Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entdeckung des Higgs-Teilchens: Oder wie das Universum seine Masse bekam (German Edition)

Die Entdeckung des Higgs-Teilchens: Oder wie das Universum seine Masse bekam (German Edition)

Titel: Die Entdeckung des Higgs-Teilchens: Oder wie das Universum seine Masse bekam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Giganten« wirklich bedeutet.
    Die »Urknall-Maschine«
    Die Experimente am LHC ermöglichen es, die exotischen Vorgänge kurz nach dem Urknall besser zu begreifen. Durch den hochenergetischen Zusammenprall subatomarer Teilchen gelingt es, die Bedingungen zu simulieren, die wahrscheinlich nur wenige Bruchteile einer Sekunde nach dem großartigen Anfang des Universums geherrscht haben.
    Leider ließen sich einige Wissenschaftler dazu hinreißen, das Großexperiment »Urknallsimulation« zu nennen. Ein wundervoller Begriff, perfekt geeignet fürs Marketing. Dazu ist eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass im LHC natürlich keine »Urknallsimulation« stattfindet. Es ist unmöglich, den Urknall zu simulieren! Denn dafür müsste man ein Grundverständnis davon haben, was eigentlich passieren soll. Doch wir haben kein solides Verständnis davon, was direkt beim Urknall passiert ist.
    Sicherlich gibt es ganze Bibliotheken mit großartigen Spekulationen über Big Bangs und Big Bounces , Theorien über Vorgängeruniversen und vieles mehr. Doch wir sollten uns immer eines vor Augen führen: Eine Theorie ist nur so gut wie ihre Überprüfbarkeit. Wir können jedoch keine Experimente außerhalb des Universums durchführen. Der Urknall wird wohl für alle Ewigkeit ein unbegreifliches Ereignis bleiben. Alles, was wir wissen, ist, dass so etwas wie der Urknall stattgefunden haben muss. Mehr nicht.
    Das »Gottesteilchen«
    Viel umfangreicher als die Debatte um den Urknall ist jedoch jene über das sogenannte »Gottesteilchen«. Diese missverständliche Benennung zieht viel Kritik aus der Fachwelt auf sich – aus mehreren Gründen.
    1. Das Higgs-Boson ist nicht das wichtigste Teilchen im Universum! Ja, das Higgs-Boson ist wichtig. Es ist in unserer Gesamtbetrachtung des Kosmos aber auch nicht relevanter als altbekannte Teilchen wie das Elektron, das Photon oder die Quarks. Unser Universum wird nun einmal von vier Grundkräften zusammengehalten und besteht aus einer ganzen Reihe von Grundteilchen. All diese Kräfte und Teilchen tragen dazu bei, dass unsere Sonne, unsere Erde und unsere menschlichen Körper so funktionieren, wie sie eben funktionieren.
    Ein bestimmtes Grundteilchen herauszugreifen und es als besonders wichtig zu deklarieren ist so, als würde man in der unteren Ebene eines Kartenhauses herumstochern und versuchen, die in besonderem Maße tragenden Karten zu finden. Das Ergebnis ist jedoch: Egal, welche man entfernt, alles bricht zusammen.
    Das Higgs-Boson ist lediglich aufgrund seiner Unauffindbarkeit stark mystifiziert worden. Befänden wir uns in einem (höchst hypothetischen) anderen Kosmos mit einer (höchst hypothetischen) anderen Menschheit und es wäre uns von Anfang an gelungen, das Higgs-Boson zu beweisen, dann wäre wohl ein anderes Teilchen, das Elektron womöglich, zum »Gottesteilchen« aufgewertet worden.
    2. Gott hat in der Naturwissenschaft nichts verloren! Im Jahr 1726 beschrieb der Naturforscher Johann Jacob Scheuchzer ein seltsames Fossil. Das eigentümliche Skelett schien zu keinem der bis dahin bekannten Tiere zu passen. Ein unbekanntes, womöglich ausgestorbenes Tier passte aber nicht in das vorherrschende biblische Weltbild, wonach die gesamte Welt in sieben Tagen erschaffen wurde, und zwar genau so, wie sie heute aussieht.
    Scheuchzer kam also zu dem Schluss, dass es sich bei dem merkwürdigen Skelett um die deformierten Überreste eines bei der Sintflut getöteten Sünders handeln musste. Erst einhundert Jahre später, als in der Geologie und der Biologie immer mehr die Vermutung aufkam, dass die Welt deutlich älter sein musste als in der Bibel beschrieben, gelang es dem Franzosen Georges Cuvier, das Fossil korrekt einzuordnen: als prähistorischen Molch.
    Es mag uns heute völlig verrückt erscheinen, das Skelett eines Molches mit dem eines Menschen zu verwechseln. Aber genau das kann passieren, wenn Untersuchungen nicht ergebnisoffen geführt werden. Wenn von Anfang an klar ist, dass jeder Fund in das biblische Weltbild passen muss, dann wird eben alles passend gemacht.
    Viele der großen wissenschaftlichen Durchbrüche des 18. und 19. Jahrhunderts bestanden letztendlich darin, religiöse Dogmen zu überwinden. Das betrifft bei Weitem nicht nur biologische und astronomische Erkenntnisse. Auch die moderne Chemie entstand erst durch die Verbannung der Magie aus der Alchemie. Die Herauslösung der Religion aus der Naturwissenschaft war ein anstrengender und bedeutsamer Prozess. Es ist

Weitere Kostenlose Bücher