Die Entführung der Musik
darf?«
»Fisch, Verehrteste.« Unschuldig schaute Pauko von seinem Platz beim Kochfeuer auf. »Ist irgend etwas nicht in Ordnung damit?«
»Isst irgend etwass damit nicht in Ordnung?« Mit krallenbewehrter Pfote fuchtelte die Luchsdame über dem Teller herum. »Isst dass denn nicht offensichtlich? Ess gibt keine Ssaucce.«
»Das ist richtig.« Umagi stülpte die Unterlippe nach oben, bis sie die Nase berührte. »Keine Sauce.«
»Tausend unterwürfigste Entschuldigungen, Euer Hoheiten.« Pau- kos Antwort war von einem Sarkasmus gefärbt, der ihm üblicherweise völlig fremd gewesen wäre. »Aber unter den gegebenen Umständen war dies das Beste, was ich zustande bringen konnte.« Er deutete auf sein Kochfeuer. »Wie Euer Hoheiten sehen können, ist die Ausstat- tung nicht vom feinsten.«
Der Leutnant kam seinem Soldaten zur Hilfe. »Es gibt Bedingun- gen, meine Damen, unter denen eine Gourmetküche nicht immer mög- lich ist.«
»Unssinn!« Mit zu Schlitzen verengten Augen musterte Seshenshe Jon-Tom, der seine eigene Portion schon halb hinuntergeschlungen hatte. »Vielleicht könnt Ihr unss nicht nach Hausse schicken, aber diessess schöne Feuer habt Ihr ssehr ordentlich herbeigessungen. Könnt Ihr nicht ein paar Gewürzze und ansständige Kochgeräte herb- eibeschwören?«
»O ja. Und wer trägt das wohl?« knurrte Heke in sich hinein.
»Rate mal«, erwiderte Karaukul.
»Kannst du mich noch mal daran erinnern, wie wir bei diesem Auf- trag gelandet sind?«
»Wir wurden zu Freiwilligen bestimmt, erinnerst du dich?« Müde lächelte Karaukul im flackernden Schein des Lichts. »Entweder los- ziehen oder bestimmte wichtige Körperteile opfern.«
»O ja«, brummte sein Gefährte. »Jetzt erinnere ich mich. Ruhm o- der Zerstückelung.«
»Denk an die anderen armen Teuf... anderen solcherart geehrten Soldaten Harakuns, die auf der Suche nach der Prinzessin in gefährli- che Länder geschickt wurden und dort nur große Mühsal und den Tod fanden. Es ist eine Gunst des Schicksals, daß uns die Rettung tatsäch- lich gelungen ist.«
»Ja«, erwiderte Heke ausdruckslos. »Sind wir nicht glücklich zu nennen?«
»Sechsfach.« Karaukul verzog schmerzlich das Gesicht.
Seshenshe erhob sich von ihrem Platz, schlenderte zu dem mit Kau- en beschäftigten Jon-Tom hinüber und zog ihm die Finger mit einge- zogenen Krallen leicht über Nacken und Schultern.
»Dass isst doch nicht zzuviel verlangt - oder, Bannssängerchen?« gurrte sie. »Nur ein kleiness Fläschchen leicht angewärmter Artischo- ckenssaucce.«
Stirnrunzelnd schaute Jon-Tom von seiner Mahlzeit auf. »Ich weiß nicht. Ich habe noch nie versucht, ein bestimmtes Essen herbei zu be- schwören.«
Aleaukauna kaute sich alles andere als begeistert durch ihre eigene Portion. Nun beobachtete sie von der anderen Seite des Feuers, wie die Luchsdame den Bannsänger bearbeitete, und schloß sich mit ihrem eigenen Wunsch an: »Wenn Ihr das tut, hätte ich lieber ein paar schar- fe Gewürze. Braune Pfefferkörner und geriebener Wapani.« Beim Ge- danken daran fuhr sie sich mit der Zunge um die Schnauzenspitze.
»Ich hätte gern einfach ein wenig schwarzen Rahm.« Verführerisch lächelnd neigte sich Ansibette Jon-Tom zu, der aus unerfindlichen Gründen plötzlich an einem gut durchgebratenen Fischstückchen würgte.
Aleaukauna entblößte ihre scharfen Zähne. »Alles zu seiner Zeit, aber zuerst sollten wir Wapani haben.«
»Schwarzer Rahm.« Sinnlich legten sich Ansibettes makellose Lip- pen um jede Silbe. Jon-Tom zwang sich zum Schlucken.
»Artischockenssaucce«, zischte Seshenshe.
»Wer ist hier die erste Prinzessin?« Aleaukaunas onyxschwarze Augen glitzerten im Feuerschein.
»Erste Prinzessin?« Mit angefeuchteter Hand strich Pivver sich sorgfältig Fischfett aus den Schnurrhaaren. »Wer hat dich hier zur Ersten gemacht?«
»Diese Soldaten gehören mir.« Die Mungodame zeigte auf die vier Kämpfer, die - derart ausgezeichnet - unverzüglich versuchten, sich aus dem Feuerkreis zurückzuziehen. »Wäre ich nicht gewesen, hätten sie Manzais Behausung nur zu gern mit mir allein verlassen. Einzig und ganz allein darum, weil ich darauf gedrungen habe, wurdet auch ihr anderen befreit.«
»Vielleicht ist ihr Ehrgefühl größer, als du meinst.« Umagi hatte sich erhoben und freundlich den Arm um Jon-Toms Schultern gelegt. Ihre Statur war imponierend. »Dieser Bannsänger und sein Freund schulden niemandem Gefolgschafts treue als sich selbst.« Zärtlich drückte
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