstoffe herantrug und auf den Wiesen deponierte. Man zäunte Gärten ab, in denen speziell behandelte Obstbäume heranwuchsen: Sie wurden veredelt, das heißt, man pfropfte Edelreiser auf Unterlagen der Wildlinge.
    Die immer vielfältiger werdenden Nutzungsräume, in denen Menschen auf unterschiedliche Weisen gegen natürliche Entwicklungen intervenierten, wurden immer strikter voneinander abgetrennt. Wenn man keine Vorsorge dagegen walten ließ, drangen Tiere aus Weideflächen in Wiesen ein und fraßen die Pflanzen auf, aus denen eigentlich das Winterfutter bereitet werden sollte. Noch verheerender war es, wenn Vieh in Kornfelder einfiel, Getreide zertrampelte und fraß. Es musste aber auch verhindert werden, dass Pflanzen sich über die Grenzen künstlich voneinander getrennter Ökosysteme hinweg

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