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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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Lobreden aufgebauten Podium, der Tribüne gegenüber und den wartenden Schwabinger Bürgern nur ungefähr eine Hunderttausendstelsekunde, nachdem sie abgesendet worden waren, bei Albert und den anderen ein. Um dieselbe Zeit verzögert erhielten die Schwabinger Bürger vom einbiegenden Motorwagen und dann von den beiden Kutschen Nachricht, denn von wo aus man eine Distanz maß, war egal. Schwabinger und Kutschfahrer wussten also immer gleichzeitig voneinander und mussten über die Verzögerung, die es Gott ermöglichte, zu jeder Zeit nachzusehen, was wann passiert war, nicht nachdenken.
    Dass der Schall viel langsamer war als das Licht und ein auf dem Pflaster aufschlagendes Hufeisen dadurch auf der Tribüne in zwei unterschiedliche Erlebnisse zerlegt wurde, merkte ja auch keiner, oder nur so wenig wie den Umstand, dass die Erde eine Kugel war und zudem durch den Weltraum raste.
    Die Differenz zwischen dem Moment, in dem eines der beiden Pferde vor der Einsteinschen Kutsche seinen Hals in die Zügel warf, und jenem, in dem Max Siewig, der in der Menge versteckt stand, es sah, schmolz zusammen, als die Vehikel und der Platz sich einander annäherten. Einsteins stiegen aus.
    Jakob lief direkt auf das Podium zu. In dem Moment gingen zwei Blitzlichter, sie galten dem ersten Bürgermeister, Dr. von Widenmayer, und dem zweiten, von Borscht, die an der mit Blumen geschmückten Büste seiner königlichen Hoheit des Prinzregenten posierten. Vor dem Podium trafen sich Hände, als sei es selbstverständlich. Worte flogen langsam in Ohren, Bilder von redenden Männern und lächelnden Frauen viel schneller in Augen.
    Es war dunkel geworden.
    Für alle hier war es neunzehn Uhr. Fanfaren ertönten. Pauline zog Albert an einer Hand neben das Podium, das nun von Jakob und Ida und gleichzeitig vom Ministerialrath von Kahr betreten wurde. Als Vertreter seiner Exzellenz des Staatsministers Freiherr von Feilitzsch waren von Pündter, der Regierungsrath, der Polizeipräsident Freiherr von Müller, der Geheimrath von Destouches und zwei oder drei Männer gekommen, die Pauline nicht kannte und die von den anderen auch kaum beachtet wurden.
    Eine sechsköpfige Abordnung stammte aus Neu-Ulm, das eine Tagesfahrt im Westen lag und dennoch dieselbe Tageszeit hatte. Dort wollte man vielleicht ebenfalls das Licht haben, und zwar dann, wenn es hier überzeugte. Jakob stellte sich zu ihnen.
    Höchtl ging, nachdem Uppenborn überraschend ein paar Worte mit ihm geredet hatte, zusammen mit Hermann Einstein hinüber ins Maschinenhaus.
    Rechts und links der Bühne hatte man bengalische Feuer entzündet. Von Pauline unbeachtet, von Albert aber bemerkt, näherte sich eine kostümierte Frau dem Podium, sprang hinauf, nun sah auch Pauline sie: Therese Nägerl, wie man später erfuhr, lange nachdem sie ein Gedicht aufgesagt hatte, was ihr nach der Meinung des anwesenden Reporters der Gemeindezeitung ausdrucks-und verständnisvoll gelang. Es stammte aus der Feder des Geheimrathes und Schwabinger Ehrenbürgers Ernst von Destouches:
    Was soll zur winterlichen Abendstunde,
    Da tiefer Schnee bedeckt rings Feld und Hang,
    Der Männer ernste, feierliche Runde
    Im Fackelschein und bei Fanfarenklang?
    So geht ein heimlich’ Flüstern und ein Fragen
    Von Haus zu Haus, es geht von Mund zu Mund.
    Wohlan, denn! hört! Suapinga will’s euch sagen,
    Will eine frohe Mähr euch machen kund:
    Mehr denn zwölf Saecula hatt’ schon bestanden,
    Als Sied’lung, Dorfgemeinde dieser Ort;
    Ob dahin Jahrhunderte entschwanden,
    Trug den Charakter unentwegt er fort.
    Da, – noch gedenken es die Zeitgenossen, –
    Da fing ein Wachsen an mit einem Mal,
    Und eh ein paar Dezennien verflossen,
    Hat sich verzehnfacht Volks- und Häuserzahl.
    Aus schlichter Dorfgemeinde nun erhoben
    Zur Stadt, – gab ihre wack’re Bürgerschaft
    In wenig Jahren schon die schönsten Proben
    Von Opfersinn und froher Schaffenskraft.
    In kurzer Frist hat stattlich sie gebauet
    Ein Kranken-, Leichen-, Schul- und Pfründehaus.
    Und, wer in ihrem Dienste steht, er schauet
    Nun sorgenfrei auch nach der Zukunft aus.
    Nicht minder hat für Straßenregulirung,
    Für Wasserleitung, Canalisation
    und was noch sonst mag dienen zur Sanirung
    Jed’ Opfer rasch und gern gebracht sie schon,
    Um nur zu fördern Wachstum und Gedeihen,
    Der jüngsten Stadt des schönen Bayernlands,
    Um einen würd’gen Platz ihr zu verleihen
    In seiner ältern Städte reichem Kranz.
    Doch nicht genug, daß sie in wenig Jahren
    So vieles

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