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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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Wahrheit sagen konnten.
    »Nach Stubbins«, mischte sich Alex ein. »Ein paar von unseren alten Freunden besuchen. Alistair ist schon los.«
    »Tatsächlich?« Frau Zetland zog die Augenbrauen hoch. »Wie schade, dass ich nicht gesehen habe, wie er gegangen ist. Ich hätte ihm ein paar Kekse für die Reise mitgegeben. Und wie steht’s mit euch beiden – habt ihr genug zu essen für unterwegs? Ich hoffe, Ebenezer hat euch was Anständiges zu essen gemacht; es ist nicht gut, mit leerem Bauch zu reisen. Aber ich bin sicher, dass er daran gedacht hat – der Rucksack sieht ja schrecklich schwer aus. Wobei – mit Rucksäcken, die zu schwer sind, müsst ihr aufpassen. Stellt euch vor, als ich noch in der Schule war, hat eine Freundin von mir mal einen schweren Rucksack aufsetzen wollen und ist doch glatt durch die Bodendielen gekracht. Wirklich Pech, sie hat nämlich im vierten Stock gewohnt und ist auf dem Frühstückstisch der Familie drunter gelandet. Aber so was war nicht ungewöhnlich, damals, als ich klein war. Wir haben in der Schule härter gearbeitet als ihr jungen Mäuse heutzutage. Wir mussten sooo viele Bücher schleppen ... Und als sie in die Schule kam, klebte ihr noch ein halbes Brötchen am Hintern. Was haben wir gelacht!«
    »Wie bitte?« Alex hatte öfter Probleme, Frau Zetlands Geschwätz zu folgen.
    »Ein Teil von dem Proviant ist für Alistair«, behauptete Alice schnell. »Er war so in Eile, dass er gar nicht gefrühstückt hat, deshalb bringen wir ihm ein Picknick-Frühstück mit. Bestimmt holen wir ihn bald ein.«
    »Ach, was hat er nur für fürsorgliche Geschwister!« Frau Zetland strahlte. »Der Himmel weiß, dass so ein dünnes kleines Ding wie er eigentlich keine Mahlzeit auslassen sollte. Ich sage euch was, erst gestern Abend habe ich eine Ladung Schokoladenkekse gebacken. Bleibt noch kurz hier, ich gebe euch welche mit für euer Picknick.«
    »Wir haben es ziemlich eilig, Frau –«, wollte Alice einwenden.
    »Ein paar Kekse, das wäre super«, fiel ihr Alex ins Wort.
    Einige Minuten später setzten die beiden Mäuse den Wag nach unten fort. Aus einer braunen Papiertüte, die ihnen Frau Zetland gegeben hatte, mampften sie Kekse.
    Sie stießen die Haustür des Wohnblocks auf und gingen den Weg entlang, da hörten sie ein ärgerliches »Hoi!« Die Stimme kam vom Gemüsebeet.
    »Häh?«, machte Alex mit vollem Mund und sprühte Kekskrümel über Alice, die vor ihm ging.
    »Pass doch auf«, schimpfte Alice und klopfte sich die Krümel von den Schultern.
    »Das war Herr Groll«, sagte Alex.
    Alice seufzte. »Was haben wir nun schon wieder gemacht?«
    Die beiden Mäuse drehten sich um. Vor ihnen stand der alte, ergraute Herr Groll. Er trug seinen Gärtnerhut und Gartenhandschuhe und fuchtelte drohend mit einem Schäufelchen. »Ihr beiden! Was ist hier los gewesen? Sagt euren Freunden gefälligst, dass sie nicht über mein Gemüsebeet trampeln sollen. Die ganze Petersilie ist zerdrückt.«
    »Äh, wovon reden Sie eigentlich, Herr Groll?«, fragte Alice geduldig.
    »Von euren Freunden. Die in meinem Gemüsebeet herumgetrampelt sind. So was lasse ich mir nicht bieten.«
    »Entschuldigung, Herr Groll, aber in den letzten paar Tagen war keiner von unseren Freunden bei uns.«
    »Ach tatsächlich? Wer hat denn dann ganz früh heute Morgen mit der Leiter rumhantiert und versucht, in euer Zimmer zu steigen, hm?«
    »Mit einer Leiter? In unser Zimmer hinauf?« Alice stieß Alex aufgeregt an. »Wie haben diese Leute denn ausgesehen?«
    »Na, im Dunkeln kann ich ja wohl nichts sehen, oder?«, murrte Herr Groll. »Es war kurz vor der Dämmerung. Ich war dort drüben«, er deutete zu seinem Fenster im Erdgeschoss, »und sie waren hier unten.« Er zeigte ihnen die zerdrückte Petersilie zu ihren Füßen. »Habe nur ihre Köpfe von oben gesehen, versteht ihr? Aber ich schätze mal ...« Er kniff die Augen nachdenklich zusammen. »Ich glaube, eine war schwarz und eine grau. Wie dem auch sei, als ich an die Scheibe geklopft habe, sind sie ziemlich zügig verschwunden.« Er presste zufrieden die Lippen aufeinander. »Wenn ihr sie seht, dann sagt ihnen, dass sie mir noch Petersilie schulden.«
    »Tun wir«, versprach Alice. »Sobald wir sie einholen.« Sie stieß Alex wieder an und lief weiter den Weg entlang. Ihr Bruder folgte ihr auf den Fersen.
    »Was war denn das bloß wieder?«, überlegte Alex, als sie in die Straße einbogen, die sie aus Smiggins hinaus und nach Norden in Richtung Stubbins führen würde.

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