Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
Angeln ist.“ Er fuhr ihr sanft mit einem Finger über ihr schlankes Bein. „Ab und zu knabbert mal was am Haken, aber auch wieder nicht so oft, dass es in Arbeit ausartet.“
Sie lachte ein wenig nervös, wie ihm schien, und rückte von ihm weg. „Du bist ein schlechter Einfluss für mich, Dan. Ich habe seit Langem nicht mehr so viel Zeit mit Nichtstun verbracht und …“ Sie biss sich auf die Lippe.
„…und es obendrein auch noch schön gefunden?“, fragte er leise. „Einem fremden Beobachter mag es vielleicht so scheinen, als ginge hier nicht viel vor sich.“ Er berührte ihr Haar. „Aber in Wirklichkeit geschieht hier doch so manches, Isabel. Wir würden doch beide lügen, wenn wir das bestreiten wollten.“
Isabel hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Das Erlebnis, wieder einmal fischen zu gehen, etwas, das ihr Vater sie einst gelehrt und das sie seither nie mehr getan hatte, musste sie erschöpft haben. Außerdem hatte sie nicht erwartet, dass der Schlaf in der freien Natur sie so entspannen würde. Erwachend blinzelte sie in die Sonnenstrahlen des späten Nachmittags, betrachtete die Blätter der Bäume, die vom sanften Wind bewegt wurden, und lauschte auf das leise Schwappen des Wasser am Seeufer und auf Dans regelmäßige Atemzüge.
Auch er war eingeschlafen. In seinen ausgebleichten Jeans, dem karierten Flanellhemd, den Wanderstiefeln und der über die Augen hinabgezogenen Kappe sah er aus wie das Bild des typischen Waldbewohners – männlichrau und wie dafür geschaffen, in dieser wilden, unberührten Landschaft zu leben.
Die magische Anziehungskraft von einst war immer noch vorhanden, das konnte sie einfach nicht länger leugnen. Für den Augenblick jedoch sträubte sich etwas in ihr, es in Worte zu kleiden. Sie nahm sich ganz einfach die Zeit, die sie dazu brauchte …
Brauchte – wozu? So fragte die vorsichtige Zynikerin in ihr. Vermutlich, um wiederzuentdecken, dass Dan Black Horse noch immer der erotischste, faszinierendste Mann war, den sie je kennengelernt hatte oder dem sie in ihrem Leben je begegnen würde. Und um aufs Neue festzustellen, dass er die Macht besaß, ihr das Herz zu brechen.
Sie nahm einen herzhaften Schluck Limonade aus der mitgebrachten Flasche und sah ihn mit nachdenklich verzogener Stirn an. „Du machst mir das Leben nicht gerade leicht, Dan Black Horse.“
Er erwachte, reckte und streckte sich wohlig. Der Anblick brachte ihre Hormone schon wieder auf Hochtouren. „Was hast du gemeint?“, fragte er mit schläfriger Stimme und nahm ihr die Flasche aus der Hand.
„Nichts“, erwiderte sie kurz angebunden. „Du …“ Ein sirrendes Geräusch unterbrach sie. Reaktionsschnell packte sie ihre Angelrute. Wenige Augenblicke später zog sie eine dicke, silbern glänzende Forelle an Land, bei Weitem der beste Fang des Tages.
Lachend wandte sie sich an Dan. „Ich hab’s dir doch gesagt, Mais ist der beste Köder!“
Er lachte mit ihr, und die Spannung zwischen ihnen löste sich wieder. Bald packten sie ihre Angelutensilien zusammen und wanderten zum Hotel zurück.
Das Adlerweibchen schnappte sich gierig mit ihrem scharfen Schnabel zwei kleine Fische von ihrer Beute. Dann drehte es den Kopf zu ihren Versorgern, ganz offensichtlich noch mehr Futter erwartend.
„Sie mag Sushi“, witzelte Dan.
Isabel ergriff seinen Arm und nickte. „Ich glaube, wir verwöhnen sie zu sehr. Sie wird sich nach alldem nicht mehr in der Wildnis zurechtfinden.“
„Sie ist ein ausgewachsener Vogel. Ich glaube nicht, dass die paar Tage bei uns ihr das Leben in der Wildnis abgewöhnen können.“ Zart fuhr er mit einem Finger über Isabels Hals. „Stimmt’s?“
Erschrocken wich sie zurück. „Ich brauche jetzt erst mal ein Bad“, sagte sie hastig. „Wir haben einen langen Tag hinter uns.“
Er blinzelte ihr bedeutungsvoll zu. „Und er ist noch nicht zu Ende.“
Isabel rekelte sich genüsslich in der luxuriösen Badewanne und drehte die Massagedüsen wieder voll auf. Es war herrlich, sich so verwöhnen zu lassen. Irgendwie gefiel ihr dieses Gefühl der Unwirklichkeit, das sie hier in Dans Hotel umgab. Hier hatte sie ihre Ruhe und war weit fort von der übrigen Welt.
War sie frei?
Ja – aber Freiheit war ja nur ein schönes Wort, das Menschen oft statt „einsam“ oder „verzweifelt“ gebrauchen. Was Isabel sich immer gewünscht hatte, war ein Gefühl der Zugehörigkeit. Sie wollte wissen, wohin sie gehörte.
Anthony war der perfekte Partner, um diesen
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