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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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unbekümmert zu sein. Fast so schlimm wie damals, als Dad auf einem Angelausflug zu ihm gesagt hatte: »Du weißt, dass du mich alles fragen kannst, was du über die Pubertät wissen willst.«
    »Äh . . .«, sagte Jonas unentschlossen.
    »Können wir vielleicht über was reden, das nicht schon hundert Jahre her ist«, mischte sich Katherine ein.
    »Du wartest ab, bis du an der Reihe bist, Katherine«, sagte Mom. »Jonas?«
    Auf der anderen Seite des Tisches begann Katherinezu schielen und die Zunge rauszustrecken. Jonas sah auf seinen Teller.
    »Na ja, ich habe mich gefragt, ob sie uns jetzt, wo ich älter bin, nicht vielleicht ein paar zusätzliche Informationen über meine, äh, leiblichen Eltern geben könnten«, sagte Jonas. »Es ist nicht wichtig. Ich bin einfach nur neugierig, ob – ob einer von ihnen vielleicht Grübchen hat? So wie ich?«
    »Grübchen!«, schnaubte Katherine empört.
    Mom warf ihr einen dieser Blicke zu, die klipp und klar besagten:
Noch einen Ton von dir, ohne dass du an der Reihe bist, junges Fräulein, und ich klebe dir für den Rest des Abends den Mund mit Paketband zu.
Natürlich hatte Mom noch nie etwas Derartiges getan, aber ihre Blicke gaben einem immer das Gefühl, dass sie dazu in der Lage wäre.
    Dad legte ganz langsam und bedächtig die Gabel auf den Teller.
    »Selbstverständlich kann ich die Agentur anrufen und fragen, ob es weitere Informationen gibt«, sagte er. »Aber ich muss dich warnen, dass es nicht sehr wahrscheinlich ist. Sie wollten uns damals nicht einmal deine medizinischen Daten geben.«
    »Nicht, dass uns das etwas ausgemacht hätte«, fügte Mom schnell hinzu. »Wir waren einfach froh, dich zu bekommen!«
    Jetzt strahlten ihn die beiden um die Wette an. Jonas gab Katherine unter dem Tisch einen Tritt.
    »Erzähl deine blöde Cheerleadergeschichte«, murmelte er.
    Später am Abend, als Jonas an seinem Schreibtisch über den Sozialkundehausaufgaben saß, schob sich Katherine in sein Zimmer.
    »Tu das nicht«, sagte sie und baute sich im Türrahmen auf.
    »Was? Sozialkunde?«
    Katherine warf einen Blick über die Schulter, trat einen Schritt zur Seite und zog leise die Tür hinter sich zu. Für ihre Verhältnisse fast vorsichtig setzte sie sich auf seine Bettkante.
    »Nein, du weißt schon«, sagte sie. »Dieses ganze Getue um Adoptivkind-sucht-seine-Identität.«
    Jonas drückte mit dem Bleistift so heftig auf den
sapiens -Teil
von
Homo sapiens,
dass die Spitze abbrach. Er ließ den Stift fallen und wirbelte herum.
    »Was geht dich das an?«, fragte er.
    »He, ich gehöre schließlich auch zur Familie«, erwiderte Katherine.
    »Mach Sachen.« Am liebsten hätte er gefaucht:
Na klar. Du bist sogar blutsverwandt und gehörst mehr dazu als ich
. Aber das war nicht seine Art. Es passte eher zu den Grausamkeiten, die Chip den ganzen Nachmittag über seinen Vater verbreitet hatte, die einfach seiner Wut entsprangen und sicher nicht der Wahrheit entsprachen. Er beschloss, es bei »Mach Sachen« bewenden zu lassen.
    Katherine verdrehte die Augen.
    »Hör mal«, sagte sie. »Jedes Mal, wenn du das Thema Adoption, leibliche Eltern oder so was in der Art ansprichst, drehen sie durch. Sie schleichen nur noch auf Zehenspitzen durch die Gegend und behandeln dich wie ein rohes Ei: ›Aber ja, Jonas . . .‹« Sie setzte eine Oktave tiefer an und gab eine ziemlich gute Imitation von Dad zum Besten: »Selbstverständlich kann ich die Agentur anrufen . . . Wir tun alles, was wir können . . . Wir würden auf keinen Fall wollen, dass die Adoption deinen Selbstfindungsprozess behindert.«
    Boah, wo hatte Katherine nur solche Ausdrücke her?
    »Na und?«, sagte Jonas. »Was kann ich dafür?
Sie
graben doch ständig die Geschichte wieder aus, wie sie mich bekommen haben. ›Bla, bla, bla, Anruf aus heiterem Himmel . . . bla, bla, bla, Wolkenbruch, an dem Abend, an dem wir dich abgeholt haben . . .‹«
    Katherine kicherte. Dann beugte sie sich mit großen, ernsten Augen vor.
    »Ja, aber das ist ihre
Vergangenheit
, verstehst du«, sagte sie. »So hat es mit dem Kinderkriegen bei ihnen angefangen. Es ist ihre gemeinsame Geschichte mit dir. Genauso, wie sie immer erzählen, dass sie mir Barbiesticker gegeben haben, damit ich aufs Töpfchen gehe. Oder die Geschichte, wie ich Mom in die Handtasche gekotzt habe.«
    Jonas prustete los, als er daran dachte. Das war wirklich lustig gewesen.
    Katherine betrachtete ihn misstrauisch.
    »Du hast die Geschichten doch hoffentlich nicht in der Schule

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