Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
Arbeit muss auch auf weitere spezielle Methoden eingegangen werden, etwa die Art und Weise der Aufbereitung von Bodenproben, der Durchführung einer Vegetationsanalyse,der Dendrochronologie, der Bauaufmessung oder einer Materialbestimmung.
Der Ergebnisteil einer landschaftswissenschaftlichen Studie kann aus Tabellen, Kartierungen oder einer Sammlung von Abbildungen bestehen, in der die erfassten Resultate oder Fakten präsentiert werden: die Ergebnisse bodenkundlicher Analysen, Vegetationstabellen, Darstellungen von Bauaufmessungen, die Resultate von kartierenden Erfassungen oder der anderweitigen Aufnahme von Daten im Gelände. Es ist wichtig, Wertungen aus dem Ergebnisteil fernzuhalten. Sie erfolgen erst im Diskussionsteil einer landschaftswissenschaftlichen Studie. Allerdings sollte versucht werden, bereits im Ergebnisteil der Arbeit zwischen Fakten zu unterscheiden, die auf Einwirkungen der Natur, und solchen, die auf menschliche Einflüsse zurückzuführen sind. Weitere Fakten, die als Ergebnisse gesammelt werden können, sind die Metaphern oder Ideen, die mit einer Landschaft verbunden werden. Sie hängen auch mit den Namen zusammen, die bestimmten Landschaftselementen gegeben wurden: Die Nennung des Flussnamens «Rhein» oder des Stadtnamens «Heidelberg» ist unmittelbar mit einer Reihe von Assoziationen verbunden; sie werden gleichsam automatisch mit einer Landschaft verbunden, wenn von diesen Lokalitäten die Rede ist. Die Namen von Lokalitäten sind daher keine Elemente von Landschaft, die auf Natur oder menschlichen Einfluss zurückgehen. Elemente einer Landschaft sind zunächst einmal «Fluss» oder «Stadt» und erst in zweiter Linie deren Namen.
Die Diskussion der Ergebnisse muss in einer landschaftswissenschaftlichen Arbeit besonders ausführlich angelegt sein. Im Zentrum des Diskussionsteils kann eine Geschichte im Sinne einer «Story» stehen, in der die neu ermittelten Ergebnisse zu bereits bekannten Resultaten in Beziehung gesetzt werden. Fakten werden über Evidenzen miteinander verknüpft. Dabei kann ein neues, wissenschaftlich besser fundiertes Bild einer Landschaft entstehen, das sich von einem früher ermittelten unterscheidet. Die Geschichte präsentiert Einzelheiten nach dem Muster eines «Vorher – Nachher» oder eines «Wenn – Dann». In ihrer Erzählungwerden also plausible Kausalzusammenhänge hergestellt. In der Darstellung der Landschaft lassen sich fehlende Details so ergänzen, dass eine verständliche Abfolge der Erzählung zu den Zusammenhängen in der Landschaft möglich wird; solche Ergänzungen müssen aber kenntlich gemacht werden, etwa durch die Verwendung eines Konjunktivs in der Aussage. Liegt das Erschlossene klar auf der Hand, oder ist es lediglich eine Möglichkeit, die zur Debatte gestellt wird?
Jede nachfolgende wissenschaftliche Arbeit kann dazu führen, dass die «Story» einer Landschaft und die daraus abgeleitete Theorie von Grund auf neu erzählt werden müssen. Auch wenn die Darstellungen nur geringfügig voneinander abweichen, so ist es doch notwendig, sie in jeder Publikation ausführlich zu präsentieren. Denn sie ist das, was der Öffentlichkeit – auch unter Berücksichtigung der neuen Ergebnisse – als geschlossenes Bild zu einer Landschaft präsentiert wird, das dem aktuellen Stand der Forschung entspricht.
Diese Richtschnur, nach der eine landschaftwissenschaftliche Studie vorgehen sollte, wird deshalb hier so ausführlich dargestellt, weil in bisherigen Studien häufig wichtige Teile übersprungen wurden. Oftmals schließt sich der Einleitung unmittelbar eine Diskussion an. Die Darstellung einzelner neuer Ergebnisse sollte jedoch vor der Diskussion – und nicht als deren Bestandteil – erfolgen. Oder am Anfang einer Arbeit wird nicht deutlich gemacht, inwieweit sie den «Totaleindruck einer Gegend» präzisiert. Nicht selten begnügt sich der Schluss einer Arbeit auch mit der Lösung von Spezialproblemen, etwa mit disziplinären Fragen der Einordnung von Vegetationstabellen oder methodischen Fragen der Denkmalerfassung bzw. der Datierung von archäologischen Fundstücken, anstatt die Relevanz der Ergebnisse für eine übergreifende Zusammenschau von Landschaft herauszuarbeiten.
Weil die Bedeutung der Zusammenschau in älteren wissenschaftlichen Arbeiten häufig nicht erkannt wurde, ist es besonders notwendig, ältere Einzelstudien zu Gebieten, auf denen die Landschaftswissenschaft aufbaut, erneut durchzusehen, um auf deren Grundlage die
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