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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ihrer Hoffnung Ausdruck, der Bannsänger werde vielleicht nach Erfüllung seiner Aufgabe in Mashupro auf demselben Wege zurück kehren und sie noch einmal einer Wandlung unterziehen.
    Innerhalb weniger Tage hatte Jon-Tom die Vogelgemeinde zu- nächst aus einem Zustand der Zufriedenheit ins Elend gestürzt, dann aber in seiner Abwesenheit zu einem prahlerischen und stolzen Dorf emporgehoben. Die Wandlung war nicht nur körperlich, sondern e- bensosehr auch geistig. Das abgeschnittene, einsame Fischerdorf war zu einem Schauplatz stetig wechselnder Licht- und Farbeffekte ge- worden, und seine Bewohner konnten nun, was Schönheit und Far- benpracht betraf, die Herausforderung eines jeden Regenwaldvogels annehmen. Sie waren angemessen dankbar, doch selbst nach Wochen immer leicht erschüttert.
    Vielleicht hätten sich die Dinge anders entwickelt, wäre nicht Jon- Tom gezwungen gewesen, neue Verse über Federn mit den schon er- probten alten zu vermischen, die sich auf die individuelle Lackierung von Autos bezogen.

XV
    Nachdem der Sumpf-Buggy mehrere Tage lang mit Höchstge- schwindigkeit vorwärtsgeschossen war, gerieten sie... wenn nicht in die Zivilisation, so doch wenigstens ab und zu in die Nähe einer ein- samen Fischerhütte oder eines Hausbootes. Von Zeit zu Zeit mußten sie anhalten, während ihr Führer auf der Suche nach Wegmarkierun- gen in der Luft kreiste und daraufhin mit neuen Richtungsanweisun- gen zu ihnen zurückkehrte.
    Nach einem weiteren Reisetag verlangsamten sie ihre Fahrt, weil sie sich endlich der Stadt Mushupro näherten.
    Wenn er auch nicht eine prachtvolle Großstadt wie Polastrindu er- wartet hatte, so hatte sich Jon-Tom zumindest ein Städtchen wie Lynchbany erhofft. Doch diese Hoffnung wurde bald enttäuscht. Das größte Gebäude wies nur drei Stockwerke auf, und die meisten Häuser waren einstöckig. Dort, wo das südlichste Ende des Karrakas-Deltas das offene Meer berührte, kauerte sich die Siedlung im Schutz einer dicht mit Mangroven bewachsenen Sandbank zusammen. Hinter der Stadt bildeten Zypressen, Umbramangroven und andere Pflanzen ein abgetrenntes kleines Walddickicht.
    Sie fuhren über den Hauptkanal von Westen her in die Gemeinde ein, wobei Jon-Tom den grollenden Sumpf-Buggy im Bogen in den engen natürlichen Kanal hineinsteuerte, der Maschupros Hauptver- kehrsachse darstellte. Sobald sie sich zwischen den Gebäuden be- fanden, verging ihnen der Gedanke an einen Spaziergang über ge- pflasterte Straßen oder wenigstens ungepflasterte Wege. Statt eigentli- cher Straßen hatte Mashupro nur noch mehr Wasser zu bieten.
    Mit geweiteten Glotzaugen eilten Stadtbewohner herbei, um ihre einfachen Fahrzeuge vor den daherdonnernden Eindringlingen aus dem Weg zu rudern oder zu staken. Die Besucher wurden mit einer Vielzahl von Gesten bedacht, und einige davon waren keineswegs schmeichelhaft. Panik entstand nicht, nur eine Art träger Neugierde kam auf. In Mashupro war es viel zu warm und zu feucht, als daß man sich über irgend etwas ernsthaft zu erregen vermochte.
    Die Stadt Mashupro war zwar weder schön noch beeindruckend und nicht einmal besonders sauber, doch sie besaß eine Eigenschaft, die sie einzigartig machte. Sämtliche aufs Geratewohl verstreute Häuser und Hütten, Geschäfte und Saloons waren auf Stelzen erbaut, die sich zwischen zehn und zwanzig Fuß hoch aus dem Wasser erhoben. In Mashupro wäre ein Wagen so fehl am Platze gewesen wie ein Frosch auf einem Gletscher. Dies bedeutete jedoch nicht, daß die Bewohner sonderlich seßhaft waren. Tatsächlich waren sie sogar umtriebiger, als Jon-Tom es bisher je in einer Stadt gesehen hatte.
    Während sie langsam die bemoosten Seitenkanäle entlangfuhren, bemerkten die Reisenden erstaunt, wie ein Gebäude nach dem anderen sich auf seinen Stelzen erhob und in die von seinem Besitzer ge- wünschte Richtung ging. Nicht jedes Gebäude war unterwegs. Ohne ein gewisses Maß an Ordnung hätte keiner keinen finden können. Doch besaß eindeutig jedes Gebäude die Fähigkeit, sich bis zu einem gewissen Grade in Bewegung zu setzen.
    »'ey«, kommentierte Mudge, »wie würd es dir gefallen, 'ier der Arzt zu sein? Stell dir vor, du mußt 'ausbesuche machen, verdammt noch mal.«
    »Ich hätte euch davon erzählt«, sagte Naike, »aber diese Sache kann man nur schwer glauben. Das muß man mit eigenen Augen sehen.« Jon-Tom nickte zustimmend und verfolgte dabei fasziniert, wie zwei Privathäuser sich elegant vor einen Lebensmittelladen plazierten

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