Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
weggeworfen.«
    »wir waren verzweifelt.« Quiquells Weinen bestand aus kurzen lei- sen Schnüffellauten, wobei bei jedem winzigen Schluchzer ihre un- glaublich lange Zunge hervorschoß.
    Im Gegensatz dazu brüllte Umagi ihren Kummer laut heraus und vergoß dabei reichlich Tränen. »Es ist uns nicht gelungen, seinem An- gebot zu widerstehen. Dummheit und Stolz! Er hat mit unserer Schwachheit gespielt, uns mit magischen Worten wie Rouge und Lid- schatten verführt.«
    Ansibette wischte sich Tränenspuren aus dem Gesicht, während Jon-Tom gegen den Drang ankämpfte, sie tröstend in den Arm zu nehmen. Clodsahamp hatte ihm einmal gesagt, Tränen seien die emo- tionale Kriegsbemalung der Frauen. Er hütete sich davor, auf Kosten des gesunden Menschenverstandes seinem Mitgefühl nachzugeben. Dabei half ihm der fade Nachgeschmack von getrocknetem Fisch im Mund.
    »Ja.« Aleaukauna nahm den klagenden Refrain auf. »Als er uns die- se verdammenswerten Schuldscheine zum Unterschreiben hinlegte, spürte ein Teil von mir, worum es ging. Dann lächelte er und sagte: Für jeden gekauften Artikel ein Artikel umsonst, und da war es um mich geschehen.«
    Seshenshe schneuzte sich und nickte wissend. »Und er hat dass mächtigsste und bössartigsste Wort von allen benutzt.« Einen winzi- gen Moment lang schien sich die Andeutung eines weißglänzenden Schleiers über ihre Augen zu legen, der nicht nur die Sicht, sondern auch den Verstand vernebelte. »Ssonderangebot.«
    Mudge schnalzte boshaft mit der Zunge. »Eins der unzüchtigsten Wörter, die's über'aupt gibt.«
    »Das verstehe ich nicht.« Jon-Tom war ernstlich verwirrt. »Euer Hoheiten stammen alle aus königlichem Hause. Ich hätte nicht ge- dacht, daß solche Slogans eine Wirkung auf Euch haben könnte.«
    Die Prinzessinnen warfen sich Blicke zu. Dann ergriff Ansibette das Wort. »Armer Bannsänger. Ihr versteht es wirklich nicht.«
    »Nein, wahrhaftig nicht.« Das Kinn auf die Knöchel gestützt, schaute Umagi nachdenklich nach achtern. »Wißt Ihr, wenn wir ein wenig Zurückhaltung gezeigt hätten, wäre er bis zu zwei kostenlosen Artikeln für einen gekauften gegangen.«
    Bedenklich gestimmt, bemühte Jon-Tom sich bewußt darum, die Unterhaltung aus dem Bereich des Unverständlichen wegzubringen.
    »Macht Euch keine Sorgen wegen des Bootes. Mir wird schon etwas einfallen, damit es wieder läuft.«
    »Ja, bestimmt!« Mudge klopfte seinem Freund auf den Rücken.
    »Ihm fällt immer was ein. Das is ja meistens das Problem mit ihm.« Weder die Ruhe noch das Essen, noch der Schlaf verschafften Jon- Tom die erhoffte Inspiration. Der Morgen brachte Licht, aber keine Erleuchtung. Es half nichts, beschloß er resigniert, er mußte es mit dem wenigen versuchen, das ihm eingefallen war.
    Nachdem er sich in den Pilotensitz hochgesetzt hatte, kontrollierte er kurz, ob alles bereit war: Zündschlüssel, Gashebel, Steuerknüppel, Duar. Die paar Töne, die er auf dem ehrwürdigen Instrument ange- schlagen hatte, schwebten klar und rein durch die feuchte Morgenluft und wurden neugierig von der Wolke verlorener Akkorde verfolgt. Dann schoß die schimmernde Musikmasse nach Südwesten, kehrte zu dem Buggy zurück und raste wieder davon.
    »Stör mich jetzt nicht«, schnauzte der Bannsänger die Wolke an.
    »Wir müssen diese Damen wegbringen. Erst geht es nach Mashupro und danach dorthin, wohin du uns zu führen versuchst.«
    Da es ihm nicht gelang, das Wort ›Flugbenzin‹ in einen Vers einzu- arbeiten, stimmte er ein Lied über Geschwindigkeit und schnelles Vo- rankommen an, über rasches und ruhiges Reisen. Wenn ich mich mit Westernmusik auskennen würde, überlegte er dabei, so würde es viel- leicht gar keine solchen musikalischen Verrenkungen erfordern, einen Song über Benzin zu finden.
    Von unten schauten die Prinzessinnen und Soldaten wartend zu. Mudge hielt sich besonders entschlossen an den Streben seines Sitzes fest.
    Diesmal war es ein ausgesprochen merkwürdiger Nebel, der dem Nexus der Duar entstieg. Sicherlich, der Nebel wirkt immer ein wenig fremdartig, dachte er beim Singen. Die Nebelwolke war kleiner, als er erhofft hatte, und hatte eine wenig versprechende blaßblaue Färbung. Ganz entschieden sah das nicht nach Benzin aus, und auch die vielver- sprechende Silhouette eines Fünfundfünfzig-Gallonen-Fasses trat nicht hervor.
    Als er dann sah, welche Gestalt sich schließlich in dem Nebel- schleier verdichtete, war er so bestürzt, daß er das Lied mittendrin ab- brach,

Weitere Kostenlose Bücher