Die Entfuehrung der Wochentage
mulmiger zumute. Er wollte doch nicht ..., oder?
»Leg dich auf den Tisch«, wies er sie an. Sie seufzte auf. Doch er wollte.
Pikiert über den ungewöhnlichen Untersuchungsort, krabbelte sie auf die grüne Oberfläche. Als er ihr ängstliches Beben bemerkte, lächelte er sie entschuldigend an und erklärte: »Der Billardtisch hat die perfekte Höhe für mich. Also keine Angst, ich habe nicht vor, dich zu missbrauchen, ich will mich nur nicht ständig bücken müssen. Mein Rücken nimmt es mir schon übel.«
»Ohoo«, purzelte es erleichtert aus ihr heraus. »Gott sei Dank.«
Er zwinkerte ihr zu und meinte verschmitzt: »Ich beziehe das jetzt mal auf den ersten Teil meines Satzes und nicht darauf, wie es meinem Kreuz geht.«
»Natürlich«, bestätigte sie seine Annahme rasch, ehe er darin einen Anlass sehen konnte, sie ein wenig zu quälen.
Er löste die Verbände und seine Finger tasteten die Gelenke und die Wundränder fachmännisch ab. Er wirkte in seine Arbeit vertieft und sehr konzentriert. Seine Miene verdunkelte sich, als er den Klebeverband auf ihrer Brust behutsam abzog. Sie hielt dennoch die Luft an und biss die Zähne zusammen, als der Klebstoff über ihre Haut ratschte und einen geröteten Streifen hinterließ.
»Warst du etwa duschen?«, fragte er sie fassungslos und klopfte auf ihrem Brustkorb herum.
»Ja.«
»Die Wundränder sind ganz aufgeweicht, das kommt davon, wenn man die Verbände nicht sofort nach dem Baden wechselt, du blöde Kuh.«
Er schmierte irgendeine fetthaltige Substanz darauf, dann holte er aus seiner Tasche einen neuen Klebeverband und platzierte ihn wieder über den Wunden, die sie sich selbst verdankte.
Auf ihren Arm- und Fußgelenken verteilte er ein kaltes Gel, verband sie aber nicht wieder, sondern tippte ihr stattdessen auf die Schulter und befahl: »Dreh dich auf den Bauch und lass mich sehen, was Tom mit deinem Rücken angestellt hat.«
Sie tat widerstandslos das, was er ihr aufgetragen hatte und genoss seine Finger auf ihrer Haut. Er war nicht besonders zärtlich, aber auch nicht grob. Seine Kuppen streichelten über ihren Rücken und sie hörte ihn zufrieden Brummen. »Sehr schön, keine offenen Stellen, nur ein paar blaue Flecken und Blutergüsse.«
Er rieb die gleiche, schmierige Substanz auf, mit der er zuvor ihre Verletzungen behandelt hatte, und sagte dann: »Du kannst aufstehen.«
Sie stemmte sich mit den Armen ab und schwang sich vom Tisch. »Bist du auch beim Essen dabei?«
Samir bestätigte es mit einem breiten Lächeln. »Bei van Darksons Geburtstag sollte man dabei sein.«
»Was? Er hat heute Geburtstag?«
»Jup«, war die lässige Antwort darauf, bevor ein dickes Grinsen sein komplettes Gesicht überzog: »Hast du etwa kein Geschenk für ihn?« Seine Augen wanderten zwischen ihre Beine. »Ich kann dir sagen, was er sich wünscht.«
»Ich hab es ihm schon überreicht«, fauchte sie und drängte sich an dem unverschämt anzüglichen Arzt vorbei. Seine Schritte verfolgten sie und er holte sie bald darauf ein. »Hey, Sonntag, warte.«
Sie wollte weiterlaufen, aber er riss sie am Arm zurück. »Bleibst du wohl hier«, rief er. »Zu einer Party gehört ein wenig Vorbereitung. Geh dich schminken und hübsch machen.«
Er dirigierte sie ins Badezimmer und stellte demonstrativ einen Schminkkoffer vor ihr ab. Fassungslos starrte sie auf den gut sortierten Inhalt, kramte ein helles Make-Up und Wimperntusche heraus. Mit den Fingerspitzen verrieb sie die flüssige Foundation, dann tuschte sie sich kräftig ihre langen, dichten Wimpern, die ihre Rehaugen umrandeten. Zum Schluss wollte sie ein beiges Lipgloss auftragen, aber Samir schüttelte heftig den Kopf und drückte ihr stattdessen einen knallroten Lippenstift in die Hand. »Er mag kräftige, rote Farben.«
Die Wahl des roten Stiftes gefiel ihr nicht. Grummelnd trug sie die intensiv leuchtende Farbe auf ihre vollen Lippen auf, die dadurch reichlich vulgär wirkten. Sie bevorzugte ansonsten dezentere Pastelltöne von Zartrosa bis Ebenholz, aber sie wagte es nicht, dem Mann zu widersprechen, der schon warnend seine Augenbrauen hochgezogen, als er ihr Zögern bemerkt hatte.
Als sie fertig war, zauberte sie ein wenig Rouge auf die Wangen und musterte sich im Spiegel. Der rote Lippenstift funkelte verführerisch auf ihren Lippen und vermittelte dem Betrachter ein Bild von Wollust, die sie nicht verspürte, aber ausstrahlte. Die großen Augen blickten aus einer Mischung aus Trotz und Unschuld unter den
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