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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Angriff auf den Papierhaufen vor. Doch die Papiere türmten sich schneller auf, als sie darauf einbauen konnten; in einem wahren Sturzbach ergossen sich Formulare, Anfragebögen und Verträge über die ganze Bande, bis sie völlig überwältigt und in Papier eingeschlos- sen war.
    Die Lawine schwoll immer weiter an, überschwemmte das Feuer und stieß das Abendessen der Reisenden krachend zu Boden. Einen Moment lang leckten die Flammen höher, doch dann wurden sie unter einem Schwall leerer Lizenzformulare erstickt. Neugierig wie immer sprang Mudge vor und schnappte sich eines der Papiere von dem Hau- fen.
    »Da 'eißt es, wir stehn unter dem Verdacht, ohne Lizenz ein Restau- rant aufmachen zu wollen.« Er warf Jon-Tom einen warnenden Blick zu. »Meinste nich, es is Zeit, den Musik'orror 'n bißchen zu stoppen, Kumpel?«
    »Ich habe schon aufgehört.« Jon-Tom zog sich gerade zum See zu- rück, da das erste Hundert leerer Formulare sich nun auf seine Füße zubewegte. Die Eule konnten sie nicht mehr sehen, doch zu hören war sie immer noch. Ihr bedrohliches bürokratisches Geschwafel hallte von den Wänden der Schlucht wider.
    Mudge stürmte vorwärts, schnappte sich den Rest ihrer Ausrüstung und warf ihn Jon-Tom zu, der reflexhaft fing. Dann zog der Otter sei- nen Freund am Arm.
    »Komm schon, Kumpel!«
    »W-Was?« murmelte Jon-Tom. Nun wurden auch seine Augen gla- sig.
    Also biß ihn Mudge.
    »Au!« schrie Jon-Tom benommen und verärgert auf, was der Otter nicht zur Kenntnis nahm. »Warum tust du das?«
    »Dich 'ätte es auch fast erwischt. Verdammt 'eimtückisch is das.« Halb führte, halb zerrte er den Freund über den Strand zum anderen Ende des Sees. Verwirrt, aber froh, wieder auf dem Weg zu sein, schwebte die verwaiste Musikwolke ihnen voran. »Glücklicherweise bin ich nich schlau genug, um dafür empfänglich zu sein.«
    Der flinke Otter suchte als Führer den einfachsten Weg, und so klet- terten sie aus der Schlucht hinaus. Bei langen abschüssigen Stellen half Jon-Tom seinem kurzbeinigen Freund von unten nach, Mudge dagegen erkletterte enge Felskamine, die für Jon-Tom unzugänglich waren, und warf dann das Seil hinab, so daß der Mensch zum nächsten Vorsprung hochklettern konnte. Da sie das Schlimmste befürchteten, kletterten sie so schnell wie möglich, und bald standen sie auf ebener Erde über der Schlucht.
    Als sie zurückblickten, sahen sie, daß diese sich noch immer mit ei- ner steigenden Flut wie Schaum aufsteigender Formulare und Infor- mationsschreiben füllte. Schon schlug das Papier gegen den oberen Rand und umwogte die Wurzeln entsetzter Bäume. Irgendwo weit un- ten beschwor die völlig begrabene Eule immer weitere Formularstru- del hervor.
    Von den Banditen war weder etwas zu sehen noch zu hören. Sie waren in einem Treibsand von Informationsschreiben und zwan- zigpfündigen inflationären Sinnlosigkeiten verschwunden.
    Wenig später glaubte Jon-Tom, die Eule, deren Stimme gerade durch ihre Gewöhnlichkeit so entsetzlich war, zum Ende kommen zu hören.
    »Hiermit sind die Erfordernisse des heutigen Tages abgehakt. Mor- gen ist natürlich ein neuer Tag.« Bedeutungsvoll ließ sie ein humorlo- ses Kichern ertönen. »Ein neuer Tag, ein neues Formular.«
    Mudge versuchte, in die Schlucht hinunterzuspähen. »Mensch, Kumpel, manchmal spielste nich rum.«
    »Ich wollte gar nicht, daß es so weit kommt. Eigentlich wollte ich sie nur... nun, ein wenig abschrecken.«
    Der Otter schüttelte den Kopf. »Was für ein verdammt schreckli- ches Ende, Chef. Entsetzlich. Tod durch Formulare. Was mich betrifft, so laß ich mich lieber ordentlich aufspießen.« Sein Bündel schulternd, folgte er der schwebenden Erscheinungsform, die ihnen wieder dring- lich den Weg nach Süden wies.
    Ein letztes Mal schaute Jon-Tom auf die Schlucht zurück, die bis zum Rand mit leeren Formularen gefüllt war, bevor er sich zum Ge- hen wandte. Obwohl sein Gesang nun schon lange zurücklag, hatte er doch noch immer das Bild der überquellenden Aktentasche vor Au- gen, und er wollte vollständig sicher sein, daß ihnen nichts derglei- chen folgte, bevor sie ihre Wanderschaft wieder aufnahmen.

V
    Die nächsten tage vergingen ohne irgendwelche Schwierigkeiten, auch wenn sie beide bei jedem Aufblitzen von etwas Weißem nervös hinter sich schauten. Sie blieben wachsam, denn sie wußten, daß dort, wo eine Bande arbeitete, ohne weiteres eine zweite zugange sein mochte.
    Auf dem Weg durch das unwirtliche Gelände fanden ihre

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