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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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gerunzelter Stirn betrachtete Heke den Komplex. »Welche Ver- teidigung? Ich sehe keine Verteidigungsanlagen irgendeiner Art.«
    Der Otter entgegnete mit leisem Bellen: »Was ohne Zweifel genau die Absicht is, die die da drinnen jedem unangemeldeten Besucher gegenüber 'egen, der vielleicht 'n bißchen Unsinn im Kopf 'at.« Er deutete auf die miteinander verbundene Gebäudestruktur. »Schaut doch, die ganze Anlage fordert praktisch zum Angriff raus.
    Na, ich wette, ihr versteht euer Geschäft, das 'eißt, ihr wißt, wie man einen Wallgraben überbrückt, einen Wall übersteigt, eine verbor- gene Grube umgeht oder eine Befestigung untergräbt. Besondere Lö- sungen für besondere Befestigungsanlagen. Aber dieses Dreckloch 'ier is 'ne schlüpfrige Angelegen'eit, wahr'aftig. Wie 'n Schätzchen, das ich mal kannte, das konnte man auch nich packen. Nee, nee, Jungs. Je weniger Gefahr man sieht, desto mehr muß man damit rechnen.«
    Naike richtete einen nachdenklichen Blick auf Jon-Tom. »Was denkt Ihr, Bannsänger?«
    »Ich denke«, gab Jon-Tom ohne Zögern zur Antwort, »daß es in solchen Angelegenheiten eine gute Idee ist, Mudges Instinkten zu ver- trauen. Er hat schon öfter in der Klemme gesteckt als jede andere mir bekannte lebendige Person.«
    »Immer besser«, fügte der Otter hinzu, »feig, vorsichtig un am Le- ben zu sein als tapfer, kühn un tot.«
    »Wahr gesprochen«, mußte Pauko ihm beipflichten.
    Mudge warf dem Mungo einen Blick zu. »Das kannste ru'ig noch mal sagen, Dreckwühler. Frag dich doch, von wem deine Prinzessin sich lieber retten ließe: von 'nem lebendigen Feigling oder von 'nem toten 'elden.«
    »Dann müssen wir uns als ebenso verschlagen erweisen.« Naike schaute den Otter an. »Was schlägst du vor?«
    Mudge war von der Nachgiebigkeit des Soldaten überrumpelt.
    »Was, ich? Ihr wollt meinen Rat? Und da dachte ich, ihr 'ättet was da- gegen, euch mit 'istorischen Relikten wie mir zu besprechen.«
    »Jetzt mach mal halblang, Mudge«, zügelte Jon-Tom den Freund.
    »'ör mal, Kumpel, laß mich das 'n bißchen genießen, wa?«
    »Ich habe keine Zeit für Hohn und Spott.« Naike wandte sich vom Otter ab.
    »Jetzt mal mit der Ru'e, Chef.« Mudge beeilte sich, mit dem Offi- zier Frieden zu schließen. »Also gut - nur weil es keine von außen sichtbaren Befestigungsanlagen gibt, 'eißt das nich, daß innen alles voller Wandreliefs und weicher Teppiche is. Da wir über die wahre Natur des Innern keinen An'altspunkt 'aben und da eure Kundschafter in dieser unbedeutenden Bezie'ung wohl nich besonders 'ilfreich ge- wesen sind, müssen wir jemanden in die 'ände kriegen, der weiß, was wir wissen müssen.«
    Heke ließ die Augen zu dem Komplex wandern. »Jemanden entfüh- ren. Aber hier gibt es keine diensttuenden Wächter, die wir überwälti- gen könnten.«
    Mudge stimmte mit einem Nicken zu. »Schlau, wa? Von jemandem, der nich da is, kannste keine Informationen kriegen, klar.« Er schlug nach einer herabhängenden Ranke. »Aber irgend jemand muß dieses ekelhafte grüne Kriechzeug ja pflegen. Dieser Caesalpinia-Rasen schneidet sich nich selbst, und diese Zweige schieben sich nich ein- fach aus Ehrerbietung vor dem 'iesigen Schönheitssinn zurück.«
    »Ich verstehe, was du sagen willst.« Naike bedachte den nächsten Schachzug. »Wir müssen unsere Ungeduld zügeln... und warten.«
    Jon-Tom verschob die drückende Duar auf dem Rücken. »Ihr habt Monate gebraucht, um bis hierher zu gelangen. Jetzt könnt ihr es auch noch ein wenig länger aushalten.«
    Der Leutnant nickte zustimmend. »Wo wäre ein guter Platz, um uns niederzulassen?«
    »So vollständig außer Sichtweite der Mehrzahl der Gebäude wie nur möglich«, warf Mudge hilfreich ein.
    Sie schlichen wieder in den Sumpf zurück und arbeiteten sich so leise wie möglich zur Nordseite des Komplexes durch. Dort verbrach- ten sie den Nachmittag und eine unruhige Nacht, wobei sie abwech- selnd schliefen, so daß immer jemand wach war und ein Auge auf die Gebäude haben konnte. Erst nachdem sie ein äußerst trockenes und (trotz Paukos Bemühungen) wenig appetitanregendes Frühstück zu sich genommen hatten, wurde an der Rückseite des ihnen nächstgele- genen Gebäudes eine Holzwand aufgeschoben, und zum ersten Mal war eine Gestalt zu sehen. Sie trug einen einfachen bestickten Um- hang. Zwar benutzte sie weder Geräte noch Magie, doch machte sie beim Schneiden des Caesalpinia-Rasens und bei der Entfernung un- schönen Unkrauts rasche

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