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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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Wasseroberfläche, und plötzlich stürzten alle Mäuse aus dem Wasser und liefen am Ufer zusammen.
    »Lauf, Tibby!«, drängte Alistair und stieß Tibby Rose auf den Weg, der flussabwärts führte.
    Das musste man Tibby nicht zweimal sagen. Sie rannten den Weg entlang, verfolgt vom Gejohle und den Schreien der Kinder.
    Der vierschrötige Junge bückte sich im Laufen, nahm eine Handvoll Kieselsteine auf und verfolgte sie. Einige seiner Freunde taten es ihm nach und schon hagelte ein Schauer Steine auf die beiden fliehenden Mäuse nieder.
    »Rotbraune!«, rief die Maus mit dem spitzen Gesicht voller Abscheu in der Stimme und schleuderte einen Stein.
    »Autsch!«, rief Alistair. Er kam fast aus dem Tritt, als ihn der Stein an der Schulter traf.
    »Volltreffer!«
    Ihre Gefährten brachen in Triumphgeheul aus.
    »Alles in Ordnung?«, keuchte Tibby und wich einem Stein aus, der vor ihr auf dem Weg landete.
    »Ja«, japste Alistair. »Lauf bloß weiter!« Er konnte den keuchenden Atem der Verfolger hören, und als er einen Blicküber die Schulter wagte, sah er, dass sie den Weg erreicht hatten. Sein Herz klopfte wie wild. »Sie kommen näher!«
    Die beiden Rotbraunen rannten weiter den Weg entlang. Ständig mussten sie sich ducken und den Steinen ausweichen, die nach ihnen geworfen wurden.
    Tibby Rose keuchte heftig, denn der Weg verließ jetzt den Fluss und stieg in Windungen bergan.
    Etwas streifte Alistairs Schwanz. Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte er, dass die Bande ihn erwischte hatte.
    »Schnell, Tibby«, drängte er. Auch sein Atem kam jetzt stoßweise. Aber obwohl ihre Beine müde zu werden begannen, setzten die beiden roten Mäuse noch einmal zu einem Spurt an.
    Inzwischen liefen sie zwischen schulterhohem Gestrüpp dahin. Der Weg wurde immer kurviger, sodass sie nicht mehr als ein paar Meter weit sehen konnten. Alistair hoffte inständig, dass er nicht plötzlich endete.
    Als sie die Hügelkuppe erreicht hatten und auf der anderen Seite abwärtsschlitterten, immer noch verfolgt von der Mäusebande, konnte er sehen, dass sich der Weg vor ihnen gabelte. Alistair hatte eine Idee. Tibby Rose, die vor ihm war, stolperte fast, weil der Boden plötzlich abfiel, und Alistair spurtete vor und packte sie bei der Hand. »Bleib ganz dicht bei mir«, sagte er. Nach der nächsten Biegung zog er sie durch ein dichtes Gewirr von Blättern und Zweigen in ein Dickicht hinein. »Sei mucksmäuschenstill«, zischte er ihr ins Ohr.
    Stumm blieben sie sitzen und versuchten, so leise wie möglich zu atmen. Die Verfolger näherten sich. Die Blätter des Dickichts wehten, als sie vorbeirannten – einer, zwei, drei, vier, fünf.
    Dann hörten sie, wie der Vierschrötige, der die Gruppe anführte, einen wütenden Schrei ausstieß, langsamer wurde und bei der Gabelung des Weges stehen blieb. »Welchen haben sie genommen? Hat es einer von euch gesehen?«
    »Ich glaube, sie sind nach links gelaufen«, sagte einer.
    »Nein, rechts«, keuchte ein anderer.
    »Lasst uns zwei Gruppen bilden«, schlug die hohe Stimme der Maus mit dem spitzen Gesicht vor. Anscheinend machte ihr die Verfolgungsjagd Spaß.
    Kurzes Schweigen, dann sagte der Vierschrötige: »Ach was, es ist zu heiß. Ich möchte lieber wieder ins Wasser.«
    Die Maus mit dem spitzen Gesicht protestierte: »Aber sollten wir nicht die Königlichen Wachen rufen? Rotbraune Mäuse sind unsere Feinde – das weißt du doch, Snodgrass. Das sind womöglich Rebellen aus Gerander.«
    »Halt die Luft an, Janice«, sagte Snodgrass. »Das waren Kinder in unserem Alter. Und du hast doch gesehen, dass sie vor uns weggelaufen sind. Gefährlich waren die ja wohl nicht direkt, oder?«
    Die anderen Mäuse kicherten, und die Gruppe machte kehrt und ging den Weg zum Strand zurück. Ihre Stimmen verhallten, aber Alistair und Tibby Rose blieben wie erstarrt und stumm sitzen, obwohl ihnen die Zweige Gesicht und Arme zerkratzten. Als Alistairs Puls endlich langsamerging und er nichts mehr hören konnte außer dem entfernten Summen von Fliegen, streckte er den Kopf aus dem Dickicht und sah sich um. »Ich glaube, wir können es jetzt wagen«, sagte er. Er schob sich durch das Laub, streckte eine Hand ins Gebüsch und zog Tibby Rose heraus.
    »Das war ja unheimlich«, sagte er und klopfte sich die Blätter und den Dreck aus dem Fell.
    »Das war schrecklich «, sagte Tibby. »Und nur, weil wir rotbraun sind?« Fassungslos schüttelte sie den Kopf.
    Sie machten sich wieder auf und nahmen an der Gabelung

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