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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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Dampfmaschinen.
    »Was?«, fragte George.
    Offenbar hatte Faraday vor sich hingesprochen.
    »Nichts.«
    Er brachte George in die Paternoster Road und eilte umgehend nach Hause, wo er dessen Schwester vorfand und sie innig küsste, ohne es, um ein Mindestes zu sagen, dabei zu belassen.

III
    Die Musik des Lichts
    1 Plagiat
    Den folgenden Tag begann Faraday, wie er den letzten beendet hatte, und Sarah nahm das wohlwollend zur Kenntnis. Anschließend verschwand er im Labor und arbeitete an der Verfeinerung seiner Apparatur. Er wechselte Magnet und Draht aus: Auf Quecksilber schwimmend rotierte der Magnet um den fixierten, von Strom durchflossenen Draht.
    »Es scheint keine Anziehung des Stroms von einem der beiden Pole zu geben«, notierte er, »es gibt nur die zirkuläre Bewegung.«
    Nachdem er das Laborbuch zugeklappt hatte, setzte er sich auf einen Schemel und starrte lange auf den Tisch mit den Geräten. Ein Arm lag kraftlos auf der Werkbank, der andere hing herab. Müde und abgeschlagen vor Glück beobachtete Faraday sich, er war angespannt vor Angst und wusste nicht, was er nun tun würde. Die Entdeckung musste in die Welt und nicht nur sein kleines Leben verändern.
    Dann fasste er sein Herz an der Hand und unternahm einen Spaziergang zum Haus von William Hyde Wollaston. Seine Überlegungen hatte Wollaston nicht publik gemacht. Faraday würde in der Nacht seinen Artikel zu schreiben anfangen und wollte Wollaston um Erlaubnis fragen, die Vorarbeiten zu referieren. Natürlich würde Faraday von seiner Entdeckung nichts erzählen. Er konnte später sagen, die Lösung nach dem Gespräch gefunden zu haben. Natürlich war er unsicher, als er klopfte. Natürlich würde er sofort alles erzählen, wenn Wollaston ihm nur irgendeine Frage stellte. Alles würde aus ihm herausplatzen. Und dann? War er der Assistent, der Flaschenwegräumer und Aufsucher von Setzfehlern im Artikel, dem man seinen vorzüglichen Einsatz noch vorzüglicher dankte.
    Niemand hätte Grund anzunehmen, er sei der Entdecker. Er klopfte an der Tür, fast so laut wie sein Herz in seinem Hals klopfte, und wer immer ihm jetzt aufmachte, würde den Puls in der Schlagader sehen. Er wartete. Klopfte erneut. Niemand machte auf. Wollaston war nicht da. Er war verreist.
    Faraday entschied sich, den hoch über ihm stehenden Kollegen, der noch nicht wissen konnte, dass Faraday neuerdings überhaupt ein Kollege war, nicht zu zitieren. Er konnte ihn nicht zitieren, denn er hatte nur ein halbes Gespräch mitgehört, zufällig. Wollaston hatte entschieden, nichts davon zu publizieren. Und warten konnte Faraday auch nicht: In ganz Europa saßen Forscher seit einem Jahr an den Magneten und fummelten Drähte in aberwitzige Positionen. Es waren nicht irgendwelche Forscher, sondern die größten und ehrgeizigsten, und Ampère sprach längst von einer Rotation, hatte sie nur nicht gesehen. Dabei war die richtige Bewegung so leicht zu finden, dass man sich an die Stirn fasste, wenn man sie sah.
    Sie war simpel, symmetrisch, natürlich, ökonomisch. Weil sie bestechend war, sah sie zwingend aus. Man hielt sie, hatte man sie einmal gesehen, sogar für logisch. Der Herr musste alle Güte zusammengenommen und sich einen Schuss Humor erlaubt haben: Seht her, Kinder, ein Karussell, nur für euch, bitte schön, ihr könnt damit ab jetzt Räder drehen! Rückwärts betrachtet hätte jeder sie sofort finden können, und anders als rückwärts konnte man es jetzt nicht mehr betrachten, da gab die Zeit kein Pardon.
    Davy, der nach dem Verzicht Wollastons mit wenigen Gegenstimmen zum Präsidenten der Royal Society gewählt worden war, befand sich ebenfalls nicht in der Stadt. Warten war keine Möglichkeit, aber dies doch ein Konflikt.
    »Also gut«, sagte er sich, aus Versehen laut.
    Den Artikel gab Faraday seinem gelegentlichen Handlanger, einem rothaarigen Jungen von sechzehn Jahren mit Sommersprossen und Sprachfehler, der das Labor säuberte, wenn Faraday es einmal zuließ. Der Junge brachte den Artikel in die Redaktion. Dann ging Faraday mit den Skizzen und der kleinsten Batterie, die er hatte, zu seinem Freund und Instrumentenmacher Newman.
    Newman wusste nichts über Elektromagnetismus, sah Faraday, der die Erklärung der Apparatur zu ihrem Ende gebracht hatte, aber mit vorgeneigtem Kopf und zusammengezogener Kopfhaut an, als ob er eine Brille trüge, über die er lugen müsste. Ganz ruhig wartete Faraday, bis die Ohren des Freundes wieder an die richtige Stelle gerutscht waren,

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