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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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mit falscher Zu- versicht. »Alle beide werden damit zurechtkommen. Es ist ja nicht so, als wären wir nie zuvor unterwegs gewesen.«
    »Denk mal drüber nach, Kumpel. Es is schon 'ne Weile her. Eine gute Weile. Ich glaub, was diese Art von Warten angeht, könnten un- sere Gattinnen ein wenig aus der Übung sein.«
    »Ich habe keine Wahl, Mudge«, erklärte Jon-Tom ernsthaft. »Es ist zu sehr Teil dessen, wer ich bin. Was ich bin. Und du kannst nicht leugnen, daß du dasselbe Gefühl hast.« Er erhob sich von dem niedri- gen Bett. »Komm schon.«
    »Komm schon?« Der Otter leckte sich die Lippen. »Wohin soll ich mitkommen, Kumpel? Es ist halb acht Uhr morgens.«
    »Sieben Uhr zweiundvierzig.« Jon-Tom blieb bei der Schlafzim- mertür stehen. »Zu Clodsahamp natürlich. Ganz gewiß ist doch ir- gendwo irgendwas los. Irgendeine kleinere Zufallskatastrophe, die nur darauf wartet, durch ein oder zwei Banngesänge wieder in Ordnung gebracht zu werden.«
    »Irgendeine winzige Klinge, die nur darauf wartet, mir zwischen die Rippen zu fahren«, knurrte der Otter. »Ich seh schon, daß du mich nich in Ruh läßt, gib mir also wenigstens die Zeit, mich anzuziehn, und ich werd dir zuliebe 'ne wunderbare Gelegen'eit zum Ausschlafen opfern.« Mit seinem kurzen Finger drohte er dem viel größeren Freund. »Aber ich warn dich, Kumpel. Ich 'üpf dir nich mit 'nem blö- den Lächeln im Gesicht aus dem Weg un schau zu, wie du für irgend so 'ne ge'eime, unvernünftige Sehnsucht Kopf un Kragen riskierst. Ins- besondere nich meinen Kopf un meinen Kragen.«
    »Nichts Gefährliches, Mudge. Das verspreche ich dir. Ich habe auch Frau und Kind.«
    »Ja. Wenn du nur auch noch 'n bißchen Verstand dazu 'ättest.« Und wortreich fluchend kämpfte der Otter sich in widerspenstige Shorts.

III
    Die grosse alte Eiche breitete sich noch immer heiter und unwan- delbar in der Mitte der Lichtung aus. Am Fuße des dicken Stammes drang eine Vielzahl knorrig verdrehter Wurzelarme tief in den Boden ein, als suchten sie mit ihrem Griff nach dem Zentrum der Erde selbst. Der Baum wirkte unerschütterlich und unveränderlich; weder die Zeit noch die Naturgewalten schienen eine Wirkung auf ihn zu haben.
    Ganz ähnlich dem Bewohner, überlegte Jon-Tom, als er sich mit Mudge durch das Gras näherte. Wie sein eigenes Heim war das Innere des Baumes wesentlich geräumiger, als es möglich erschien, was der alte Hexer mit einem ausgezeichneten dimensionserweiternden Zauber bewirkte, den er in seiner Jugend vervollkommnet hatte.
    Ein kurzer gepflasterter Weg führte zum Eingang. Vor der Tür blieb Jon-Tom stehen und streckte die Hand nach einem Knopf aus, der aus der Rinde hervorragte.
    »Moment mal, Kumpel.« Mudge zeigte auf den Knopf. »Was is denn das?«
    »Stimmt ja - du warst eine Weile nicht hier. Der Gedanke stammt aus meiner eigenen Welt. Ich habe ihn Clodsahamp beschrieben und denke, das hat ihm irgendwie gefallen. Die Sache wird Türglocke ge- nannt. Wirkungsvoller als Klopfen. Ich war mir nicht sicher, ob er die Idee hier würde umsetzen können.« Mit dem Zeigefinger drückte er auf den weißen Knopf.
    Tief aus dem Innern des Baumes schmetterte eine eindrucksvolle Trompetenfanfare hervor. Gleichzeitig nahm ein Septett wunderschö- ner Paradiesvögel Gestalt an und flötete eine Begrüßung, die in Jon- Toms Ohren ungefähr wie Vogellatein klang. Als der Trompetenton verklungen war, verschwanden die sieben Vögel und wurden von ei- nem Paar schwarzer Sturmwolken in der Größe von Zwerghähnen er- setzt, die das Portal flankierten. Über das Kopfsteinpflaster dröhnten Donnerschläge hinweg, während Blitze in das in Türmitte befestigte Namensschild einschlugen und es erhellten.
    Das Verkündungsgewölk wurde blasser und schließlich weiß, wor- aufhin ein zierlicher Regenbogen, nicht breiter als Jon-Toms Hüfte, sich von einer der bauschigen Wolken zur anderen wölbte und über dem Eingang einen vollkommenen strahlenden Torbogen bildete. Als tief im Innern der letzte Trompetenton verhallte, zerstoben der Minia- turregenbogen und die kleinen Wolken wie weiches Glas und über- schütteten die beiden Besucher mit einem Sprühregen reiner Farbe, der nur in ihrer Erinnerung haften blieb.
    »Im nach hinein«, brummte Jon-Tom, als das Tor nach innen auf- schwang und sie einließ, »denke ich, daß ich ihn vielleicht nicht hätte herausfordern sollen. Vielleicht hat er es jetzt ein bißchen übertrie- ben.«
    Direkt hinter der Eingangstür stand, in einen

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