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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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losließen und sich sogar frei hinstellten, so daß der Fahrtwind ungehindert durch ihr Fell blasen konnte. Jon-Tom gab immer mehr Gas, bis sie schließlich praktisch über das Wasser dahinflogen. Mittels seiner Schnabelspitze konnte Felgrin ihnen die Richtung weisen, ohne sprechen zu müssen.
    Auf der teilweise verwüsteten Insel versammelten sich die frisch befiederten Bewohner, um über die Überreste verschiedener Bäume und Häuser zu beratschlagen, als das lärmende Boot sich nach Süden entfernte.
    »Felgrin wird ihnen gute Dienste leisten«, bemerkte einer der Löff- ler.
    »Welch merkwürdige Schar!« Eine Silberreiherin zog ihre dünne Weste gerade. »Eine solche Gruppe von Reisenden ist mir noch nie begegnet.«
    »Dieser Bannsänger«, brummte ihr Gefährte. »Ein Mensch, und derart groß! Welche Wunder er wohl herbei beschwören kann?«
    »Und welches Unglück?« Der in der Nähe stehende Singklug trat gegen die Überreste einer eingebrochenen Hauswand. »Am besten machen wir uns an die Arbeit.«
    »Es hätte schlimmer kommen können.« Ein Purpurteichhuhn drehte mit seinen übergroßen Füßen Bruchstücke einer Zimmerdecke. »Kei- ner von uns ist umgekommen, und wir selbst waren nur kurzfristig beeinträchtigt.«
    »Das ist wahr«, stimmten bereitwillig ein paar weitere Vögel zu.
    »Ernsthafter Schaden ist nicht entstanden.«
    »Sowieso wollte ich das alte Nest umbauen«, verkündete fröhlich ein Nashornvogel.
    Erst mit zwei Tagen Verspätung zeigte sich eine weitere Auswir- kung von Jon-Toms Banngesang.
    Singklug saß auf einem seiner Lieblingsplätze, dem über das Was- ser ragenden Ast eines Sichelnußbaumes, und würgte höflich einen schon halbverschluckten Buntbarsch hoch, bevor er das Wort an sei- nen Freund richtete. Es war ungehörig, beim Schlucken zu sprechen.
    »Fühlst du dich unwohl, Davil?«
    Unsicher klapperte der Rosalöffler mit dem Schnabel. »Warum tsollte ich mich unwohl fühlen, Tsingklug?« Alle Löffler neigen zum Lispeln.
    »Weil du in Flammen stehst«, informierte ihn der Blaureiher ruhig.
    »Wirklich? Ich fühle mich gar nicht so, als tstünde ich in Flam- men.«
    »Schau dich doch an.«
    Der Löffler hob einen Flügel und sah die unverwechselbare Spur leuchtend orangefarbener Flammen von der Flügelspitze bis zur Schulter laufen. Auch der andere Flügel und der größte Teil seines Körpers waren von Flammenzungen überzogen.
    »Komisch. Ich fühle mich nicht im geringsten überhitzt.« Neugierig strich er mit der einen Flügelspitze über die andere. »Farbe oder Krei- de ist es nicht.«
    »Deine natürliche Farbe hat sich geändert.« Singklug starrte wütend nach Süden. »Dieser verfluchte Bannsänger!«
    »Oh, ich weiß nicht.« Der Löffler streckte einen Flügel nach oben und besah sich, wie dieser das Licht der Sonne funkelnd einfing. »Ets gefällt mir irgendwie. Da wir gerade dabei tsind - du tsolltest dich sel- ber auch einmal antsehen.«
    »Mich selber?« Mißtrauisch drehte der Blaureiher sich um. »Was ist mit mir?«
    Er hatte Angst vor dem Anblick, der ihn erwartete, konnte es aber dennoch nicht lassen und senkte den Blick.
    Das Gefieder von Flügeln und Körper zeigte nun ein leuchtendes Muster von smaragdgrünen und eisblauen Diamanten.
    Der Löffler wies auf zwei weibliche Silberreiher, die in einem ande- ren Fischbaum saßen. »Schau dir Erelmin an.«
    Das leuchtendweiße, mit schwarzen und gelben Bändern gestreifte Flügelkleid der Silberreiherin verlieh ihr das Aussehen einer längsge- streiften Hornisse. Ihre Begleiterin stellte rosa- und orangefarbene Nadelstreifen auf schrillem roten Untergrund zur Schau.
    Nun erhoben sich auf der ganzen Insel, von den beliebten Fischstel- len bis zum Dorf, Rufe und lautes Geschrei. Zwischen den Bäumen erschallten sowohl Ausrufe des Erstaunens als auch des Entsetzens, wobei letzteres allerdings recht schnell verhallte.
    Unbestreitbar sah nach dieser unvorhergesehenen Entwicklung kein Vogel mehr so aus wie vorher, dennoch wurden die Veränderungen selten mit Verzweiflung aufgenommen. Selbst die blassesten unter den neuen Farben hatten eine verblüffende Leuchtkraft, und kein ein- ziger Vogel, nicht einmal der jüngste Grünschnabel, war übergangen worden.
    Die einzigen Klagen kamen tatsächlich nur von denen, die der Mei- nung waren, ihr magischer neuer Anstrich sei im Vergleich zu dem ihrer Nachbarn nicht günstig genug ausgefallen. Diese Vögel waren zwar nicht gerade verstimmt, verliehen jedoch gelegentlich

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