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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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Kirschen nur so klein?«, jammerte er. »Es dauert ja ewig, bis damit ein Eimer voll wird.«
    Alice, die ihrem Bruder kaum zuhörte, während sieEimer um Eimer mit Früchten füllten, rief plötzlich: »Ist doch seltsam, dass die Bäuerin eine schwarze und eine graue Maus gesehen hat, genau wie Herr Groll. Findest du nicht?«
    »Was?« Alex hörte abrupt mit seinem Gejammer auf, hängte seinen Eimer an eine Leitersprosse und rieb sich das schweißnasse Stirnfell. »Wenn das stimmt, dass sie solche Mäuse gesehen hat«, sagte er. »Als wir uns umgeschaut haben, war niemand da.«
    »Also, mir kommt sie nicht so vor, als ob sie sich Sachen einbildet«, sagte Alice. »Aber wenn es die Entführer waren, warum haben sie dann Alistair nicht dabeigehabt? Und warum sind sie nach uns gekommen und waren nicht vor uns? Das verstehe ich nicht.«
    »Bestimmt nur so ein Zufall, würde ich sagen«, erwiderte Alex. »Du bist dran mit der Leiter.«
    Sie tauschten die Plätze und pflückten weiter. Ihre Arme taten ihnen weh von dem ständigen Ausstrecken und dem Halten der schweren Eimer. Langsam versank die Sonne hinter den Hügeln und erlöste sie von der sengenden Hitze. Gerade war sie ganz hinter dem Horizont verschwunden, da sagte Alice: »Und damit hätten wir fünf.« Sie reichte ihrem Bruder den letzten Eimer mit Kirschen hinunter, der unten ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Er hatte seinen fünften Eimer schon kurz davor in die Kiste geleert und wartete nun gespannt auf das Abendessen. »Los, mach schnell«, sagte er. »Ich glaube, ich rieche gebratene Zwiebeln.«
    »Schau mir mal zu«, sagte Alice, die nach der getanen Arbeit plötzlich wieder bei Kräften war. Mit leichtem Schritt stieg sie von der Leiter auf den Ast, an dem diese lehnte. Sie setzte sich darauf, dann ließ sie sich nach hinten in den Kniehang fallen und fing zu schaukeln an. Immer hin und her, bis sie bei einem Vorwärtsschwung die Knie vom Ast löste und mit einem perfekten Salto elegant auf den Füßen landete. »Tra-ra!«
    »Onkel Ebenezer wäre stolz auf dich, Schwesterherz«, sagte Alex und nahm den Eimer.
    Zusammen gingen sie zu der Kiste. Die Bäuerin wartete bereits und blickte sie missbilligend an. »Das hier ist ein Bauernhof, junge Dame, kein Zirkus!«
    »Entschuldigung«, sagte Alice kleinlaut. »Äh ... wir sind fertig.«
    »Habt ja auch lang genug gebraucht«, war die knappe Antwort der Bäuerin. »Euer Abendessen ist drüben bei der Scheune. Ich erwarte, dass ihr am Morgen verschwindet.« Sie stapfte zur Veranda, setzte sich auf die Stufen und zog ihre Stiefel aus.
    Ihre beiden Hilfsarbeiter begaben sich schnell zur Scheune. Alex lief voraus.
    Als sie bei der Scheune ankamen, blieb er ruckartig stehen. »Ein Laib Brot«, sagte er enttäuscht. »Und ein Krug mit Wasser. Sonst nichts .« Er ließ sich im Gras auf die Knie sinken. »Nicht mal irgendwas, was man auf das Brot drauftun kann!« Er drehte sich nach der Veranda um und sah die Bäuerin gerade noch im Haus verschwinden. »Das nennen Sie ein anständiges Abendessen?«, rief er, während der verlockende Duft von gebratenen Zwiebeln durch den Garten wehte.
    Und dann ließen sich die beiden Mäuse zu ihrem ersten Abendessen außerhalb ihres Hauses nieder.

6 FEINDE

    A listair und Tibby verließen den Zeitungskiosk und gingen langsam die Straße entlang. Dabei sahen sie sich nach allen Seiten um. Sie wollten sich vergewissern, dass sie nicht beobachtet wurden. »Ich glaube nicht, dass es sicher ist, so gut sichtbar herumzulaufen«, sagte Alistair leise zu Tibby Rose. »Wir müssen ein ruhiges und ungestörtes Plätzchen finden, wo wir planen können, was wir jetzt unternehmen. Kennst du eines?«
    »Tut mir leid«, erwiderte Tibby. »Ich habe zwar mein Leben lang in Tempelton gewohnt, aber ich kenne mich überhaupt nicht aus.« Sie sah ihn bedrückt an. »Vielleicht solltest du lieber ohne mich weitergehen. Mit mir würdest du wahrscheinlich sowieso langsamer vorankommen.«
    »Hör mal, Tibby«, sagte Alistair, »ich könnte es nur zu gut verstehen, wenn du lieber nach Hause zurückkehren willst. Das solltest du genau genommen auch machen. Aber wenn du mit mir kommen willst, könnte ich deine Hilfe schon gebrauchen; ich weiß nicht viel über Souris – und außerdem wäre es schön, dich dabeizuhaben.«
    Tibby lächelte. »Also, damit kann ich auf jeden Fall dienen. Und was Souris angeht: Ich habe vielleicht nicht viel von dem Land gesehen, aber ich schätze mal, eine Karte

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