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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Moos erzitterte, zielte das Wesen mit dem Zylinder auf ihn und legte einen Hebel um. Heller als die Mittagssonne im Hoch- sommer erstrahlte ein Blitz, und der selbsternannte Gebieter über das Obere Karrakasgebiet war verschwunden.
    Die plötzliche Abwesenheit ihres Herrn bewog seine ergebene Die- nerschaft zu einer Neueinschätzung der Lage. Schnell kamen sie zu einer schweigenden Übereinstimmung, und jedem einzelnen der Be- diensteten fiel ein, daß in dem verlassenen Gebäudekomplex noch mindestens eine wichtige Aufgabe auf ihn wartete. Da diese Aufgaben ohne jede Ausnahme den Gebrauch von Waffen nicht zu erfordern schienen, wurden diese nun überflüssigen Gerätschaften zurückgelas- sen, da ihre Besitzer es äußerst eilig hatten, zu den unterbrochenen Unternehmungen zurückzukehren.
    Im Angesicht einer Wolke sich langsam setzenden Staubs warf der einsame Besucher einen gleichgültigen Blick auf die verstreuten Hau- fen zurückgelassener Waffen. Der obere Teil seines Körpers zog sich zu einer Art Achselzucken oder Seufzer zusammen. Vielleicht war es auch beides.
    »Da hilft nichts, auf ein neues!«
    Er berührte die Kontakte an dem größeren Kästchen, und um ihn her schien sich wie ein Aufschimmern alles zu verzerren. Einen Mo- ment lang hatte die ihn umgebende Atmosphäre die Farbe und Be- schaffenheit von Blei.
    Dann war das Wesen wieder an einem anderen Ort. Und noch einem anderen widerfuhr es so.
    Auf einer kalten Halbinsel, die vom Mittelpunkt des Karrakas Del- tas wahrhaftig weit entfernt lag, verzog sich das Zeit-Raum- Kontinuum für kurze Zeit zu einer silberartigen Masse. Diese floß in sich selbst hinein ab und verschwand wie Wasser in einem Abfluß- rohr, ließ aber einen taumelnden Manzai zurück. Als der Grizzly seine neue Umgebung ins Auge faßte, klappte ihm der Unterkiefer herab: schneebedeckte Berge, tundraartiges Gestrüpp und im eiskalten Wind hin- und herwogende Grasbüschel. Der Boden war von Kissen kleiner rosafarbener und gelber Blumen überzogen.
    Ganz in der Nähe sah er einen schnell dahinströmenden Fluß, des- sen Ränder mit völlig fremden Bäumen bewachsen waren. Zwischen Stämmen mit rauher Rinde kämpften Brombeerbüsche um die Lü- cken. Über seinem Kopf zwitscherten kleine Vögel einander völlig sinnlose Strophen zu.
    Ganz in der Nähe am Flußufer hörte er ein Brummen. Manzai zuck- te zusammen, hob seinen Morgenstern und entspannte sich wieder, als er sah, daß es nur einer von seinem eigenen Stamm war. Der Bär und seine Gefährten trugen keine Kleider und liefen auf allen vieren, doch das war verständlich, da sie im Fluß badeten und spielten. Ein Schauer durchfuhr ihn. Die Luft war unglaublich kalt.
    Dankbar für ein vertrautes Gesicht, für jemanden, mit dem er reden konnte, ging er auf die Badenden zu, da sah er einen der erwachsenen Bären nach etwas unter der Wasseroberfläche schlagen. Ein merkwür- dig gefärbter großer Fisch wurde aus dem Wasser herausgeschleudert und flog auf die grasbewachsene Uferbank. Als Geschicklichkeitsbe- weis war es zwar äußerst beeindruckend, doch die Methode war un- glaublich aufwendig. Nach Anzeichen von Netzen oder Angelruten suchte er allerdings vergebens.
    Wo war er, und wo waren seine Diener? Was war mi dem unver- schämten Wesen geschehen, das er gerad hatte zerschmettern wollen? Vielleicht wußten die: primitiven Fischersleute etwas darüber. Er hob die Hand und winkte sie in einer - wie er hoffte - angemessenen Weise herbei.
    Der ihm am nächsten stehende Bär schaute ihn direkt an, witterte und antwortete mit einem unverständlichen Schnaufen.
    Der Sprache nicht mächtig! stellte er erstaunt fest. Sie konnten nicht sprechen. Es war nicht zu glauben. Sie akzeptierten ihn zwar als einen der Ihren, beachteten ihn aber nicht weiter, da sie mit ihrer Aufgabe vollständig beschäftigt waren: so viele Fische wie möglich aus dem Fluß zu schlagen. Mit welchem Dialekt auch immer er es versuchte, etwas anderes als ein Brummen bekam er nicht aus ihnen heraus.
    Er ließ sich gegen einen Baumstamm sinken und versuchte, in dem Schicksal, das ihn überfallen hatte, irgendeinen Sinn zu finden. Darin scheiterte er jedoch kläglich.
    Am folgenden Morgen war er noch immer am Fluß und sah seinen einfältigen Verwandten zu. Nun war ein neues Problem aufgetaucht, das sich nicht hinwegbefehlen ließ und dem er auch nicht entfliehen konnte. Sein Magen knurrte ohne Unterlaß.
    Doch hier umstanden ihn keine Diener, die nur darauf warteten,

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