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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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müssen.
    Sie tapste durch die Wohnung, die größer war, als sie gedacht hatte. Ganze acht Zimmer gehörten zu Tom van Darksons persönlichem Wohnbereich. Sie fing bei der Küche an und endete in dem geräumigen Terrassenzimmer. Die Balkontüren waren weit geöffnet und die weißen Vorhänge wehten in der leichten Meeresbrise. Sie trat hinaus auf die weißen Holzdielen, die man verlegt hatte, und genoss den Anblick der unendlichen Weite. Das blaue Wasser rauschte in ihren Ohren und sie sog die salzige Luft ein, die vom lieblichen Duft der zahlreichen Blumen, die in großen Bastkübeln auf der Veranda standen, durchdrungen war.
    Ihre Seele hörte einen kurzen Moment auf, zu schmerzen, und sie schlenderte bis zu dem feingeschliffenen Geländer vor. Die Sonne wärmte ihre nackte Haut und Sofia suchte den Schatten eines Sonnenschirms, der neben einem hellen Korbsessel stand. Die private Terrasse des Herrschers nahm fast die ganze Frontseite des Gebäudes, die zum Meer hingewandt war, ein.
    Kleine Palmen, Blumen und Sträucher separierten und schützten den idyllischen Platz vor neugierigen Blicken. Völlig unbeobachtet ließ sie sich auf den weichen Korbsessel fallen, legte die Füße auf den Kaffeetisch und schloss die Augen. Die Vögel zwitscherten, das Meer rauschte und leises Gemurmel vieler Stimmen drang einschläfernd zu ihren Ohren.
    Sie versank in einen entspannten Schlaf.
    Etwas Eiskaltes weckte sie und sie sauste erschrocken hoch.
    Tom grinste unverschämt auf sie hinab. Er hatte sich erneut umgezogen und war jetzt mit einer weißen Leinenhose, zum weißen, kurzärmligen Hemd bekleidet, das er lässig aufgeknöpft trug. Er entfernte das kühle Glas von ihrem Hals und hielt es ihr stattdessen auffordernd vor den Mund. »Hier trink. Du verdorrst mir sonst noch und auf Trockenpflaumen stehe ich nicht.«
    Sofia war die fiese Anspielung nicht entgangen, es war kein Zufall gewesen, dass er so verachtend mit ihr sprach. Ihm war wohl ihr voriger Übermut noch immer im Gedächtnis geblieben und er hatte beschlossen, sie mit Herablassung zu behandeln und ihr somit einen Dämpfer zu geben.
    Sie entriss ihm das Wasserglas mit einem undefinierbaren Geräusch, laut genug, dass er es hören, aber zu undeutlich, als dass er sie dafür zurechtweisen konnte. Sie schlang das kühle Nass ihre trockene Kehle hinunter. So verdurstet, wie sie war, musste sie eine Ewigkeit geschlafen haben. Sie blinzelte in die rote Abendsonne und fuhr sich verwundert über die Augen. »Wie spät ist?«, fragte sie fassungslos, als sie begriff, dass sich der Tag dem Ende zuneigte.
    »Du hast noch eine halbe Stunde, bevor das Abendessen beginnt«, antwortete er ihr und setzte sich auf die Korblehne. Er winkte einen Schatten heran, der bis jetzt unbemerkt im Türstock gestanden hatte, und den Sofia im Gegenlicht erst relativ spät als Samir identifizierte.
    »Er wird deine Verbände wechseln, danach können wir los und im Mädchenhaus zum Essen gehen. Ich denke, die anderen Wochentage werden sich freuen, dich wiederzusehen.«
    Als Sofia sich den erbosten Ausdruck von Donnerstag ins Gedächtnis rief, bezweifelte sie das stark, hütete sich jedoch, ihm ihre Ansicht mitzuteilen.
    Der Arzt machte eine gelangweilte Geste in ihre Richtung und trat wieder ins Haus hinein, ohne abzuwarten oder sich zu vergewissern, ob sie ihm folgte. Sie stand auf, schüttelte ihre steifen Glieder und rannte hinter dem großen, schlanken Mann hinterher, der von seiner Statur ein richtiger Hüne war. Er überragte Tom und Tristan, eigentlich jeden, den Sofia bis jetzt kennengelernt hatte, um mindesten zwei bis drei Kopflängen und dass obwohl der Herrscher und sein Sklave selbst sehr groß und gutgebaut waren. Samir war aufgrund seiner imposanten Erscheinung sicherlich kein Mann, den man gerne zu seinen Feinden zählte.
    Er blieb abrupt stehen und sie prallte unvermittelt gegen sein breites Kreuz und rieb sich fluchend ihre schmerzende Nase.
    »Sorry«, brummte er und öffnete eine Tür, die in einen kleinen Salon führte, den Sofia vorher schon interessiert inspiziert hatte. Das Zimmer war in einem kühlen hellblau gehalten, blau gestreifte Sessel und eine Schiffstruhe gaben dem Raum einen mediterranen Touch. Auf einer uralten, wurmstichigen Bar aus Eichenholz waren mehrere alte Scotch- und Schnapsflaschen, daneben kunstvoll gestaltete Gläser, platziert. In einer Ecke stand ein Billardtisch, worauf Samir zusteuerte. Mit jedem Schritt auf den samtigen Tisch zu wurde Sofia

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