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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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ausbreiteten. Passten die Bauern nicht auf, drangen Wälder in nicht mehr gemähte Wiesen vor oder breiteten sich Grünlandpflanzen in Äckern aus, so dass sich gradientenartige Übergänge zwischen Wald und Offenland ausbildeten und Wald schließlich das gesamte Stück Grünland überwucherte.
    Immer mehr anthropogene Einflüsse traten hinzu: Industrieanlagen und Verkehrswege wurden gebaut. Vor allem seit der Zeit der Industrialisierung belasteten immer mehr Emissionen die Umwelt bzw. die Ökosysteme. Landschaften veränderten sich immer weiter. Nicht mehr genutzte Industrieanlagen wurden aber auch renaturiert, womit Zustände angestrebt wurden, die «natürlich» aussehen sollten.
    Diese Entwicklungen lassen sich ebenso wie die Charakteristikabeschreiben, die sich in einer Landschaft finden; denn jahrtausendelang wurde auf eine zunehmend ausgeklügelte Art und Weise versucht, Stabilität als Grundlage für ein sicheres menschliches Leben und Überleben zu erreichen. Dieses Ziel wurde und wird nie vollständig erreicht, weil natürliche Faktoren mit ihrer Dynamik weiterhin auf die Ökosysteme und Landschaften einwirken, in denen der Mensch lebt und versucht, diese zu stabilisieren. Der Mensch sieht sich immer wieder neuen Entwicklungen der Natur gegenüber, die seine Absicht, Umwelt zu stabilisieren, durchkreuzen. Dabei ist keineswegs nur an Naturkatastrophen zu denken, die für stabil gehaltene Strukturen von einem Moment zum nächsten zerstören, beispielsweise ein Erdbeben, ein Vulkanausbruch oder eine bei einem Erdbeben ausgelöste Tsunami-Welle. Auch kleine natürliche Schwankungen, die beispielsweise von der Witterung ausgelöst sind (Spätfrost im Mai, zu lange trockene oder feuchte Perioden usw.), und neue Richtungen der Sukzession von Lebensgemeinschaften können sich stets destabilisierend auf Ökosysteme auswirken.
Die Nutzung zonaler, extrazonaler und azonaler Ökosysteme
    Zonale, extrazonale und azonale Ökosysteme ließen sich auf jeweils andere Weise nutzen. Als Folge davon bildeten sich typische Muster von Nutzungsräumen in Landschaften heraus.
    Zonale Ökosysteme, in denen die Böden optimale Qualität aufwiesen, eigneten sich besonders gut zur Anlage von Feldern. Wo die Böden ungünstiger waren, blieb Wald erhalten, oder er wurde dort nach einer zum Teil lange währenden Nutzung durch Ackerbau und Viehhaltung wieder neu aufgebaut. Wälder, die von den Siedlungen weiter entfernt lagen, wurden seltener genutzt als solche in deren Nähe. In Abhängigkeit davon entwickelten sich Wälder unterschiedlich. Vor allem in der Nähe der Siedlungen wurde Wald beweidet; er wurde dadurch immer lichter und nahm einen heideähnlichen Charakter an. Heideflächen ließen sich,wenn genügend Dünger zur Verfügung stand, in Ackerland verwandeln, oder sie wurden aufgeforstet. Auch in azonalen Ökosystemen der Talniederungen konnte Vieh weiden, oder man legte dort Wiesen an. Zwischen Äckern, die in zonalen Ökosystemen entstanden, und den azonalen Gebieten mit Grünland im Tal wurden besonders viele ländliche Siedlungen gegründet. Sie erhielten dort – zwischen dem Ökotop Acker und dem Ökotop Grünland – die für sie typische Ökotopengrenzlage. [58] Beide grundlegend wichtigen Wirtschaftsbereiche agrarischer Siedlungen waren von dort aus rasch zu erreichen, und das Vieh ließ sich, wenn es in der Talniederung weidete, von oben beaufsichtigen. Eine solche Siedlungslage nahm ein Einzelhof oder ein kleiner Weiler, der aus einigen Bauernhäusern bestand, ebenso ein wie ein großes Dorf. Gärten wurden in unmittelbarer Nähe der Siedlungen angelegt, zum Teil sogar im Schutz der Häuser. Südwände von Häusern konnten als extrazonale Mikrostandorte genutzt werden, an denen – gefördert noch durch das Baumaterial der Häuser, durch Putz und Farbe – besonders hohe Temperaturen auftraten. Dort konnte man beispielsweise Spalierobst ziehen. Obstbäume pflanzte man sonst am besten unmittelbar unterhalb der Häuser, denn dort wurden sie nicht durch starke Winde geschädigt, die auf der Ackerfläche auftreten konnten, und auch nicht durch Spätfrost, der sich eher in der Talsenke ausbildete als einige Meter oberhalb davon, von wo aus in Strahlungsnächten im Frühjahr und Herbst die schwere Kaltluft zur Talsenke hin abfließen konnte
(Abb. 7–1)
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    Extrazonale Standorte wurden in unterschiedlicher Weise in die Nutzung einbezogen, je nachdem, ob sie auf dem Süd- oder dem Nordhang gelegen waren. Viele steile

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