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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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wie wir, nur dass er rotbraun ist und einen Schal trägt.«
    »Ha! Ich denke doch, ich würde mich daran erinnern, wenn ich eine rote Maus mit einem Schal gesehen hätte. Wissen eure Eltern, wo ihr seid?«, fragte sie und beäugte den Rucksack der beiden argwöhnisch.
    Alex stieß Alice an. »Nein, liebe Frau. Sie müssen wissen ... wir sind Waisenkinder.«
    Falls die Bauersfrau Mitleid mit ihnen hatte, konnte sie das gut verbergen. »Ihr habt also eure Mutter und euren Vater verloren?«
    Alex und Alice nickten traurig.
    »Und jetzt auch noch euren Bruder?«
    Sie ließen die Köpfe und ihre Barthaare hängen.
    »Tz, tz, mir scheint ja, dass ihr zwei schlimme, unachtsame Mäuse seid, so, wie ihre eure Verwandten verliert. Wenn ihr was von meinem frisch gebackenen Brot wollt, dann müsst ihr dafür arbeiten.«
    »Aber ... aber gute Bauersfr...«
    »Und ich bin nicht die Frau vom Bauern, du naseweiser Bengel – ich bin die Bäuerin selbst. So, kommen wir ins Geschäft?« Alex schnupperte sehnsüchtig, sah seine Schwester an und drehte sich wieder zu der Bäuerin um.
    »Und euren Freunden könnt ihr gleich sagen, dass sie hier gar nicht rumzuhängen brauchen«, fuhr die Bäuerin fort, ehe er den Mund öffnen konnte. »Ich hab hier schließlich keine Wohlfahrtsbäckerei für notleidende Mäuse, verstanden?«
    »Was für Freunde?«
    »Drüben auf der Straße – eine graue Maus und eine schwarze.« Sie zeigte mit ihrem Hammer dorthin, wo der Weg von der Straße abzweigte.
    Doch als sich Alex und Alice umdrehten, war keine Maus irgendeiner Farbe zu sehen.
    »Gerade waren sie noch da«, sagte die Bäuerin verdrossen.
    »Hatten sie eine rotbraune Maus dabei?«
    »Meint ihr nicht, dass ich sagen würde, ich hätte eine rotbraune Maus gesehen, wenn eine dabei gewesen wäre?«, fragte die Bäuerin, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Doch, schon«, murmelte Alice.
    »Na eben«, sagte die Bäuerin. Sie legte ihren Hammer weg, ging hinüber zum Haus und nahm zwei gelbe Eimer. »Seht ihr die Kirschen an den Bäumen dort drüben?« Sie deutete mit dem Kinn auf die Kirschbäume, die voll mit Früchten hingen. »Die pflückt ihr.«
    »Aber – das sind doch um die zwanzig Bäume«, protestierte Alex.
    »Da drüben neben dem Haus findet ihr eine Leiter. Wenn jeder von euch fünf Eimer pflückt, kriegt ihr ein anständiges Abendessen und ich lasse euch in der Scheune schlafen.«
    Alex runzelte ungeduldig die Stirn, und Alice wusste, was er dachte. Sie konnten ihre Zeit eigentlich nicht mit Kirschenpflücken verschwenden, wenn sie Alistairs Entführer erwischen wollten! Aber es war kurz vor Sonnenuntergang und sie waren müde und hungrig. Vielleicht war die Idee gar nicht so schlecht, hier zu übernachten. Sie stieß Alex in den Rücken. »Danke, das würden wir gerne annehmen«, sagte sie zu der Bäuerin.
    »Leert eure Eimer in die Kiste dort drüben – und nicht, dass ihr mir nascht.« Dabei warf die Bäuerin Alex einen besonders vielsagenden Blick zu. »Das merk ich nämlich!« Damit nahm sie ihren Hammer und machte sich wieder an dem Zaun zu schaffen.
    Alex und Alice holten die Eimer und gingen hinüber zum ersten Baum. »Da das deine blöde Idee war«, sagte Alex, »nimmst du die Leiter und pflückst von den oberen Ästen – ich pflücke die, die näher am Boden sind.«
    » Meine blöde Idee?«, sagte Alice. »Du bist derjenige, wegen dem wir hier sind. Und du bist derjenige, der die ganzen Brote schon kurz hinter Smiggins aufgegessen hat. Du kannst auf die Leiter steigen.«
    »Na gut«, grummelte Alex, »wir wechseln uns ab.« Er holte die Leiter und stieg hinauf.
    Dann machten sie sich an die Arbeit. Strecken und pflücken, strecken und pflücken. Alex stöhnte jedes Mal ausgehungert vor sich hin, wenn sein hohler Magen knurrte. Aber so verlockend die sonnengewärmten Früchte auch waren, sie wagten es nicht, auch nur eine einzige Kirsche zu mopsen. Anfangs verbrachte Alex die Zeit damit, sich vorzustellen, was für ein »anständiges Abendessen« die Bäuerin ihnen wohl machen würde. »Frisch gebackenes Brot ... ein Salat aus Feigen und Edelpilzkäse ... knackige Äpfel und würziger Gouda ... Erdbeeren mit Sahne ... oder vielleicht«, er hob den halb gefüllten Eimer an die Nase und atmete den süßen Kirschduft ein, »Kirschauflauf. Mmmm.« Nach einer Weile wurde er jedoch so hungrig und unwirsch, dass er nicht mal mehr vom Essen träumen konnte. Stattdessen beklagte er sich über die Schufterei. »Warum sind diese

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