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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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dir nicht weh tun.«
    »Was nich 'eißt, daß wir es nich tun«, fügte Mudge heiter hinzu.
    »Bitte um eine Erklärung«, stöhnte leise der Ziegenbock. »Bitte darum, diesem einfachen Bediensteten zu sagen, was Ihr von ihm wollt.« Er faßte Jon-Tom ins Auge. »Welch riesiger Mensch Ihr seid!«
    »Kümmere dich nicht darum.« Der Bannsänger versuchte, seine Stimme ausreichend hart zu machen, ohne doch wieder allzu ein- schüchternd zu wirken. »Wir sind nicht hier, um uns über mich zu un- terhalten. Du dienst einem Kriegsherrn mit Namen Manzai?«
    »Kriegsherr?« Der Ziegenbock klapperte mit den Augenlidern.
    »Manzai? Mein Herr ist nur ein einfacher Landedelmann. Seine Lei- denschaft ist die Zucht von exotischem Obst und Gemüse. Das und die Katalogisierung seiner zahlreichen Sammlungen. Bitte, fast es nicht als Beleidigung auf, wenn ich Euch versichere, daß Ihr die falsche Person erwischt habt.« Beinahe entschuldigend fügte er hinzu: »Bitte, ich heiße Prought. Darf ich Eure ehrenwerten Namen erfahren?«
    »Nein!« erklärte Naike fest.
    »Das hatte ich mir gedacht. Bitte, Ihr Herren, wenn Ihr meine Fes- seln schon nicht löst, so könnt Ihr mich wenigstens gegen einen Baum oder etwas ähnliches lehnen. Es ist schmerzhaft für mich, in dieser Stellung den Kopf zu heben.«
    Der Leutnant überdachte kurz, ob in dieser Bitte eine Hinterlist ver- borgen sein mochte, fand aber nichts dergleichen. Er nickte seinen Leuten zu. Heke und Pauko stemmten den Bock hoch und lehnten ihn gegen einen nahestehenden Baumstamm. Der Schwanz des Ziegen- bockes zuckte unruhig hin und her.
    »Bitte noch einmal darum, mir zu erklären, was Ihr von mir wünscht, verehrte Herrschaften.«
    »'n höflicher kleiner Scheißer, oder?« brummte Mudge. Dann, lau- ter: »Wir brauchen ein paar Informationen, Rübenmampfer.«
    Zum zweiten Mal wirkte der Gärtner ernstlich verblüfft. »Informa- tionen? Nun ja, bald ist es Zeit, den Boden für die Sommerdüngung und das Jäten vorzubereiten. Ich kann auch sagen, daß...« Eine plötzli- che Erkenntnis ließ ihn verstummen.
    »Ah, jetzt ist mir alles klar. Ihr seid Banditen und wollt meinen Herrn ausrauben oder ermorden. Oder Attentäter, die ein fehlgeleiteter Feind angeheuert hat. Der beste Rat, den ich Euch geben kann: dorthin zurück zu kehren, woher Ihr kommt, und Eure Haut zu retten. Zu den Privatgemächern meines Herrn werdet Ihr niemals vordringen, denn ihm ergebene Diener und Wächter lassen kein Auge von ihm.«
    »Wir 'aben nich vor, seinen Schön'eitsschlaf zu stören«, grunzte Mudge.
    »Dein geliebter Herr«, erklärte Naike, »hat unsere Prinzessin ge- raubt, und wir sind verpflichtet, sie ihrem Königreich und ihrer Fami- lie wieder zu geben oder bei unseren Bemühungen unterzugehen.«
    Der Gärtner sann über diese feierliche Erklärung nach und antwor- tete dann recht überraschend: »Welche Prinzessin?«
    Die vier Soldaten wechselten stumme Blicke. Jon-Tom und Mudge waren nicht weniger befremdet.
    Schließlich fragte Pauko: »Was meinst du mit ›welche Prinzes- sin‹?«
    »Ich bitte zu verstehen, verehrte Herren, daß ich auf die Genauig- keit meiner Sprache stolz bin. Ich meine genau das, was ich gesagt habe. Welche Prinzessin?« Er reckte sich, um hinter Jon-Tom zu se- hen. »Das ist ja ein äußerst bemerkenswertes Instrument. Ich spiele selbst auch ein wenig. Musik ist eine kultivierte Beschäftigung, die ich nur schwer mit Euren Absichten in Einklang bringen kann.«
    »Das laß unsere Sorge sein.« Naike stieß dem Bock die Schwert- spitze an die Kehle. »Erklär, was du meinst!«
    Das linke Auge auf die Schneide gerichtet, versuchte der zitternde Gärtner, den Kopf zwischen die Schultern zu ziehen. »Bitte mir zu erklären, warum ich Euch überhaupt irgend etwas erzählen sollte, da Ihr mich ja sowieso töten werdet.«
    Die scharfe Spitze senkte sich etwas, und auch Naikes Stimme wur- de milder. »Wir haben nicht die Absicht, dich oder sonst irgend je- manden zu töten. Wir wollen nur unsere Prinzessin zurück.«
    »Er wird sie nicht aufgeben«, erklärte ihnen der Gärtner. »Keine von ihnen wird er aufgeben.«
    »Was du sagst, bedeutet, daß Manzai mehr als eine Prinzessin ge- fangenhält«, bemerkte Jon-Tom geradeheraus.
    Der Ziegenbock blinzelte überrascht. »Ja, aber natürlich. Ihr müßt wissen, daß ich - wenn auch die Einzelheiten der Liebhabereien mei- nes Herrn nicht in meinen Aufgabenbereich fallen - dennoch mit den meisten Haushaltsangelegenheiten vertraut

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