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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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steif ge- wordenen Muskeln allmählich zu ihrer früheren Geschmeidigkeit zu- rück. Zwar ließ sich die Zeit nicht zurückdrehen, aber durch die stän- dige Übung wurde Mudges Gang wieder federnd, und das Gefühl von Enge um Jon-Toms Mitte löste sich auf. Mensch und Otter stellten nun fest, daß das Wandern ihnen leichter fiel und sie kraftvoller aus- schritten.
    Als sie schließlich auf ein Hindernis stießen, waren sie wesentlich besser darauf vorbereitet als am Morgen ihres Aufbruchs in den Glo- ckenwäldern.
    Seit mehreren Tagen schon waren die Hügel immer flacher gewor- den, als wäre die Erde künstlich aufgeblasen gewesen und jemand hät- te nun die Luft abgelassen. Der Laubwald war von einem dichten Be- stand aus Zypressen, Yarra-, Teak- und Mahagonibäumen abgelöst worden. Dicht in die zerfetzten Banner trübseliger Socrus-Ranken ge- hüllte Tanadriabäume standen wie in Indigo einbalsamierte verlorene Seelen als schweigende Zeugen ihrer Wanderschaft da. Von den un- bedeutenderen Verwandten des Volks der Gepanzerten gesponnene Netze verbanden die Zweige mit elastisch zäher Hinternspucke. Alles war in eine durchdringende Feuchtigkeit gehüllt. Selbst der Boden fühlte sich schwammig an. Immer häufiger tauchten unpassierbare Sümpfe auf, die die Reisenden zwangen, ihren Weg durch die immer breiter werdende Sumpflandschaft sorgfältig zu wählen, während die voranschwebenden Akkorde sie ungeduldig zur Eile drängten.
    Glücklicherweise gab es einen Streifen leidlich trockenen festen Bodens, der sich mehr oder weniger nach Süden wand. Ohne diesen zufälligen Durchgang hätte sich ihre Geschwindigkeit zu einem Krie- chen verlangsamt. Vielleicht wären sie sogar zur Umkehr gezwungen gewesen. In dieser Umgebung auf eine echte Wegschranke zu stoßen, war eine unliebsame Überraschung.
    Dabei war es gar keine sonderlich eindrucksvolle Schranke. Ein einziger entrindeter langer Pfahl lag auf zwei Pfosten und blockierte den Pfad. Der linke Pfosten hatte einen groben Drehzapfen und ein Gegengewicht aufzuweisen, so daß der Torwächter die Schranke öff- nen und Reisende hindurchlassen konnte. Hinter dem Drehpfosten standen zwei mit einem abgeschlossenen Durchgang verbundene Hüt- ten. Die Wände bestanden aus Holz, und die Dächer waren mit Reet gedeckt.
    Während der Mann und der Otter noch die Schranke betrachteten, trat ein mit einer leichten ledernen Rüstung bekleideter, entschieden übergewichtiger Honigdachs mit einem zweizackigen Speer aus der größeren der beiden Hütten heraus. Ihm auf den Fersen huschte ein drei Fuß großer Spitzmäuserich in sackartigen Kleidern hervor. Er hat- te einen gemeinen Gesichtsausdruck, den Jon-Tom aber bereitwillig einem naturgegebenen spitzmäusehaften Schielen zuschrieb, über das der Betreffende keine Kontrolle hatte. Auf seinem leicht spitz zulau- fenden Kopf hüpfte eine kleine braune Kappe auf und ab.
    »Halt, stehenbleiben!« Der Honigdachs machte hinter dem Dreh- pfosten halt, rammte das Ende seines Speeres in den Boden und hob die kräftige Pfote. Jon-Tom und Mudge gehorchten.
    »Was is 'n das nu?« Der Otter sah gelassen zu den Schrankenwäch- tern hinüber.
    »Dies ist die Wegezollschranke von Beconia, Reisender! Wer hier passieren will, wird mit einem Goldstück pro Person belegt.« Mit ei- ner weitausholenden Handbewegung wies der Honigdachs auf den umliegenden unfreundlichen Sumpf hin. »Ihr könnt ja sehen und wißt inzwischen sicherlich, daß es keinen anderen Weg gibt.« Mit in die Seiten gestemmten Händen trat Mudge einen Schritt vor. »Das is 'ne verdammt über'öhte Gebühr, und ich muß es wissen, 'ab ich doch in meiner Zeit 'ne Menge Dummk... Reisende übervorteilt.« Selbst beim Sprechen schweiften seine scharfen Augen forschend über die Zwil- lingshütten, die nächsten Bäume und die umliegenden Sümpfe. Soweit er erkennen konnte, lag kein Heer verbündeter Torwächter im Hinter- halt, um der Forderung des Honigdachses mehr Gewicht zu verleihen. Auch in den Baumwipfeln hockten keinerlei mögliche Angreifer.
    Was bedeutete, daß es tatsächlich nur den Honigdachs, den Spitz- mäuserich und die primitive Schranke gab.
    »In wessen Namen erhebt ihr diese Forderung?« Auch Jon-Tom be- trachtete aufmerksam die unmittelbare Umgebung.
    Der Honigdachs blinzelte, als verstünde die Antwort sich von selbst. »Natürlich in unserem eigenen Namen. Wir haben die Errich- tung dieser Schranke veranlaßt und halten sie in Schuß, ebenso wie diesen Teil des

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