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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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eifrig schüttelten, warteten sein Vater und der kleine Engländer mit angewinkelten rechten Armen und wie lose daran baumelnden Händen, bis die beiden fertig waren, um dann mit den Händen in den freien Zwischenraum zu stoßen wie Fische im Aquarium auf das Futter. Die beiden Engländer waren von der Times . Albert hatte den Eindruck, dass Höchtl sie wiedererkannte.
    Die Frauen stiegen nun ebenfalls aus und schüttelten Hände, auch den Holländern, und das Bild davon flog in den Weltraum. Hätte Albert bloß einem der Bilder hinterherfliegen können, er wäre dem Gerede hier entgangen. Er hätte die Missachtung nicht sehen müssen, die Höchtl traf und die ihn schmerzte. Er hätte, dachte Albert, die Zeit sogar ein bisschen eingeholt. Hätte er mit dem Licht fliegen können, mit Lichtgeschwindigkeit, was passierte dann eigentlich? Stünde dann die Zeit still? Er würde sicher nie so schnell fliegen können, und Alberts Vater hatte diese Überlegung deshalb am Nachmittag müßig genannt. Albert fand sie so müßig und spannend wie das Leben selbst, wenn nicht noch spannender.
    Was, wenn er zum Beispiel noch schneller als das Licht flöge? Er hätte die Abbilder von sich überholt und hätte anhalten können, um sich selbst später, wenn das Licht ihn einholte, in der Vergangenheit sehen zu können. Aber dann wäre er durch den Flug natürlich schon in der Zukunft gewesen: Das war, fand Albert und sah jetzt plötzlich auf den Boden, zwar noch spannend, ging aber zu weit. In die Zukunft fliegen zu können, hieß schließlich, dass es sie nicht gab, war sie doch, was man aus eigener Anstrengung nicht erreichen konnte. Auf sie und das Ältersein musste man einfach warten. Könnte er in die Zukunft fliegen, weil er das Licht überholte, er würde manche Ereignisse überspringen, manche wiederholen können. Das Band des Lebens, in dem es einen Unterschied machte, was als Nächstes passierte, wäre zerrissen. Gott hätte keinen Einfluss mehr. Man würde seinen Entscheidungen entkommen. Es würde keine Ordnung mehr geben. Alles wäre egal, aber das war es nicht: Irgendwo musste ein Fehler sein.
    Vielleicht hatte sein Vater recht damit, dass die Zeit niemals stillstand und immer nur in eine Richtung ging. Dafür musste es, wenn nichts ohne Grund war, dann aber auch einen Grund geben, einen eigenen Grund, etwas, das die Ordnung in die Bilder brachte. Von allen wurde es Zeit genannt. Niemand entrann ihr. Wenn niemand und nichts ihr entrann, dann konnte man schneller als das Licht niemals fliegen: Das ergab Sinn.
    Albert sah zu seiner Mutter Pauline und zu seiner Tante Ida, für die die Zeit mittlerweile auch ganz normal weitergegangen war. Sie redeten abwechselnd mit dem Übersetzer, der ihre höflichen Bemerkungen mit ausladenden Gesten beider Hände an die Engländer weitergab, die wiederum eifrig nickten und nichts notierten, obwohl sie ihre Notizblöcke aufgeschlagen hatten. Hier war, ganz anders als in dem Buch über die Ewigkeit, die Gegenwart alles, was zählte. Das Buch war auch unter einem Pseudonym erschienen, gezeichnet nur durch die Buchstaben F.Y., was Albert beim Lesen gestört hatte. Vielleicht hieß das ja nichts Gutes. Vielleicht war es nicht ernst gemeint?
    Dass sich der Autor später einmal als Felix Eberty herausstellte, welcher Albert so wenig bekannt war wie Michael Faraday, dass Eberty es bis zum Äußersten ernst meinte und das Buch bereits ein Welterfolg war, spielte so wenig eine Rolle wie die Tatsache, dass Eberty auch der Biograf des Vaters jener Ada Lovelace war, der Faraday mit einem papiernen Herzen geschrieben hatte, er würde nicht kommen, obwohl auch er nichts als sie sehen wollte. Oder dass Faradays Bild später in jedem von Albert Einsteins Arbeitszimmern hängen würde, die er sich in der Welt, wie sie war, neu einrichtete und einrichten musste.
    Jetzt zählte nur, dass Albert berührt worden war.
    Die Entdeckung des Fehlers in dem Moment, in dem der größere der beiden Engländer bei Jakob gestanden hatte und hinter ihm auf Zehenspitzen der Übersetzer, war ein Kuss gewesen, das konnte man anders nicht sagen: Die Welt hatte ihn geküsst, als er, der eben noch durch die Erzählungen der Erwachsenen verworfen worden war, entdeckte, dass alles in Ordnung war, solange Licht das Schnellste auf der Welt bliebe. Jeder hier vergangene Moment würde Vergangenheit bleiben. Anderes würde kommen, weil die Zukunft das einzige Sichere war, das Einzige, an das man glauben konnte, auf das man sich

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