Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
Schluss machte, Isabel.“
„Und was denkst du jetzt?“ Es schien ihr überhaupt nicht schwerzufallen, sich in seinen Gedankengang einzuschalten. Fast schien es, als ob auch sie gerade über ihrer beider Vergangenheit nachgedacht hatte.
„Äußerlich gesehen bist du fortgegangen. Aber ich hatte dir ja auch keine andere Wahl gelassen. Mit mir in der Hölle weiterleben oder dich retten, das war die Entscheidung, vor die ich dich gestellt hatte.“
Sie wandte sich von ihm ab. „Wir waren doch noch so jung …“
„Wir sind immer noch jung!“, entgegnete er scharf und packte sie am Handgelenk. „Wir haben uns geändert, und das weißt du auch.“
Ihr Atem ging heftig, als ob sie mit sich selbst kämpfte. Dan ließ ihre Hand wieder los. „Entschuldige …“ Dann trug er ihren Kaffeebecher zum Tisch.
Sie waren beide an diesem Morgen angespannt und gereizt. Dans Nerven lagen blank. Das Einzige, was ihm wirklich ganz sicher schien, war, dass er es nicht ertragen konnte, wenn sie einen anderen Mann heiratete. Dabei hatte er noch keinerlei Vorstellung davon, was er ihr als Alternative bieten könnte, aber er musste ihr einfach klarmachen, dass es zwischen ihnen beiden nicht aus war. Das wäre es nie.
„Hat der Adler den Thunfisch gefressen?“, fragte sie, um endlich das Thema zu wechseln.
„Der schien ihr nicht zu schmecken.“ Dan zwang sich zur Sachlichkeit, er musste für den Augenblick aufhören, an sein Verlangen nach ihr zu denken. Die Intensität seiner Gefühle würde sie womöglich erschrecken. Also riss er sich zusammen. „Ich habe es heute Morgen mit Lachs aus der Dose versucht. Sie hat ein bisschen daran gepickt. Aber ich glaube, wir sollten versuchen, frischen Fisch zu bekommen. Das ist bestimmt besser für das Tier.“
„Ja, das sollten wir“, stimmte Isabel sofort zu.
Er grinste verschwörerisch. „Ein guter Grund, Fischen zu gehen.“
Sie schmunzelte. „Dafür ist jeder Grund recht.“
Dan hatte das Gefühl, als ticke eine Zeitbombe irgendwo in seinem Kopf. Wenn er zu Isabel davon spräche, könnte sie explodieren. Doch auch, wenn er ihr nichts davon sagte, könnte sie losgehen.
Mit Angelruten, einem Fischnetz und einem vollgepackten Picknickkorb bewaffnet, gingen sie in hüfthohen Fischerstiefeln hinunter zum See. Isabel wirkte unternehmungslustig und bewegte sich trotz der hohen Stiefel so graziös wie ein Reh im Wald.
Dan rang mit sich selber. Nun sag es doch schon, ermahnte er sich.
Er blieb stehen und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Was ich dich schon vor einer Weile fragen wollte … Wenn du einen Telefonanruf machen willst, kann ich dich durch Sprechfunk verbinden lassen …“
„Schon in Ordnung. Anthony hat mir ausdrücklich versichert, ich könne mir so viel Zeit nehmen, wie ich brauche.“
„Anthony ist ein Narr ersten Ranges“, entgegnete Dan. „Und dafür danke ich dem Himmel.“
Isabel marschierte weiter in Richtung See, sodass er ihre Reaktion auf seine Worte nicht sehen konnte. „Er hat immer volles Verständnis für mich, und ich bin ja doch sehr meinen Stimmungen unterworfen. Also passen wir prima zusammen.“
„Ja, wahrscheinlich.“
Am Seeufer wateten sie ins Wasser und lachten, als sie in dem Grundschlamm einsanken und mit rudernden Armen versuchten, das Gleichgewicht zu halten. Nach einer Weile wurden sie des Stehens müde, gingen zurück zum Ufer und zogen die schweren Stiefel aus. Dan rollte dicht am Wasser eine dicke geflochtene Matte aus, auf die sie sich legen konnten. Isabel befestigte ihren Köder am Haken ihrer Angel und diskutierte mit Dan darüber, was der bessere Köder sei: Maiskörner oder mit Lachslaich. Sie sah bezaubernd aus und passte in hierher wie ein Smaragd in eine perfekte Fassung. Dan erkannte deutlich, dass sie sich innerer Aufruhr legte und sie sich endlich entspannte.
Mutter Erde tut ihre heilige Pflicht, dachte er bei sich. Als er sich lang auf der Matte in der Sonnenwärme ausstreckte, meinte er den langsamen, beständigen Puls der Erde unter seinem Körper zu spüren, den er allzu lang nicht mehr zu fühlen bereit gewesen war. Diesen Dingen gegenüber hatte er sich verschlossen, bis sein Großvater mit der Weisheit eines sterbenden Mannes diesen Sinn für die Natur in ihm neu geweckt hatte.
Vielleicht hatte Isabel ja auch diese Gefühl der Heimkehr.
Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu. „Woran denkst du gerade?“
Ein scheues Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Dass dies ein perfekter Tag zum
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