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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sie ihn und sah ihm von Primat zu Primat in die Augen. »Ihr wäret doch nicht weggelaufen und hättet uns Manzais Gnade überlas- sen, oder?«
    »Äh, nein, natürlich nicht. Übrigens, Ihr quetscht mir die Schulter.«
    »Pardon.« Sie klapperte mit den Wimpern und lockerte ihren Griff. Nun erhob sich Ansibette von ihrem Platz und wandelte mit schwingenden Hüften auf ihn zu. Die daraus sich ergebenden Wellen- bewegungen waren von ausreichender Intensität, daß einfach jedem Mann alles vor den Augen verschwimmen mußte. Blei wäre davon ins Schmelzen geraten. Doch bevor Jon-Tom vor lauter Schmeichelei die Sinne schwanden, erhob Pivver die Stimme. »Keine von uns kann von sich aus einen so umfassenden Titel wie den der ›Ersten Prinzessin‹ beanspruchen. Manche von uns sind älter, andere klüger, manche stär- ker, andere schneller. Manche kommen von größeren, mächtigeren Königreichen, andere wohnen näher bei unserem gegenwärtigen Auf- enthaltsort. Nur einer unter uns ist klug und erfahren genug, eine solch wichtige Angelegenheit zu entscheiden.« Abrupt drehte sie sich um und sah Jon-Tom direkt an. »Der Bannsänger!«
    »Ha?« Mit weitgeöffneten, verwirrten Augen sah er plötzlich von den Resten seiner Mahlzeit auf. Mudge, der beim Essen neben ihm gesessen hatte, rückte eilig so weit wie möglich von dem Gefährten weg.
    »Ja!« Ansibette beugte sich über ihn, machte einen vollendeten Kußmund und lächelte ihn verführerisch an. »Wer soll die Erste unter uns sein, Jon-Tom?«
    »hör auf«, hauchte Quiquell. »du verwirrst ihn, das ist nicht anstän- dig.«
    Ansibette wandte sich ihr zu und schlug unschuldig die Augen auf.
    »Ich? So weit könnte ich niemals sinken.«
    »Aber ja doch«, grollte Umagi. Daraufhin fuhr Ansibette zu der freundlichen Gorilladame herum.
    Mudge überlegte, ob er eingreifen oder die Opferung seines alten Freundes zulassen sollte. Dann beschloß er, daß der überrumpelte Ge- sichtsausdruck des Bannsängers einfach zu mitleiderregend war, als daß er ihn hätte übersehen können. Also ermannte der Otter sich, trat ins Licht und erhob beide Hände. Er wenigstens war schnell genug, allen Krallenhieben zu entgehen, die sich vielleicht in seine Richtung verirren mochten.
    »Nu 'ört mal alle 'er, ihr würdeloser, wenn auch ausnahmslos wun- derschöner 'aufen! 'ne verdammte ›Erste Prinzessin‹ gibt es nich. Im Angesicht von Elend un Gefahr seid ihr alle gleich. Wenn ihr die Ausmaße Eurer jeweiligen Königreiche« - dabei bedachte er jede ein- zelne mit einem so flinken spöttischen Blick, daß keine darauf reagie- ren konnte - »vergleichen wollt, wird euch keiner dran 'indern. Aber wenn wir 'ier lebendig wieder rauskommen wollen, dann müssen wir uns verdammt noch mal einer auf den andern verlassen können. Las- sen wir diesen Blödsinn also wenigstens so lange, bis wir in 'ner ange- nehmeren Lage sind als jetzt.«
    Damit drehte er sich um, schritt zu seinem Platz zurück, setzte sich auf den umgestürzten Baumstamm und machte sich wieder so ge- räuschvoll wie möglich über die Reste seiner Mahlzeit her.
    »Der Otter hat recht.« Betreten ließ Aleaukauna den Blick über ihre schweigenden Genossinnen gleiten. »Wieder sind wir beschämt wor- den. Kaum zu glauben, wir versuchen, uns bei einem Mann wie dem Bannsänger den Rang streitig zu machen, der eindeutig keine von uns bevorzugt.« Durchdringende schwarze Augen blickten Jon-Tom an.
    »Das ist doch richtig, oder?«
    »Oh, doch, doch!« Mannhaft kämpfte er darum, den Blick von den fließenden und viel zu nahen Formen der Prinzessin Ansibette abzu- wenden. »Ich werde mein Bestes geben, Euer Hoheiten allen glei- chermaßen zu helfen.«
    »Wir sollten unsere Gedanken und Anstrengungen wichtigeren Fra- gen zuwenden«, fügte Aleaukauna hinzu.
    »ganz gewiß«, murmelte Quiquell.
    »Dann ssind wir alle einer Meinung.« Ein Zittern durchlief Ses- henshes Fell, als sie sich reckte und beide Arme vor sich ausstreckte.
    »Schaut zum Beispiel nur einmal meine Nägel an!« Im Licht des Feu- ers blitzten scharfe Krallen auf. »Kein Lack, keine Einlegearbeiten, keine glänzende Umrandung: einfach gar nichts.« Sie drehte die Pfo- ten um. »Eine Schande für meine Familie und mein Reich.«
    »ich weiß, wie du dich fühlst.« Quiquell hatte sich das Gesicht mit der Zunge gereinigt. Nun umfuhr sie mit der kräftigen Vorderklaue die Schnauze, »hier müßten überall wappen und abzeichen aufgemalt sein, nicht auszudenken, was der

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