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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sprangen.
    Jon-Toms verzweifelten Anstrengungen zum Trotz schnitt der wild trudelnde Sumpf-Buggy in den hinteren Teil des Tamarin-Gefährts. Man hörte ein leises Reißen, als die Propellerkante den gasgefüllten Sack am hinteren Ende erwischte. Das plötzlich von dem gewaltigen Überdruck befreite Sumpfgas zischte mit einem explosiven Wusch! heraus.
    Wie dies aufgrund der physikalischen Gesetze zu erwarten war, führte die unerwartete Reaktion zu einer entsprechenden Gegenreakti- on, und eine torkelnde Masse aus Wagen, Salamandern und dem krei- schenden Silimbar wurde mit einer Geschwindigkeit von etwa sechs wüsten Beschimpfungen pro Sekunde Richtung Nordnordwest ge- schleudert. Jon-Tom war überzeugt, das Wutgeheul des Händlerzau- berers noch immer zu hören, als sowohl er als auch sein Fahrzeug schon längst wie ein über das Wasser hüpfender Stein außer Sicht- weite geschossen waren. Was geschähe, wenn der nun durchlöcherte vormalige Überdruckbehälter seinen Inhalt vollständig entleert hätte, konnte Jon-Tom sich nur ausmalen. Höchstwahrscheinlich versänke der ganze schändliche Apparat langsam und unwiderruflich im Schlamm des Deltas.
    Nur gut so, dachte er.
    Von seinem Mantel umflattert, verstaute er die Duar sicher auf dem Rücken und zog sich dann in den Pilotensitz hoch. Mit seinen noch immer von Deltawasser und Schweiß überströmten Augen konnte er die Geschwindigkeit des Sumpf-Buggys nicht einschätzen, doch muß- te sie beträchtlich sein. Er stemmte sich gegen den Steuerknüppel und drosselte die Maschine, woraufhin er das Fahrzeug in einem engen Bogen dorthin zurückbrachte, wo mehrere durchnäßte Prinzessinnen ängstlich Wasser traten.
    Mudge und Pivver sprangen sofort ins Wasser, um ihnen beizuste- hen, während die Soldaten ihre Aufmerksamkeit teilten und beim Her- einziehen der Prinzessinnen mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Schrecken auf den betäubend lauten Wirbelsturm schauten, der dauer- haft am Heck des Bootes angebracht schien.
    »Stopf dir das in den Hintern, du ranziger Sack voller Bartfusseln!« heulte Mudge Silimbar nach. Er wußte, daß der Tamarin ihn unmög- lich hören konnte, doch das war ihm gleichgültig. »Versuch nur, 'nen echten 'exer mit 'nen paar verdammten Fetzen verzaubertes Papier zu besiegen, 'ä?« Dann zwinkerte er seinem Freund zu und bemerkte ru- hig: »Nettes Gesangsstückchen, Kumpel. Ich geb gern zu, daß ich für 'n Momentchen unruhig geworden bin. Dies Wunderboot 'ier ist der reinste Geniestreich.«
    »Danke.« Jon-Tom war sich deutlich bewußt, daß er etwas ganz an- deres hatte herbeisingen wollen, doch unter den gegebenen Umstän- den sah er keine Notwendigkeit, weiter darauf einzugehen.
    »So bricht man 'nen unredlich zustande gekommenen Vertrag«, brabbelte der Otter weiter. »So...« Plötzlich jaulte er bellend auf, denn er verlor den Boden unter den Füßen, als der Sumpf-Buggy sich heftig zur Seite neigte.
    Jon-Tom brauchte eine Weile, sich mit der ungewöhnlichen Bedie- nungsweise des Fahrzeugs vertraut zu machen. Man konnte keines- wegs sagen, daß er es schließlich beherrschte. Eher schon gelang es ihm, eine Art Übereinkunft zwischen Mensch und Maschine zu errei- chen. Er verlangte nicht zuviel von dem Boot, und im Gegenzug legte das Boot es nicht mehr darauf an, ihn in die nächste Baumgruppe zu rammen.
    Erst als Jon-Tom sicher war, daß Silimbar keine Bedrohung mehr darstellte, griff er zu dem aus der Zündung herausragenden Schlüssel hinunter und stellte das verdammte Ding ab. Das bellende Triebwerk hustete auf und verstummte dann gänzlich, und die Propeller liefen aus, während Jon-Tom den Bug auf einem niedrigen Hügel von Schilf und schwammiger Erde festlegte. Eine Familie leuchtendfarbiger, fliegender kleiner Eidechsen sauste aus dem Gras hervor und stürzte sich ins Wasser.
    Jon-Tom stellte sich auf den Pilotensitz, schaute über den Propel- lerkäfig zurück und war nun endgültig sicher, daß Silimbar weder jetzt noch in der näheren Zukunft irgendeine Gefahr darstellen würde. Al- les, was von seiner werten Gegenwart zurückblieb, war ein schwacher, sich rasch verflüchtigender Geruch von fauligem Sumpfgas.
    Die Prinzessinnen, die im Wasser gelandet waren, versuchten, sich so gut wie möglich abzutrocknen. Einige verwunderten sich über die sauberen geraden Linien des transformierten Flachbootes. Das Holz war durch verbeultes Aluminium- und Stahlblech ersetzt worden. Selbst das Deck lag glatt und kühl unter ihren

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